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Als ich aufwachte, war mir unglaublich warm.
Funktionierte die Klimaanlage denn nicht mehr?
Genervt wälzte ich mich aus dem Bett um nachzusehen.
Im Dunkeln stand ich auf und merkte, dass anstatt meinem flauschigen Teppich, harter Holzboden unter meinen Füßen war. Seltsam.
Gedankenverloren tastete ich nach dem Lichtschalter.
Verdammt nochmal, wo war er?
Ein Griff weiter nach rechts und ich erwischte ihn.

Und im Licht wurde mir dann auch alles klar.
Ich war nicht zu Hause. Ich war auf der Farm meiner Großeltern. In ihrem Gästezimmer.

Und soweit ich wusste gab es keine Klimaanlage.

Na super.

Grummelnd legte ich mich wieder ins Bett und versuchte nochmal einzuschlafen.
Es war noch mitten in der Nacht.
Irgendwann, nach langem hin und her wälzen, gelang es mir dann auch.

Als ich beim nächsten Mal aufwachte fiel Tageslicht in den Raum und ich konnte die Tiere draußen hören.
Es war Zeit aufzustehen.

Ich ging runter in die Küche, fand aber niemanden.
Grandma und Grandpa waren bestimmt schon bei der Arbeit.
Ein schneller Blick auf die Uhr, sagte mir es war 9:34 Uhr.
Zu früh für mich.

Ich schaute mich nach etwas Essbarem um und fand ein Marmeladenbrot auf der Küchentheke auf einem Porzellanteller mit schrecklich kitschigem Geschnörgel drauf platziert.
Es schmeckte fantastisch.
Granny war einfach die Beste.

Mit vollem Magen und einem zufriedenen Grinsen im Gesicht nahm ich mir vor mir die Farm mal näher anzuschauen.
Ohne mich darum zu kümmern, nur in meiner Pyjamahose und einem Paar Pantoffeln bekleidet zu sein, begann ich meine Tour.

Es war ein sonniger Tag und ich genoss die Wärme auf meinem nackten Rücken, als ich mich auf zu den Ställen machte.
Zuerst würde ich die Pferde besuchen, sie waren schon immer meine Lieblinge gewesen.

Grandpa hatte drei Pferde. Einen Fuchs, ein kleines Islandpferd und einen Mustang, den sich aber niemand so richtig zu reiten traute.
Grandpa hatte ihn vor der Wurst gerettet, weil er als unreitbar galt und niemand ihn haben wollte.
Ich liebte ihn, hatte mich aber wie alle anderen noch nie auf seinen Rücken gewagt.

Das Reiten hatte ich auf Kolla (spricht man Kotla), dem Isländer gelernt.
Ich war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt gewesen und Grandpa hielt es für äußerst wichtig, dass ich wusste wie man ritt.
Bereut es gelernt zu haben habe ich nie, in der Stadt gab es nur eben keine Pferde.
Sobald ich älter wurde durfte ich auf dem Fuchs, Jacqueline, reiten.

Selbst ihm Stall hatte sich nicht viel verändert.
Alles sah so aus wie ich es in Erinnerung hatte, nur etwas kleiner. Wahrscheinlich weil ich größer geworden war.

Ich bemerkte, dass die Pferde gar nicht da waren.
Schade. Wahrscheinlich hatte Grandpa sie schon auf die Koppel geführt.
Später würde ich dort also auch noch vorbeischauen.

Mein nächster Halt war der Hühnerstall. Die Biester hatten immer noch denselben dummen Blick und dürren Beinchen.
Ich konnte Hühner nicht leiden.
Eins hatte mich mal fies gepickt und das habe ich der ganzen Spezies bis heute noch nicht verziehen.
Im Vorbeigehen streckte ich den Vögeln also die Zunge raus und schlurfte weiter du den Kühen.

Die muhten wie immer und dort traf ich auf Granny.

"Hey Grandma"

Sie schaufelte gerade das Futter der Tiere und hielt kurz inne um mir einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben.

"Guten Morgen, Schatz"

Farm Boy | lashtonWhere stories live. Discover now