Kapitel 14

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Benommen schlug ich meine Augen auf und wurde sofort von grellem Licht geblendet. "Was zum...?" murmelte ich leise, während ich mich bemühte, mich aufzusetzen, wobei ich gleichzeitig eine Hand vor mein Gesicht hielt, um die helle Beleuchtung irgendwie abzuschirmen. Verwirrt und etwas neben mir, schaute ich mich im Zimmer um. Das Letzte an das ich mich erinnern konnte, war das Telefonat mit Penelope. Der Rest war wie ausgelöscht. Erst als ich das Pochen meines Kopfes und das leise Dröhnen, welches meine Ohren betraf, wahrnahm, kamen die Erinnerungen wieder. Meine Hand die ich vor mein Gesicht gehalten hatte, legte ich schlagartig auf meinen Bauch. "Bitte nicht." flüsterte ich mit geschlossenen Augen, wobei dies nicht ausreichte um mich davor zu bewahren meine Tränen, die bereits binnen weniger Sekunden meine Wangen runter liefen, zurückzuhalten. Dies schaffte auch das leise Klopfen, welches kurz darauf gegen die weiße Krankenhaustür zu hören war, nicht. Es brachte mich lediglich dazu, dass ich meine Tränen beiseite wischte und gegen weitere ankämpfte. Mit aufeinander gepressten Lippen und einer nicht ganz so klaren Sicht, schaute ich auf die Tür, die wenig später vorsichtig geöffnet wurde. "Sie sind wach." bemerkte eine schlanke Ärztin mit hellbraunem Haar, welche mir ein sanftes Lächeln schenkte. "Wie fühlen Sie sich?" hakte sie behutsam nach. "Es geht mir gut." entgegnete ich bloß schroff, da es mich nicht kümmerte wie es mir ging, sondern ich mich nur um mein Baby sorgte. Ich brachte jedoch kein einziges Wort heraus. Selbst als ich meinen Mund öffnete und versuchte zu sprechen, wurde meine Stimme abrupt erstickt. "Wahrscheinlich durch meine Angst vor der Antwort auf diese Frage." vermutete ich. "Miss Evans?" fragte die Brünette, wodurch sie meine Aufmerksamkeit zurück erlangte. "Was ist mit meinem Baby?" platzte es plötzlich aus mir heraus, wobei ich die Ärztin mit Tränen gefüllten Augen erwartungsvoll ansah. "Miss Evans ich..." sie stoppte, woraufhin ich meinen Kopf schüttelte. "Nein!" brachte ich unter Tränen hervor, sodass es kaum zu verstehen war. "Es tut mir leid." erwiderte die Ärztin, welche mich mitfühlend anschaute. "Nein." wiederholte ich noch einmal und fühlte mich wie gelähmt. "Durch den Aufprall der Kugel..." "Ich will es nicht wissen!" fiel ich ihr wütend ins Wort, bevor ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub und versuchte meine Tränen zurückzuhalten. "Gehen Sie." sagte ich beinahe wie in Trance, während ich meine Hände wieder auf meinen Bauch gelegt hatte, wobei mein Blick starr geradeaus gerichtet war. "Gehen Sie einfach." bat ich sie erneut ohne jegliche Emotionen. "Wenn Sie irgendetwas brauchen..." die Ärztin stoppte, da ich meinen Kopf schüttelte. "Ich brauche nichts." erwiderte ich kühl. Kühl, war mit Sicherheit auch das richtige Wort um zu beschreiben wie ich mich in diesem Moment fühlte. "Es ist als hätte man mir einen Teil, der zu mir gehört, einfach weggenommen. Einen Teil, den ich nie wieder zurückholen kann, egal was ich auch tue." ging es mir durch den Kopf, welchen ich zurück in das weiche Kissen fallen gelassen hatte. "Ich werde mein Baby nie im Arm halten können und ihm nie sagen können wie sehr ich es liebe." dieser Gedanke brachte