»Warum wolltest du eigentlich beim letzten Mal als ich hier geschlafen habe unbedingt das ich die Kette abnehme?«, fragte sie irgendwann leise, als sie sich daran erinnerte, wie sie das erste Mal hier übernachtet hatte. Sie drehte ihren Kopf, um ihm ins Gesicht zu schauen.

»Wie kommst du denn jetzt darauf?«, fragte Draco sanft.

»Keine Ahnung, jetzt wo ich wieder hier bin, musste ich einfach an die Situation denken«, antwortete Hermine.

»Ich wollte einfach mit dir Kuscheln und ich wusste halt, das die Kette mich verletzt, wenn ich sie berühre.«

Hermine lächelte ihn an. Sie war in diesem Moment so glücklich, dass es schon fast unwirklich war.


*


Gebannt starrte Hermine auf die Kette. Sie war eingeschlossen in einer Kuppel aus verstärktem Glas. Draco hatte gerade wiederstrebend das Dämonsfeuer beschworen und Hermine half ihm dabei, das Feuer zu kontrollieren. Sie konnte die Hitze auf sich spüren und die Macht, die von dem Feuer durch sie lief. Ein kurzer Blick zu Draco zeigte ihr, dass er wie sie verbissen die Kette anstarrte.

Wie sie gehofft hatte, fing sie wirklich an zu schmelzen. Das Silber des Anhängers floss von der Kugel, die jetzt hellrot leuchtete, als würde sie gegen die Flammen ankämpfen.

Hermines Zauberstabhand zitterte, als sie das Dämonenfeuer weiterhin unter Kontrolle hielt. Trotz der vielen Vorkehrungen hatte sie Respekt vor dem Feuer.

Das Silber war jetzt komplett geschmolzen und die Kette wechselte ihre Farbe von Hellrot zu schwarz. Als sie tiefschwarz wurde, schrie Draco plötzlich auf. Erschrocken schaute sie zu ihm, aber musste dann wieder zu dem Feuer schauen. Wenn Draco ihr nicht mehr half, es zu kontrollieren, musste sie nur noch mehr aufpassen. Sie hörte seine Schreie und konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie er seine Handflächen an seine Schläfen presste und sich kraftlos zu Boden gleiten ließ. Hermine biss sich auf ihre Lippe und zwang sich dem Feuer ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Ihre Ohren brannten von seinen Schreien.

Die Kugel hatte einen ersten Riss bekommen. Schwarzer Dampf stieg aus ihr empor, der wie geplant von ihrer kuppelartigen Barriere aufgefangen wurde. Je mehr Dampf aufstieg, desto heller wurde die Farbe der Kugel, bis sie schließlich farblos wurde. Hermine keuchte vor Anstrengung.

Dann hörten plötzlich Dracos Schreie auf. Hermine konnte ihn nur noch heftig atmen hören. Trotzdem wagte sie es nicht zu ihm zu schauen, weiterhin galt ihr Blick nur der Kugel. Welche sich jetzt komplett aufgelöst hatte und selbst der Dampf wurde von dem Feuer verschluckt. Erst als Hermine ganz sicher war, dass nur noch das Dämonenfeuer in ihrer Vorrichtung brannte, löschte sie es mit letzter Kraft.

Erschöpft ließ sie sich auf den Boden gleiten und strich sich über ihre Stirn. Sie war schweißnass vor Anstrengung. Dann glitt ihr Blick zu Draco, der nicht weit von ihr ebenfalls auf dem Boden saß. Er war noch blasser als sonst und hatte tiefe Augenringe bekommen.

»Alles in Ordnung?«, fragte Hermine mit belegter Stimme. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er jetzt von der Kette befreit war. Dass er Schmerzen bei der Zerstörung der Kette gehabt hatte, hieß eindeutig, dass er von ihr beeinflusst wurde. Deswegen schaute sie ihm nicht mehr ins Gesicht.

»Ja.«

Seine Stimme klang viel zu dünn und er räusperte sich einmal.

»Es tut mir leid«, murmelte er dann und Hermine verstand sofort.

Seine Gefühle waren nicht echt. Die Kette hatte ihn wirklich manipuliert. Auch wenn sie es schon geahnt hatte, tat es ihr weh. Verdammt weh. Sie musste blinzeln, damit keine Träne ihr Auge verließ, und versuchte aufzustehen. Aber ihre Beine fühlten sich so weich an, dass sie sich lieber wieder setzte.

Unbewusst glitt ihr Blick wieder zu Draco, der sie beobachtete.

»Möchtest du nicht wissen, ob-«, er brach ab, als würde er nicht die richtigen Worte finden.

»Ich verstehe es schon, die Kette hat dich wirklich manipuliert«, brummte Hermine, seufzte und schloss die Augen. Einen kurzen Moment bereute sie es, die Kette zerstört zu haben. Gestern war es so schön gewesen, wie es nie wieder sein würde.

»Nun ja, dank ihr habe ich mich auf jeden Fall anders verhalten. Keine Ahnung, wie man es beschreiben kann, es war vielleicht wie ein Feuer. Ich meine, sie hat mich viel stärker fühlen lassen als normalerweise«, sagte Draco und rutschte etwas zu ihr. Hermine wollte eigentlich sofort zurückweichen, aber ihr Körper bewegte sich keinen Millimeter.

»Du musst nicht versuchen, es zu erklären. Ich verstehe, dass es von deiner Seite nicht echt war, dass es mit uns vorbei ist«, sagte Hermine und schaute auf ihre Hände. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihren Zauberstab immer noch so stark umklammerte, dass ihre Sehnen hervortraten. Sofort lockerte sie ihren Griff.

»Es tut mir wirklich leid, als die Kette noch existiert hat, war ich mir dessen nicht bewusst. Ich wollte dich zu nichts drängen.«

Einen Moment hatte sie seine Hand in ihrem Blickfeld, als wollte er ihre Hand nehmen und hatte sich dann aber doch noch im letzten Moment dagegen entschieden.

»Es ist in Ordnung, du brauchst dir keine Vorwürfe machen. Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse«, murmelte Hermine und traute sich wieder zu Draco zu schauen, der sie gequält anschaute.

»Es gibt wohl nicht immer ein Happy End«, brummte sie, was ihn dann doch schmunzeln ließ.

Draco sagte aber nichts dazu und Hermine starrte einfach wieder auf ihre Hände. Am liebsten würde sie jetzt sofort wieder nach Hogwarts fahren. Aber sie musste bis morgen warten. Sie musste noch eine Nacht im Manor schlafen. Und für seine Eltern war sie immer noch seine Freundin.


Mysterious NecklaceWhere stories live. Discover now