26- Sprung zurück ins Leben

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Stegi

Es war nicht das erste Mal das ich nicht auf Hannahs Frage reagierte die sie mir gerade gestellt hatte.

,,Stegi? Würdest du mir jetzt endlich mal helfen?", fragte sie mit ihrem unschuldigsten Unterton.
Ich wusste, dass sie sich schuldig fühlte und deswegen versuchte jedem Streit und Unannehmlichkeiten, die sich einstellen könnten, aus dem Weg zu gehen.
Ihr war bewusst, dass sie Tim und mich nicht nur hintergangen und enttäuscht, sondern auch unsere Freundschaft zerstört hatte.

Wortlos stand ich auf und half ihr die Töpfe aus dem obersten Küchenschrank runterzuholen.

,,Danke.", flüsterte sie mir zu und wollte mich küssen.
Doch ich reagierte nicht wirklich und drehte mich wieder dem Fenster zu.

Ich wusste nicht einmal wieso, aber seid ich wusste was Tim fühlte und seid die beiden sich in der Küche gestritten hatten ignorierte ich ihn total.
Innerlich wollte ich ihn in den Arm nehmen und trösten, aber dadurch, dass ich so verwirrt war tat ich einfach gar nichts und blickte nicht einmal mehr auf, wenn er den Raum betrat.

Auch er schien mich nicht mehr zu beachten.
Was aber wahrscheinlich daran lag, dass er verletzt war.
Verletzt, weil er wusste, dass ich von seinen Gefühlen zwar wusste, aber nicht reagiert hatte.

Hannah hatte mir zwar nicht sagen wollen was sich genau in der Küche abgespielt hatte, aber ich hatte mir gut vorstellen können worum es gegangen war.

In diesem Moment sah ich aus dem Küchenfenster Tim mit einer Sporttasche die Straße runterlaufen.
Heute war sein Spiel, dass ich zusammen mit Hannah hätte sehen sollen.
Ich wusste von den Karten die er für uns beide gekauft hatte.
Ich hatte ihn dabei erwischt wie er sie heimlich in den Müll geworfen hatte.

,,Ich bring mal den Müll runter.",nuschelte ich schnell und schnappte mir den vermeintlichen Beutel.

In meinem Gehirn fand ein Kurzschluss statt, denn ich schnappte mir eine Jacke und Schuhe und ließ mit einem lauten Knall die Wohnungstür zuknallen.

,,Stegi wohin gehst...?", war das letzte was ich hören konnte.
Doch ich antwortete nicht.

Bei den Tonnen angekommen riss ich den Beutel auf und suchte nach den Karten.
Es fühlte sich an, als wäre etwas in mir befreit worden.

Endlich verstand ich was die ganze Zeit gefühlt hatte.
Es war keine Verwirrung über Tims Gefühle gewesen.
Es war die Wut über Hannahs Eifersucht und Spielchen.

Doch in diesem Moment hatte ich innerlich einen Entschluss gefasst, denn ich nicht so leicht wieder aufgeben würde.

Tim

Seid Tagen war ich durch den Alltag gewandert wie ein Zombie. Ohne Gefühle und Reaktionen meinerseits.
Deswegen hatte ich mich umso mehr auf dieses Spiel gefreut.
Ich hoffte durch meinen Spieltrieb endlich wieder etwas zu spüren, weswegen ich mich schon seid einer halben Stunde eifrig aufwärmte.
Zuletzt ging ich mit Ben noch einmal die Taktik durch und lief endlich mit den anderen in die Halle.

Erleichtert musste ich mir eingestehen, dass es richtig war die Karten für Stegi und Hannah wegzuwerfen.
Einen von den beiden hier zu sehen wäre jetzt zu viel gewesen.
Ich wollte mein wiedererlangte Gefühlsfähigkeit nicht wieder verlieren.
Die Energie und Vorfreude die ich in diesem Moment fühlte erinnerten mich daran, wie schön das alles hier eigentlich war.

In den letzten 10 min ließ ich meinen Blick über die Zuschauermenge schweifen.
In diesem Moment sah einen blonden Jungen durch die Tür verschwinden.
Ruckartig blieb ich stehen.

Was bitte tat ER denn hier?!
Anscheinend hatte er nicht gewollt, dass ich ihn sehe.

Den Rest des Spiels versuchte ich mich wieder auf den Ball zu konzentrieren.
Doch anscheinend gelang mir das nicht wirklich, denn in der Umkleide kriegte ich trotz dem gewonnen Spiel, ein paar Worte von meinem Trainer zu hören.

Die Standpauke ließ ich kommentarlos über mich ergehen und packte umso schneller meine Tasche.
Meine Mitspieler schüttelte ich ebenfalls ab und rannte fast aus der Halle.
Weit konnte er noch nicht gekommen sein.
Seid ich ihn aus der Halle gehen sehen habe, hatte sich Hoffnung in mir breit gemacht.

Er war nicht grundlos hier...auch wenn ihn scheinbar der Mut verlassen hatte...

Meine Uhr zeigte mir, dass es schon 20 min her war, dass er aus der Halle gelaufen war.
Mein Mut verließ mich.
Wahrscheinlich war er bereits wieder Zuhause bei Hannah.

In diesem Moment hörte ich Schritte hinter mir.
,,Tim?", flüsterte er vorsichtig.

Eine Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich mich umdrehte.
Bevor er weiter reden konnte zog ich ihn in eine Umarmung.

In diesem Moment war alles vergessen.

Bruchstellen-#StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt