Weihnachten

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-Tim's Sicht-

Heute war Weihnachten, dass Fest der Liebe und obwohl diese Zeit meistens so unfassbar stressig für mich war, liebte ich sie trotzdem unheimlich.
Ich hatte die letzten Wochen hauptsächlich nur damit verbracht, für meine Liebsten die passenden Geschenke zu besorgen.
Ich war ziemlich erleichtert darüber, dass ich es dieses Jahr, nicht wie die Jahre zuvor, es sogar pünktlich geschafft hatte, alle Geschenke rechtzeitig zu besorgen und ohne jegliche Hektik eingepackt zu haben. Die letzten Jahre hatte ich es nämlich immer bis auf den letzten Drücker verschoben und das war absolut keine gute Idee, wie ich feststellen musste.

Ich verbrachte dieses Weihnachten, wie die letzten Jahre zuvor auch, mit niemanden anderen, außer mit meinem Ehemann Lukas und unseren sechsjährigen Sohn Felix.
Schon die Vorweihnachtszeit ging immer ziemlich lustig zu bei uns - vor allem das Plätzchen backen endete bei uns immer in einem total witzigen Chaos.
Meistens machten mein Sohn und ich zusammen die Plätzchen, während Lukas Weihnachtslieder vor sich hersingend das Haus dekorierte. Da war es eigentlich auch nur logisch, dass es ausgerechnet dann, wenn die Queen von Ordnung nicht dabei war, es in einer totalen Unordnung und Chaos endete. Mein Sohn war nämlich genau wie ich - ein durchtriebener Chaot.

Ich fragte mich schon seit Jahren, wie es Lukas eigentlich immer noch mit uns beiden aushielt. Denn wenig Chaos machten wir beide gerade nicht und weil er das Haus immer in totaler Ordnung und Sauberkeit halten wollte, gab es deswegen schon die ein oder andere Diskussion.
Denn seitdem Lukas vor einigen Jahren hier eingezogen ist, ist das Haus 24/7 sauber und ordentlich, weil mein Mann unser Chaos schneller beseitigt, als wie wir dieses Wort überhaupt aussprechen können.
Man könnte glatt meinen, dass wir alle drei zusammen den Haushalt jeden Tag aufs Neue bewältigen, weil es egal wann und wo, immer sauber hier ist. Doch bei diesem Gedanken lag man absolut falsch, weil das Alles nur Lukas ganz alleine war und ich höchstens einmal im Monat mit half.

,,Willst du etwa bevor es Geschenke gibt kiffen?'', fragte mich mein Ehemann, welcher plötzlich im Türrahmen stand und mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Wenn man schon vom Teufel spricht.
Ich hörte einen leicht genervten Unterton in seiner Stimme, aber verübeln konnte ihm das nicht. Denn seitdem ich ein Weihnachten völlig zugedröhnt war und den ganzen Baum umgerissen hatte, begrüßte er es absolut nicht mehr, wenn ich ausgerechnet an diesem Tag irgendeine Droge zu mir nahm. Und ja, dazu zählte tatsächlich auch das harmlose Marihuana.
,,Nein, der ist für Igor.'', erklärte ich ihm sofort und grinste einmal schief.
Igor spielte nämlich immer für Felix den Weihnachtsmann, wofür wir ihm echt verdammt dankbar waren. Er selbst feierte nicht mehr wirklich Weihnachten und hatte dementsprechend auch Zeit für solche Spielchen.

Ich glaube, hätten wir Felix nicht, dann würden wir auch nicht mehr so ein großes Theater um Weihnachten machen, sondern uns einfach nur eine Kleinigkeit schenken und dann den Abend mit Sex oder kuscheln ausklingen lassen.
Vielleicht würden wir uns dann auch in Weihnachtsmannkostüme stecken und jedes Jahr einen großen Joint als Dank bekommen.
Denn jetzt mal ehrlich - wer steckt sich schon freiwillig in ein Weihnachtsmannkostüm und verlangt dafür nichts?! Also ich persönlich würde das nie machen, wenn ich keine weitere Gegenleistung dafür bekommen würde.

,,Gut, Baby. Ich werde jetzt die Geschenke in den Beutel packen und dann draußen in die kleine Scheune bringen.'', meldete sich Lukas von mir ab und klang nicht mehr ganz so genervt, so wie es eben der Fall gewesen war. 
Er gab mir noch kurz einen Kuss und verschwand dann auch schon in die eisigen Kälte.
Lukas brachte die Geschenke nämlich in unsere kleine Scheune, weil Igor sich dort meistens umzog und dann auch direkt den Sack mit den ganzen Geschenken mitnehmen konnte.

,,Papa, wann kommt der Weihnachtsmann?'', hörte ich plötzlich die fragende Stimme von meinem Sohn, der nun in der Küche stand und mich seiner Tonlage entsprechend ansah. Sofort packte ich den fertigen Joint weg und drehte mich zu ihm.
Ich blickte kurz auf die Uhr, die über der Tür hing und dann zu meinem Sohn.
,,Ich weiß nicht.'', tat ich einen auf ahnungslos und sah ihn entschuldigt an.
,,Und was soll ich solange noch machen? Ich platze gleich vor lauter Aufregung.'', fragte er verzweifelt, seufzte und ließ die Arme hängen.
Genau in diesem Moment trat unser Hund Heisenberg in die Küche und mir fiel ein, dass ich noch Gassi mit ihm gehen musste.

Kurzgeschichten / boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt