Training

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Hedda P.o.V.

Das erste offizielle Training findet heute statt. Nach und nach füllt sich die Turnhalle mit den neuen Mitgliedern. Wir haben das Wochenende damit verbracht, uns eine coole erste Choreo auszudenken. Wir werden sie den anderen beibringen und gegebenenfalls bei Anmerkungen unserer Mittänzer noch etwas ändern.

„Okay, kommt alle zusammen.", ruft Leah und wir setzen uns alle in die Mitte der Halle. „Wir freuen uns, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Wir werden jetzt eine kurze Vorstellungsrunde machen und dann mit der Erwärmung beginnen. Vorne weg noch ein paar Infos. Wir werden jeden Montag und Freitag nach der Schule trainieren. Die Auditions sind in etwa fünf Wochen. Wir müssen uns also ranhalten. Wenn ihr Anmerkungen zu Choreos oder anderem habt, lasst es uns bitte wissen.", erkläre ich allen lächelnd, ehe wir zur Vorstellungsrunde über gehen. Jeder sagt seinen Namen und was er normalerweise für einen Tanzstil verfolgt. Dann machen wir eine schnelle Erwärmung, um das Risiko von Verletzungen zu minimieren. „Gut, wir fangen heute mit der Choreo an. Wir versuchen euch so gut es geht zu erklären, was wir uns ausgedacht haben und dann werden wir es euch Schritt für Schritt beibringen.", sagt Kim und klatscht in die Hände, damit sich alle wieder versammeln. Leah, Kim und ich erklären unsere Vorstellungen und tanzen auch einige der Schritte vor. Es wird Solo- und Gruppenpassagen, deshalb ist es schwierig ihnen den ganzen Tanz nur zu dritt zu zeigen. Dann teilen wir die Tänzer in drei Gruppen ein und bringen ihnen die ersten Schritte bei. Dann tanzen wir es langsam alle zusammen durch. Zwei von uns stehen vorne zum vormachen und eine von uns läuft durch die Reihen und korrigiert oder gibt anderweitige Tipps. Es geht eher schleppend voran und wir beenden das Training nach zwei Stunden etwas missmutig. Zurückbleiben tut nur das Rudel. „Das war eine Katastrophe." – „Was soll das nur werden?", regen sich Leah und Kim auf. Ruhig schmiege ich mich an Seth. „Lasst den Kopf nicht hängen. Es ist das erste Training gewesen. Ich bin mir sicher, es wird besser werden in den nächsten Sessions. Wir müssen uns alle erst aneinander gewöhnen.", sage ich ermutigend. Sie sehen mich zweifelnd an, nicken dann aber. Ich hoffe, ich habe Recht...

Das zweite Training zeigt nur wenig Fortschritt gegenüber dem ersten. Sie stolpern über sich selbst und einander oder hauen die Reihenfolge der Schritte durcheinander. „Sicher, dass zweimal Training die Woche ausreicht?", fragt Leah neben mir skeptisch. Etwas missmutig sehe ich sie an.

Das dritte Training folgt und immer noch keine Verbesserung in Sicht. "Hey, pass doch auf!" - "Pass du doch auf!", zwei Mädchen streiten sich, da sie gegeneinandergestoßen und dadurch gefallen sind. Seufzend gehe ich dazwischen. „Jetzt hört schon auf. Das ist doch kein Teamwork hier sondern eher ein Hahnenkampf.", sage ich etwas genervt zu beiden. Sie sehen mich etwas verwirrt an und die anderen, die den Streit beobachtet haben, treten näher. „Es bringt uns nicht weiter, uns zu streiten. Verdammt, wir haben nicht einmal mehr 4 Wochen Zeit bis zu den Auditions und nicht mal die ersten 30 Sekunden der Choreo sitzen. Wir können das Ding nur gemeinsam rocken, als Team!", sage ich energisch. „Wir sind aber kein Team!", schnaubt eine von den beiden Streithähnen. „Da hast du Recht. Aber wir haben knapp vier Wochen Zeit um eins zu werden! Wir sind doch alle aus demselben Grund hier. Wir lieben es zu tanzen. Wir lieben es den Rhythmus im Blut zu spüren, wie die Musik uns erfüllt und wir uns fallen lassen können. Durch Tanzen können wir unsere Gefühle ausdrücken und der Welt unser Innerstes zeigen. Jeder hat seine eigenen Gründe und Motivationen zu tanzen, aber dennoch hat es die Eigenschaft uns alle zusammen zu bringen. Tanzen verbindet uns! Es macht uns stark und schweißt uns zusammen. Wir müssen es nur schaffen, diese wunderbare Eigenschaft zu nutzen und dann werden wir diesen Wettbewerb auch rocken können! Ich glaube an uns und dass wir es schaffen können!", beende ich meine hoffentlich motivierende Rede. Es folgt zustimmendes Gemurmel, was langsam in motiviertes Jubeln übergeht.

Als sie sich wieder beruhigen, kommt die Frage: „Also, wie stellen wir es an?" – „Nun, wir sind an die ganze Sache falsch rangegangen. Wir müssen lernen ein Team zu werden und dann können wir auch die Choreos lernen. Ich habe einen Plan! Ich kann nicht versprechen, dass er funktioniert, aber wir müssen es zumindest versuchen.", sage ich und erhalte nicken von allen Seiten. Also beginnen wir mit Schritt eins meines Plans. Wir setzen uns wieder alle zusammen und jeder erzählt warum er tanzt und was ihn motiviert, was tanzen ihn fühlen lässt. „Ich liebe es, wie die Musik meinen Körper erfüllt. Wenn ich tanze, kann ich alle Probleme und Sorgen um mich herum vergessen", diese und ähnliche Antworten sind viel dabei. Jared muss das ganze aber natürlich wieder den Spaßvogel raushängen lassen. „Ja, also ich bin eigentlich nur hier, weil meine Freundin mich dazu zwingt.", sagt er grinsend und kassiert dafür einen Schlag auf den Hinterkopf von einer beleidigten Kim. Grinsend zieht er sie zu sich und küsst ihre Wange.

Einige andere Antworten sind dafür umso tiefgründiger. „Mein Bruder hat es mir beigebracht. Er liebte das tanzen über alles. Aber er hatte einen schweren Unfall und kann seine Beine nur noch eingeschränkt bewegen. Zum tanzen sind sie einfach zu steif. Seitdem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, für uns beide zu tanzen." – „Tanzen hilft mir meine Gefühle auszudrücken. Ich fühle mich frei und als könnte ich alles erreichen." - "In meiner alten Heimat bin ich oft ziellos durch die Straßen geschlendert. In einem der ärmeren Viertel bin ich auf eine Gruppe Streetdancer aufmerksam geworden. Sie sind alle unglaublichen talentiert gewesen, jeder auf seine eigene Art und Weise. Sie können die abgefahrensten Tricks und die Choreos sind einfach nicht von dieser Welt. Von da an bin ich immer öfter in diesen Teil der Stadt. Ich habe mich mit den Tänzern angefreundet. Sie haben mir alles beigebracht, was ich über das Tanzen weiß. Irgendwann haben wir den Bescheid bekommen, dass das ganze Viertel und somit auch unser Trainingsquartier abgerissen werden soll, um Luxushotels zu errichten. Es hätte viele Leute ihre Lebensgrundlage gekostet. Wir haben es uns natürlich nicht gefallen lassen und demonstrierten in Form von Tanzen. Wir haben ihnen gezeigt, dass sie mehr als nur ein paar Häuser zerstören würden. Die Anwohner haben ebenfalls demonstriert und Petitionen eingereicht. Uns ist es gelungen, den Stadtrat zu überzeugen, den Bau abzublassen...", erzähle ich lächeln, in Erinnerungen schwelgend, „wir haben wortwörtlich um unser Leben getanzt und auf etwas aufmerksam gemacht, dass uns etwas bedeutet." Die anderen lächeln wissend. Nachdem jeder dran gewesen ist, verabschieden wir uns voneinander und auch, wenn wir die Halle getrennt voneinander verlassen, sind wir doch ein ganzes Stück mehr als Team zusammengewachsen. Wir gehen als Freunde, nicht als Konkurrenten nach Hause. Ich bin mir sicher, dass der nächste Schritt meines Planes uns einen weiteren Schritt in die richtige Richtung schubsen wird.

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Hey meine Wölfchen. Hier ist das nächste Kapitel. Etwas schneller als sonst und das liegt daran das ich mir vorgenommen habe jetzt wieder öffter zu updaten. Ich hoffe ich kann das auch einhalten. Aber selbst wenn nicht, hoffe ich ihr lest die Story trotzdem weiterhin. Ich bemühe mich. Vielleicht, wenn ich es schaffe kommt dieses Wochenende auch noch eins raus. Würde mich freuen wenn ihr mal wieder ein paar Kommis da lasst....

Bis hoffentlich bald!
Rubin137

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Überarbeitet am: 05.03.2021

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