mich endgültig dazu in Tränen auszubrechen. Ich hasste mich. Ich hasste mich dafür, so egoistisch und dumm gewesen zu sein, dafür nicht auf Will gehört zu haben. Abermals klopfte es leise an der Tür, weshalb ich mein Weinen verstummen ließ. Ohne eine Antwort meinerseits, wurde die Tür geöffnet und JJ, die mich besorgt ansah, kam auf mich zu gestürmt. "Fass mich nicht an und geh wieder." sagte ich, während ich meine Hände abwehrend vor mich hielt. "Case." flüsterte JJ fassungslos und ich konnte spüren wie sehr meine Zurückweisung sie verletzte. "Ich komme klar. Bitte geh einfach." wies ich meine beste Freundin erneut an, woraufhin diese ihren Kopf schüttelte. "Ich werde dich nicht allein lassen." verkündete sie energisch. "Geh!" sagte ich kalt und drehte meinen Kopf zur Seite, um sie nicht anschauen zu müssen. "Was ist los mit dir?" wollte JJ wissen, wobei ich ihre Ratlosigkeit in ihrem Gesicht, welches sich in einer der großen Glasfenster widerspiegelte, ablesen konnte. "Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mit mir reden sollst!" entgegnete sie gereizt. "Ich habe mehr als einen Fehler begangen." flüsterte ich den Tränen nah, während ich meinen Kopf wieder in ihre Richtung drehte. "Sprich mit mir." sagte JJ und nahm, nachdem sie sich auf die Bettkante gesetzt hatte, meine Hände liebevoll in ihre. "In der Nacht, in der ich mit Spencer sprechen wollte..." ich stoppte, während ich meinen Kopf beinahe beschämt senkte und JJ's Hände losließ. "Spencer und ich haben miteinander geschlafen." beendete ich den Satz leise und schaute zögerlich hoch. JJ sah mich mit großen Augen völlig sprachlos an. "Wir haben vergessen..." "Ihr habt vergessen?" unterbrach sie mich und stand auf. Ich antwortete ihr nicht, stattdessen senkte ich meinen Kopf noch ein weiteres Stück. "Was habt ihr vergessen Casey?" wiederholte JJ ihre Frage, wobei ihre Stimme lauter geworden war und meinen Kopfschmerz noch stärker wirken ließ. "Hör auf mich anzuschreien." sagte ich deshalb leise, woraufhin JJ seufzte und sich mit ihrer Hand an die Stirn fasste, ehe sie sich von mir abwandte. "Habt ihr überhaupt nachgedacht?" fragte sie vorwurfsvoll und würdigte mir noch immer keinen Blick. "Ist einem von euch klar was ihr getan habt? Und vor allem was ihr aufs Spiel gesetzt habt?" "Ich war schwanger." gab ich flüsternd von mir, bevor JJ mir weitere Vorwürfe machen konnte. Schlagartig drehte sie sich daraufhin wieder zu mir und schüttelte ungläubig ihren Kopf. "Casey es tut mir leid." war das einzige was sie herausbrachte. "Wir haben nicht nachgedacht." erwiderte ich schuldbewusst. "Ich wollte dich nicht anschreien und dir schon gar keine Vorwürfe machen." entschuldigte JJ sich, doch ich winkte ab, indem ich meinen Kopf schüttelte. "Es ist meine Schuld, dass ich das Baby verloren habe." sagte ich leise, während Tränen an meinen Wangen hinunterrinnen. "Es ist nicht deine Schuld." versicherte JJ mir und griff nach meinen Händen, welche ich auf meinen Bauch gedrückt hatte und nun langsam von diesem löste. "Hör mir zu." sagte JJ und ließ meine eine Hand vorsichtig los, um mir mit ihrem Daumen die Tränen beiseite zu wischen. "Es ist nicht deine Schuld." flüsterte sie und schaute mich einfühlsam an. "Ich wusste, dass ich schwanger bin und habe trotzdem weiter gearbeitet als wäre alles in Ordnung." begann ich weinend. "Du konntest nicht vorhersehen was geschieht." versuchte JJ mich zu beruhigen, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Ich hätte aber damit rechnen müssen!" warf ich ihr wütend und gleichzeitig enttäuscht entgegen. "Ich weiß wie du dich fühlst, aber es bringt nichts sich die Schuld daran zu geben." antwortete JJ einfühlsam und drückte meine Hände ein wenig fester. "Ich weiß was du durchmachst." fügte sie mit glänzenden Augen leise hinzu. Es dauerte nicht lange bis ihre blauen Augen sich soweit mit Tränen gefüllt hatten, dass diese langsam an ihrem Gesicht hinunterliefen und auf der hellen Bettdecke landeten. "Wovon sprichst du?" fragte ich verwirrt. JJ trocknete ihre Tränen, ehe sie mich anschaute und zu sprechen begann. "Ich wurde, während ich im Pentagon gearbeitet habe, nach Afghanistan abkommandiert." "Wo du auf Askari getroffen hast." bemerkte ich, woraufhin JJ nickte. Wobei ihr Blick der vorher voller Trauer und Enttäuschung war, nun puren Hass widerspiegelte. "Ich wusste genau wie du, dass ich schwanger war und habe mich trotzdem in einem Kriegsland aufgehalten." fuhr JJ fort und atmete tief durch. "Wir wurden angegriffen und Fahrzeuge sind in Flammen aufgegangen." "Du musst nicht weiter sprechen." flüsterte ich, während sie meine Hände fest umklammerte, wodurch ihre Nägel sich langsam in meine Haut bohrten und ich schmerzvoll mein Gesicht verzog, weshalb JJ ihren Griff sofort lockerte. "Reden wir ein anderes mal über mich. Wie fühlst du dich?" fragte sie beinahe flüsternd und sah mich mitfühlend an. "Wie fühle ich mich?" wiederholte ich ihre Frage leise. "Ich hasse mich." entgegnete ich schließlich und biss auf meine Unterlippe, welche gleich darauf zu schmerzen begann. Doch der Schmerz war mir egal, da ich ihn nicht spüren konnte, dafür war mein Selbsthass, meine Enttäuschung mir gegenüber und meine Trauer einfach zu groß. "Du hast keinen Grund dich zu hassen." hörte ich JJ's sanfte Stimme. "Ich habe keinen Grund mich zu hassen?!" fragte ich wütend. "Wen oder was sollte ich sonst für all das verantwortlich machen? Das Schicksal oder vielleicht mein Karma?" "Mach verantwortlich wen oder was du willst, aber nicht dich. Du konntest es nicht verhindern Case." sagte JJ bestimmend, woraufhin ein Kopfschütteln das einzige war, was sie von mir bekam. "Ich werde mir nie verzeihen können. Wie soll ich erwarten, dass Spencer es kann? Dass er mir jemals wieder in die Augen schauen wird ohne mich zu hassen..." "Hör auf!" unterbrach JJ mich streng und sah mich fassungslos an. "Niemand wird dich hassen." fügte sie hinzu. "Selbst wenn es so sein sollte, was hab ich davon?!" wollte ich mit erhobener Stimme wissen und schob wütend die Bettdecke beiseite, bevor ich aufstand und den Raum nach meinen Klamotten absuchte. "Wo sind meine Sachen?" fragte ich gereizt. "Was willst du mit deinen Sachen? Du gehörst ins Bett und nirgendwo sonst hin." erwiderte JJ ernst, während ich meine Klamotten auf einem Stuhl entdeckte. "Die einzige Person die ich für all das mehr als mich selbst hasse, ist auf dem Präsidium und wird wahrscheinlich gerade verhört." sagte ich kühl und verschwand mit meiner Kleidung im anliegenden Bad.

The heart wants what it wants// criminal mindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt