September 1971
Dicke, schwere Regentropfen prasselten an die hohen Fenster, auf dessen Sims ein kleines Mädchen mit goldblondem, langem Haar saß. Absolut reglos verharrte sie und starrte hinaus in die finstere Nacht, in der der Wind an den Bäumen riss. Im großen Korridor der Eingangshalle war es still und leblos. Die vier Stundengläser an der Wand waren leer, denn noch hatte das neue Schuljahr nich begonnen.
Das Mädchen auf dem Fenstersims regte sich plötzlich. In der Ferne konnte sie winzige Lichter sehen, die immer näher kamen. Lichter, auf die sie bereits den ganzen Abend gewartet hatte.
Sie trocknete sich mit den Handballen die Augen. So gerne wäre sie dabei gewesen. Einfach wie alle anderen Erstklässler mit den kleinen Booten über den See gefahren, aber sie durfte nicht.
Die ersten pferdelosen Kutschen kamen an und wenige Momente später, war die noch eben stille Eingangshalle erfüllt von Geplapper, als Hunderte von Schülern in schwarzen Umhängen, in die Große Halle strömten. Einige trugen bunte Schals, andere hatten die Kapuzen noch auf dem Kopf, um sich vor dem strömenden Regen zu schützen. Viele von ihnen kannte das Mädchen vom Sehen, denn Hogwarts war seit jeher ihr Zuhause.
Doch von nun an würde sie selbst am Unterricht teilnehmen.
Als die meisten Schüler in der Großen Halle waren, sah das Mädchen eine streng aussehende Hexe in einem smaragdgrünen Umhang die Eingangshalle betreten. Ohne darüber nachzudenken, rutschte sie vom Fenstersims, um sich keinen Tadel einzuhandeln. Zu ihrem Glück hatte die Professorin sie nicht sofort bemerkt, aber dann lächelte sie das blonde Mädchen gütig an – ein Lächeln, das man selten in ihrem Gesicht sah und es hatte seine Wirkung: Für einen Augenblick vergaß das Mädchen den vergangenen Streit und lächelte zurück.
Erneut knarrten die großen Türen des Eingangsportals. Doch diesmal war es nicht eine Schülerschar, die sie geöffnet hatte, sondern ein riesiger, zotteliger Mann.
»Die Erstklässler, Professor McGonagall«, sagte er mit seiner dunklen Stimme und meinte damit die streng aussehende Hexe in Smaragdgrün.
Das Mädchen kannte den Hünen und sie wusste, dass er, entgegen seiner Gestalt, harmlos war. Die Kinder, die er begleitet hatte, schienen jedoch von ihm eingeschüchtert zu sein. Die Professorin trat vor und sprach: »Danke, Hagrid. Ich nehm sie dir ab.«
Sie winkte ihnen zu und das Mädchen folgte ihr, zusammen mit den anderen Erstklässlern. Gemeinsam gingen sie durch die gepflasterte Halle und betraten eine kleine Kammer, in der die Hexe in Grün um Aufmerksamkeit bat.
»Willkommen in Hogwarts! Ich bin Professor McGonagall. Das alljährliche Bankett zum Schuljahresbeginn wird in Kürze starten. Doch zunächst werdet ihr in eure Häuser eingeteilt.« Das Mädchen ließ während der Ansprache seinen Blick schweifen. Es kannte die Prozedur in- und auswendig und war, im Gegensatz zu den anderen Schülern in diesem Raum, kein bisschen verunsichert. »Die Häuser, sind gleich euren Familien hier in Hogwarts. Die Schüler eines Hauses haben gemeinsam Unterricht, schlafen in ihren Schlafsälen und verbringen ihre Freizeit im Gemeinschaftsraum. Diese vier Häuser heißen: Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Ihr könnt durch gute Leistung Punkte für euer Haus verdienen und durch Unfug oder Regelbrüche Punkte verlieren. Am Ende des Jahres bekommt das Haus, das die meisten Punkte gesammelt hat den Hauspokal verliehen.« Sie machte eine kurze Pause, um die Reaktion der verunsicherten Schüler abzuwarten. »Nun gut. Dann folgt mir bitte!«
Das Mädchen gehorchte ihr wortlos und ohne auf die Anderen zu achten, die nun eifrig tuschelten und spekulierten, in welches Haus sie kommen würden.
Sie hingegen machte sich darüber keine Gedanken, weil sie bereits wusste, wie sie eingeteilt werden würde. Immerhin floss das Blut eines der vier Gründer in ihren Adern.

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Im Schatten eines großen Namens
FanfictionAlbus Dumbledore war immer der einzige Mann gewesen, den Kathleen Prewett geliebt hatte. Trotz all ihrer Bemühungen war aus ihrer Freundschaft nie mehr geworden - bis zu jenem weinhaltigen Abend. Es brach Kathleen das Herz, als sie Albus, trotz ihre...