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„Matej! Was machen Sie denn hier?", quietschte ich in viel zu hohem, vollkommen mädchenmäßigem Ton, woraufhin ich selbst den Mund verzog. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich konnte wieder seinen sinnlich männlichen Duft riechen, seinen Atem spüren, der mich lockte, näher zu kommen. Insbesondere, als sich mein Blick mit seinem verband, fast so, als wäre ein Schloss zugeschnappt.

Plötzlich wurde ich mir seiner allzu intensiven Nähe mehr als bewusst. Nicht nur unsere Lippen waren sich gefährlich nahe, ich klebte zudem direkt an ihm, da ich mein ganzes Gewicht auf ihn drückte, um ihn am Boden festzuhalten. Hitze schoss mir durch den Körper, ich glaubte sogar zu spüren, dass meine Wangen rot wurden. Zusätzlich meldeten sich ein irritierendes Kribbeln in meiner Brust und ein Ziehen im Magen, was ich bisher noch nie empfunden hatte. Ich wusste nicht, ob ich dieses Gefühl mochte oder nicht. Auf alle Fälle verwirrte es mich. Ich war mir im Klaren darüber, endlich aufstehen zu müssen, anstatt Matej noch länger anzuschmachten, der sich jetzt unter mir räusperte.

„Hallo, Miss ...", fing er an, brach aber mit gerunzelter Stirn wieder ab. Vermutlich, weil ihm bewusst wurde, dass er noch immer nicht meinen echten Namen kannte. Als ich kurz zwischen den Ästen zum Mond hochsah, um mich zu sammeln, und dann wieder zurückblickte, zuckte er leicht zusammen. Doch statt mich von sich runterzuschieben, starrte er mich hingebungsvoll an und flüsterte: „Ihre Augen ..."
Tja, zwar nicht meine kussreifen Lippen, aber immerhin
.
„Was ist mit meinen Augen?", fragte ich, natürlich nicht nach einem Kompliment haschend. Na gut, ein wenig.
„Sie haben gerade geleuchtet wie ... wie die einer Katze. Jetzt sind sie wieder normal, aber wie schimmernder Honig ... wunderschön."
Versuchte der Pfarrer etwa mit mir zu flirten?

Das warme Gefühl, das wie geschmolzenes Karamell in meinem Körper aufblühte – verboten süß und doch so heiß -, brachte mich zu klarem Verstand. Was tat ich hier überhaupt? Ich war verdammt noch mal auf der Jagd und nicht beim Aufriss eines Betthasen. Außerdem hatte er mir nachgestellt, was ein ganz anderes Licht auf den unschuldigen frommen Mann mir gegenüber warf. Beziehungsweise unter mir, da ich ja immer noch auf ihm drauf lag. Was ich sofort ändern musste, obgleich mein Körper sich eindeutig dagegen wehrte.

Schnell sprang ich auf die Füße. Mit breitbeinigem, sicherem Stand hielt ich ihm die messerfreie Hand hin. „Na los."
Als seine starke, warme Hand meine umschloss, half ich ihm mit einem Ruck ebenfalls auf die Beine.
„Danke."
„Danken Sie mir nicht", zischte ich ihn an. „Was um Himmels willen machen Sie hier? Haben Sie mir etwa nachgestellt?"
Betreten sah er zu Boden, was Antwort genug war.
„Und warum, wenn ich fragen darf?"
Nun hob er das kantige Kinn und sein Blick funkelte im Licht des Mondes. Er sah beinahe trotzig aus ... und heiß, er sah einfach immer heiß aus. Wie schaffte er das bloß?

„Ich muss wissen, was vor sich geht. Was sich hier im Wald versteckt. Sie brauchen es nicht abzustreiten. Von mir aus behalten Sie Ihren richtigen Namen für sich, aber in diesem Punkt werde ich nicht nachgeben. Ich weiß, dass Sie nach etwas suchen, und ich werde Sie begleiten, um dieses ... dieses Ding zu töten", erklärte er inbrünstig und mit einer guten Prise Akzent belegt, dem ich fast nicht widerstehen konnte.
Dennoch schrillten bei seinen Worten meine Alarmglocken laut sirrend auf und ich kniff die Augen zusammen. „Das waren Sie, der in mein Hotelzimmer eingebrochen ist."
„Und ich würde es wieder tun", antwortete er heroisch, als würde er wie ein Spartaner nur mit einem Lederlatz bekleidet vor mir stehen, die Waffen schwingend, um in den Krieg zu ziehen. Männer! Die konnten einen vollkommen irre machen, die guten wie die schlechten. Zornig biss ich die Zähne zusammen. Niemand hatte was in meinen persönlichen Sachen zu suchen, selbst kein Schnuckel wie dieser hier.
„Sie Arschloch!", stieß ich aus, was seine Augen groß werden ließ. Doch Matej schwieg, während ich einige Schritte wütend auf und ab hetzte, mir über meine Schläfe rieb und vor mich hin grummelte: „Zwar ein geheiligtes Arschloch, aber immer noch ein Arschloch!" Schließlich wirbelte ich zu ihm herum. „Schnüffeln Sie nie wieder in meinen Sachen!"
„Es tut mir leid."

MONSTER GEEK: Die Gefahr in den WäldernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt