Part 68

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Viktorias POV:

Eine Tür wurde geschlossen und ich konnte das Gespräch nicht weiter verfolgen. Was hatte er damit gemeint? Ich betrat meine Kräuterküche und nahm die Kräuterbündel, welche an den Deckenbalken hingen ab. An der Feuerstelle erhitzte ich Wasser und schnitt die Kräuter zu klein, bevor ich sie in die Kanne über dem Feuer gab. Wieder und wieder kreisten meine Gedanken um jenes, was Harold in diesem Moment mit den Männern zu besprechen hatte. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los, dass er viel Arbeit wegen mir zu verrichten hatte. Er hatte von einer Gesetzesänderung gesprochen, doch sagte er selbst immer wieder, er selbst sei das Gesetz. Ein Quengeln schallte durch die Gänge und ich öffnete leise die Tür meiner Kräuterküche und lief zu unserem Gemach. Felia lag zappelnd in ihrem Bettchen und weinte. Die Tränen liefen über ihre Wange und ich strich sie mit meinem Daumen beiseite. »Alles ist gut, Mäuschen«, murmelte ich und wiegte sie sanft hin und her. Die Tür hinter mir wurde geöffnet und Harold trat herein. Als er mich sah, riss er die Augen auf. Seine Reaktion verstand ich erst, nachdem ich die beiden Gestalten hinter ihm erkennen konnte. »Lady Viktoria«, begrüßte mich einer der Männer und deutete eine Verbeugung an. Ich knickste ebenfalls und strich Felia über den Rücken. »Und die kleine Lady Felia.« Sie schrie auf und klammerte sich in meine Haare. »Guten Abend, die Herren«, grüßte ich und versuchte Felia zu beruhigen. Ein wildes Klopfen an der Tür ließ uns zusammenfahren. »Viktoria, öffnet sofort die Tür«, schrie jemand und ich erkannte Ryan sofort. Ich übergab Harold Felia und stürzte die Treppen hinunter. Ryan stand schwer atmend vor der Tür, die Hände auf seine Knie gestützt. »Johanna, sie kommt nieder.« Erschrocken riss ich die Augen auf. »Harold!«, rief ich und mein Echo hallte von den Wänden wider. Nur wenige Augenblicke später stand er vor mir. »Wir müssen in mein Dorf, schnell!« Er nickte und umschlang mich.

Ich lief auf das Haus von Johanna zu und öffnete die Tür. Ihr Gatte saß neben ihr auf dem Bett und hielt ein feuchtes Tuch an ihre Stirn. »Viktoria, sie hat starke Schmerzen«, meinte er panisch und ließ von seiner Frau ab. Johanna war jung und es war ihr erstes Kind. »Ganz ruhig, Johanna. Es wird alles gut gehen!«, beruhigte ich sie und griff nach ihrer Hand. Sie nickte und krümmte sich vor Schmerzen. »Tu doch was!«, rief der Mann hinter mir und rüttelte an meiner Schulter. »Fass mich nicht an!«, schrie ich und stieß ihm gegen die Brust. »Raus hier, sofort!« Er sah zu seiner Frau, doch da betrat Harold das Haus und zog ihn mit sich.

Harolds POV:

»Fass mich nicht an«, schrie Viktoria und ich rannte auf das Haus zu. »Raus hier, sofort!«, schrie sie erneut und ich sah den Mann, welcher vor ihr stand. Ich packte ihn und zog ihn aus dem Haus heraus. Ich hatte oft mitbekommen, dass Viktoria sagte, eine Geburt müsste ruhig verlaufen. »Fass mich nicht an, du Bastard«, knurrte der Mann und wandte sich aus meinem Griff. »Bleib ruhig! Deiner Frau wird nichts geschehen!« Er wich einige Schritte zurück, fiel zu Boden und sah zu mir auf. »Fass meine Frau nie wieder an und behindere sie nicht ihrer Arbeit!«, knurrte ich. Ängstlich sah der Mann zu mir auf, bevor er nickte und sich erhob. »Ich habe Angst«, gestand er. »Das kann ich verstehen, doch deiner Frau wird nichts geschehen. Viktoria weiß was sie tut!« Erneut nickte er und strich den Dreck von seinen Hosen. »Was ist wenn ihr etwas geschieht? Was ist, wenn etwas mit dem Kind nicht stimmt?« Ich bemerkte, welche Sorgen er sich um seine Frau machte. »Es wird alles gut gehen, vertrau mir.« Er nickte und strich sich durch die langen, verknoteten Haare. »Lassen wir die Frauen allein und kommt mit zu mir in mein Schloss«, bot ich ihm an. Er zögerte einen Moment, doch dann nickte er kaum merklich. Ich griff ihn an einem Arm und Sekunden später waren wir an meinem Schloss angekommen. »Viktoria kann sich glücklich schätzen, einen Mann wie dich zu haben«, meinte er, als er das große Gebäude vor sich aufragen sah. »Ich habe sie nicht verdient, und dies weiß ich auch. Doch sie macht mich zu dem glücklichsten Mann auf Erden.« Er nickte und lief hinter mir durch die große Eingangstür und betrat das Schloss. Wir ließen uns in den großen Sesseln des Wohnraums nieder. »Wie ist dein Name?«, fragte ich ihn. »Nikolas.« Wir schwiegen eine Weile und ich reichte ihm einen Kelch mit Wein. »Ich kann es nicht glauben. Ich werde Vater.« »Ich wünschte, ich könnte dasselbe erleben wie du in diesem Moment.« Verwundert zog er die Augenbrauen zusammen und stellte den Kelch ab. »Kann Viktoria dir keine Kinder schenken?« Ich schnaubte auf. »Nein, ich kann ihr keine Kinder schenken.« »Liegt es daran, dass du ein Vampir bist?« Ich nickte und lehnte mich in meinem Sessel zurück. »Ja, ich werde ihr keine Kinder schenken können, doch nun haben wir Felia und sie ist wie unser eigenes Kind.« »Das kann ich verstehen. Tut mir leid für dich und deine Frau.«

Es waren einige Stunden vergangen und ich hatte mich mit Nikolas darüber unterhalten, wie es war ein Vater zu sein. Er sagte, es der schönste Moment in seinem Leben war, als er das Kind unter dem Herzen seiner Frau spüren konnte. Ich konnte mir vorstellen, welch ein unvergesslicher Moment das gewesen sein musste. »Lass uns zurück in dein Dorf gegen. Deine Frau wird deine Unterstützung benötigen.« Er stimmte mir zu. Wir betraten das Haus und konnten sofort die erstickten Schreie seiner Frau hören. »Du hast es gleich geschafft«, sagte Viktoria und wischte der Frau mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. Nikolas eilte zu seiner Frau und griff nach ihrer Hand. Seine Frau griff danach und drückte zu, bevor sie wimmerte. »Es ist alles gut. Gleich hast du es, Marie«, erklärte Viktoria und Marie schrie erneut. »Es-es t-tu-« Sie schrie. »So s-schrecklich w-w-weh!« »Gleich hast du es geschafft und kannst dein Kind in den Armen halten.«

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt