Kapitel 89

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Die Tage im regnerischen Liverpool vergingen schnell. Ich ließ Max jeden Abend mit seinem Vater telefonieren, ich selbst wechselte mit Marco nur die nötigsten Worte. Mittlerweile war bereits ein Monat vergangen. Ulla würde heute für zwei Wochen nach Deutschland zurückfliegen, um noch einige Dinge für den endgültigen Umzug zu erledigen und würde Max mitnehmen, damit er zu Marco konnte. Natürlich tat es mir in der Seele weh meinen Sonnenschein gehen zu lassen, doch ich wusste auch, dass ich ihm ein so normales Leben wie möglich ermöglichen musste. Ein normales Leben? Tja davon waren wir im Moment leider so weit entfernt wie nur irgendwie möglich. Jürgen hatte mir vor ein paar Tagen gesagt, dass er sich so sehr wünschte, dass ich mein Lachen wieder finden würde. Doch ich hatte mein Baby verloren, und mein Lachen wohl auch. 


"Kleines. Ich wollte was essen gehen, kommst du mit?" Das Haus verlassen? Allein der Gedanke, schnürte mir den Hals zu. "Nein lieber nicht.Danke." Jürgen sah mich Ernst an. "Los. Gib dir bitte einen Ruck. Keiner wird es dir übel nehmen, dass du dein Leben weiterlebst. Es ist nur ein Essen. Kein Besuch im Freizeitpark." Jürgen schien mittlerweile ziemlich verzweifelt und versuchte mit all seinen Möglichkeiten mir mein Leben wieder erträglich zu machen. Doch von einem erträglichen Leben war ich leider weit entfernt. Jede Sekunde wurde ich wieder durchströmt von Gedanken an mein Baby, an ein Leben, wenn es das Schicksal gut mit uns gemeint hätte. Kraftlos gab ich mich geschlagen und zog mich um. Gemeinsam fuhren wir in ein Restaurant. "Ich hab da noch jemanden eingeladen." Ein Blick zu dem Tisch auf den Jürgen deutete, ließ mein Herz hüpfen. Per strahlte mich an. "Es ist es so schön, dich zu sehen." Wir umarmten uns und ich war wirklich froh, ihn zu sehen. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich befreit und die Worte schossen nur so aus meinem Mund. Ich genoss den Abend wirklich in vollen Zügen. Als wir Abends nach Hause fuhren, dankte ich Jürgen. "Das tat wirklich gut." Er nahm mich in den Arm. "Schön dich wieder lachen zu sehen." 

Am nächsten Morgen überraschte ich ihn mit einem üppigen Frühstück. "Wow. Du siehst wirklich toll aus. Was hast du heute vor?" Ich drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und setzte mich. "Ich bin nun schon solange hier und habe noch gar nichts wirklich von der Stadt gesehen. Ich wollte das heute einfach mal nachholen." Glücklich blickte Jürgen mich an. "Das klingt toll, Kleines." Gesagt, getan und so machte ich mich nach dem Frühstück auf in die Stadt. Und ich muss sagen ich verliebte mich schnell. Dieser ungewöhnliche raue Charme der Stadt hatte es mir schnell angetan. Die Museen, die Kathedrale, alles war einfach so sympatisch. Gegen Sonnenuntergang beschloss ich mich zum Anfield Stadium zu begeben, um vielleicht Jürgen vom Training abholen zu können.

"Du bist doch Sam oder?" Etwas erschrocken drehte ich mich und blickte in das Gesicht einer hübschen Frau. "Hi ich bin Ana. Die Freundin von Basti, vielleicht erinnerst du dich noch an mich." Ob ich mich erinnerte? Aber natürlich. Ich erinnerte mich an jedes noch so kleine Detail der Sam-Basti-Geschichte und das würde sich wohl niemals ändern. "Ähm. Hi, ja klar. Was...ich dachte ihr lebt in Manchester?" Sie schenkte mir ein umwerfendes Lächeln und warf ihre Haare nach hinten. "Ja das tun wir auch, aber Morgen steht doch das Spiel ManU gegen Liverpool an. Und darum sind wir heute schon da." Na ganz großes Kino. Warum hatte mir Jürgen nichts davon erzählt? Vermutlich hatte er das und ich hatte ihm nur nicht zu gehört. Oder er wollte es mir einfach nicht sagen. Etwas aufgewühlt, verabschiedete ich mich höflich von Ana und begab mich auf den schnellsten Weg nach Hause. Wäre ich mal einfach nur zuhause geblieben. Warum trat Basti immer genau dann wieder in mein Leben, wenn es gerade etwas schwierig war, wobei das natürlich noch untertrieben war. Dick eingekuschelt, schlief ich bald auf dem Sofa ein. Das Klingeln meines Handys ließ mich wieder hochschrecken und ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es bereits mitten in der Nacht sein musste. Marco hatte mir ein Bild vom schlafenden Max geschickt. Es geht ihm wirklich gut, aber er vermisst seine Mama. Genau wie ich...Hatte Marco gerade wirklich Gefühle gezeigt? Hatte er nach all der Zeit gesagt, dass er mich vermisste? Eine einzelne Träne lief mir über die Wange. Vermisste ich ihn auch? Oder war ich vielleicht sogar glücklich allein zu sein? Ich war vollkommen überfordert von der Situation und beschloss erst am nächsten Morgen auf die Nachricht zu reagieren. Schlafen konnte ich allerdings nicht mehr. "Hey Kleines. Bist du schon wach? Wie war deine Stadterkundung gestern?" Gutgelaunt setzte sich Jürgen an den Frühstückstisch. "Die Stadt ist wirklich toll. Ich habe auch jemanden getroffen, den ich kannte." Gespannt sah Jürgen mich an. "Erinnerst du dich noch an Bastis neue Freundin? Direkt vorm Stadion bin ich Ana in die Arme gelaufen. Sie hat mir vom heutigen Spiel erzählt." Ertappt senkte Jürgen seinen Blick. "Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe. Ich wusste einfach nicht, ob es so gut wäre, wenn du auf Basti treffen würdest." Ich griff nach seiner Hand. "Vielen Dank, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich krieg das schon allein hin."

"Daran zweifel ich ja gar nicht. Magst du dann heute mit ins Stadion kommen?"

"Das...würde ich sehr gerne. Ja."

Jürgen verabschiedete sich Richtung Trainingsplatz und meinte er würde mich kurz vor dem Spiel abholen lassen. Also noch genug Zeit um sich vollkommen einer anderen Aufgabe zu widmen. Marco zurückschreiben. Nervös spielte ich an meinem Ehering, ehe ich tief durchatmete und dann zu meinem Handy griff. Schön zu sehen, dass es Max gut geht. Ich vermisse ihn auch sehr und natürlich vermisse ich auch dich. Jeden Tag, in jedem Moment. Ich liebe dich Marco, aber es ist im Moment genau richtig das ich hier bin und wenn wir diese Zeit überstanden haben, dann wird alles wieder gut...oder? Mein Herz klopfte wie verrückt als ich die Nachricht abschickte und gespannt starrte ich aufs Display und wartete auf eine mögliche Antwort. Wenn du glaubst, dass alles wieder gut wird, dann glaub ich das auch. Es tut mir alles so leid." Ich war gerührt von den völlig überraschenden Gefühlen, die mir Marco auf einmal offenbarte.

Mit gemischten Gefühlen, stieg ich in das Taxi Richtung Stadion und ließ mich von einem Mitarbeiter zu meinem Platz führen. Es war schön Jürgen wieder an seinem Lieblingsplatz, direkt am Spielfeld zu sehen und gleichzeitig war es wirklich merkwürdig, Basti dort unten auf dem Feld zu sehen. Sein Blick schwenkte während der Einspielzeit die ganze Zeit über das Publikum, so als würde er irgendwas oder besser irgendwen suchen. Einen Moment lang bildete ich mir sogar ein er würde mich ansehen...



Liebe macht verrückt (Bastian Schweinsteiger/ Marco Reus-Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt