Kapitel 83

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KAPITEL 83

~ Marco's Sicht ~

"Hier hast du deine zehn Riesen", sagte ich und schmiss Julian den Umschlag mit dem Geld vor die Füße.
"Hä?", meinte dieser und schien sichtlich verwirrt.
"Du hast recht", meinte ich. "Schlummis Praktikantin steht auf mich."
Das wurde gerade noch mega klar, als sie mich vor dem Gebäude abgefangen hatte.
Sie wollte sich bei mir wegen den Kuss entschuldigen und sie war der Meinung, dass ich Interesse an ihr gezeigt hatte - mehr als Freundschaft natürlich.
Ich meinte dann nur, ob man heute nicht mal nett zu einen sein darf, ohne dass es nicht immer gleich als flirten abgestempelt wird.
Sie hatte mich noch als Arschloch beleidigt, dass alle Kerle gleich sind und stehen gelassen.
"Ach, wie hast du das aus ihr rausgequescht?", fragte Julian begeistert und zog die Ärmel seiner Trainingsjacke hoch, während Erik seufzend den Kopf hängen ließ.
"Keine Ohrfeige für Erik", murmelte Erik nur und zog sich weiter um.
"Vanessa hat mich gestern geküsst!"
"Nein, Alter!", riefen die Jungs sauer, während Julian zu grinsen musste.
"Doch man", nickte ich und schmiss meine Trainingstasche auf meinem Platz.
"Wie lange? Mit Zunge? Ohne?", hakte Mats nach.
"Eine Sekunde, hab sie weggeschubst-"
"Weshalb sie auf den Boden lag und weshalb du die Flucht ergriffen hast."
"Und nun?", wollte Nuri wissen. "Was ist mit May. Ihr seid gerade erst zusammen gekommen-"
"Hab's ihr gestern gleich gesagt."
"Uuuuuh", ging es durch die Jungs.
"Wie hat sie reagiert?"
"Hat sich erstmal nichts anmerken lassen, ist aber bei GTA online ziemlich ausgerastet und hat da jeden getötet, den man töten konnte."
"Oh, Mann", meinte Nuri.
"Dann hoffen wir mal, dass May nicht irgendwann auf Vanessa trifft", sagte Erik nur. Er fuhr sich mit dem Finger am Hals entlang.
"Als ob May ihr die Kehle durchschneiden würde", schnaubte ich.
Auch Nuri wirkte belustigt über diese Aussage.
"Wie dem auch sei. Auba halt die Kamera bereit. Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen", sagte Julian und brannte schon wirklich darauf, mir eine Ohrfeige zu verpassen.
Auba zog sein Handy hervor und ich wurde vor Julian geschoben.
"Mach, man", meinte ich.
"Da lass ich mich doch nicht zwei mal drum bitten", lachte er und holte mit der flachen Hand aus, die er durch meine rechte Gesichtshälfte zog.
Ich biss die Lippen aufeinander. Der Schmerz zog bis zu meinen Ohren, während die Jungs am ausflippen waren, aber das im positiven Sinne.
"Mach die Kamera aus", meinte ich zu Auba und er machte die aus.

"Marco hat seinen Sohnemann heute zum aller ersten Mal in den Kindergarten gebracht", sagte Nuri und wechselte somit das Thema, als wir am Laufen waren.
"Wie war's?", fragte Erik mich.
"Er hat geheult, weil er mit mir mit wollte. Als ich gesagt habe 'nein', hat er mich angeguckt die Hände in die Hüpften gestämmt und meinte 'ist das dein ernst, Mann', die haben da erstmal gelacht, dann hat er wieder angefangen zu heulen, bis seine zwei Freunde gekommen sind. Von da an wurde ich links liegen gelassen. Dann hab ich geheult."
Erik und Nuri lachten nur. "Ja, aber vor Stolz", sagte Nuri.
"Du hast immer noch Juli's Handabdruck auf deiner Wange", bemerkte Schmelle.
"Und es brennt immer noch", stimmte ich nickend zu.
"Naja, was willst du deiner Freundin sagen?"
"Sie kennt das Video wo Erik eine Ohrfeige bekommen hat. Das sei dann einfach alles Gang und Gebe."
"Auch gut", meinte Nuri.
"Ich glaube, ich suche mir mal eine Freundin", sagte Erik nachdenklich.
"Wie wäre es mit Vanessa. Jetzt wo Marco ihr einen Korb verpasst hat, denke ich, dass sie sich in einen der anderen vergucken könnte", lachte Marcel.
Nuri lachte ebenfalls.
Erik blickte verbittert. "Die is nicht mein Typ. Ich steh auf Brünetten."
"So wie auf Marco's Freundin", meinte Nuri.
"Ich hab's aufgegeben", sagte Erik. "Trotzdem denke ich, May und ich werden gute Freunde werden."
"Wie auch immer", sagte ich.
"Dein Aston steht auf dem Parkplatz", meinte Ilkay und kam zu mir gejoggt.
"Holt May dich ab?", fragte Nuri. "Ich dachte ich nehme dich mit?"
"Dachte ich auch", murmelte ich und blickte in Richtung Parkplatz.
Konnte aber nichts großartiges erkennen.
Hm naja, vielleicht wollte sie mich auch einfach überraschen.
Wie dem auch sei joggte ich meine Runden zu ende.
"Wie fühlt ihr euch?", wurden wir von Schlummi gefragt, der mit Vanessa in die Kabine kam. Ich spürte Julian Blick und den der anderen und knurrte nur.
"Gut", sagten wir alle.
"Gruppengespräche in meinem Büro. Ihr kennt das ja. Ich gehe noch mal kurz eine Liste holen. Die ersten zehn die immer als erste mitkommen, können ja mal sofort mit kommen", brabbelte Schlummi drauf los. "Vanessa du musst mit Erik noch mal das Einzelgespräch durchgehen, da hast du ein paar fragen unbeantwortet gelassen.
Diese Gespräche mit Physio und Psychiologen waren immer so langweilig.
"Kann ich machen", nickte Vanessa.
"Das kannst du ja ruhig hier machen."
Sie nickte wieder nach einem kurzen Zögern.
Schlummi und zehn der Jungs verließen den Raum.
Es betrat noch eine größere Frau die Kabine, das war eine der Psychologen gewesen. Sie setzte sich mit zu Erik und Vanessa.
Ich setzte mich auf meinem Platz und zog mein Handy hervor. Da ich gelangweilt bin, schrieb ich einfach mal May.

Ich: Wie du holst mich ab?

Es dauerte nicht lange bis sie zurückschrieb.

May: Nein

Ich: Ich hab mein Auto auf dem Parkplatz gesehen?

May: Dann doch

Ich: Wolltest du mich überraschen?

Daraufhin kam keine Antwort mehr, obwohl sie online war und die Nachricht gelesen hatte.

Ich: Anscheinend nicht. Was auch immer. Das dauert noch. Haben noch Gespräche vor uns.

Mit meinem Handy, verließ ich die Kabine und wer kam mir im Flur entgegen?
Richtig May.
"Wie bist du denn hier rein?", fragte ich.
"Wolle mag Schokoladendonuts", antwortete sie nur und stürmte einfach an mir vorbei in die Kabine, nachdem sie mich knurrend bei Seite geschubst hat.
"Hey, du!", hörte ich Erik rufen.
Ich flitzte hinter her. "May!", knurrte ich.
"Wo ist sie?", fragte May sauer, während die anderen anwesenden sie irritiert anblickten.
May ging auf die Psychologentante zu, die eiskalte zwei Köpfe größer war. "Warst du das, huh?", fragte May sauer.
Die Tante blickte nur irritiert zu ihr herab.
"May!", flüsterte Nuri.
May drehte sich zu ihm und er zeigte auf Vanessa die auf seinem Stuhl vor Erik saß und etwas am schreiben war. Auch ich zeigte auf Vanessa.
"Gut, dieser Baum wäre schwer zu fällen", flüsterte May in Nuris Richtung.
"Auba, nein!", knurrte ich und riss ihn das Handy aus der Hand.
"Really, niggah?", fragte er mich enttäuscht.
"Hi, Blondie", meinte May und stellte sich neben Vanessa.
Hier war die Eifersuchtsszene - und hier hatte ich die. Ich wusste, dass May das nicht auf sich sitzen lassen würde und es war nur eine Frage der Zeit, bis es passieren würde.
Vanessa hörte auf sie schreiben und blickte zu May. "J-ja?"
"Ich bin eigentlich nur hier, um zu sagen, dass du deine Wurstfinger von meinem Freund lassen sollst. Meinem Freund, klar."
Vanessa sprang vom Stuhl auf und musterte eingeschüchtert May. "Noch mal zur Veranschaulichung- das ist der Kerl der gerade völlig irritiert guckt - den du geküsst hast."
Vanessa und May blickten zu mit - Vanessa nickte nur. "Du lässt deine Finger und deine Lippen von meinem Freund. Sonst sehen wir uns schnell wieder, Mädel."
"Ich hatte nicht gewusst das-", murmelte Vanessa.
"Das er vergeben ist?", fuhr May ihr ins Wort. "Mensch, ich küsse auch jeden Kerl aus langweile, weil ich nicht wusste ob er vergeben ist."
"E-cht?", fragte Vanessa.
"Was? Nein! Nur noch einmal. Finger weg von ihm."
"I-ich-"
May ging ich einen Schritt auf Vanessa zu und diese zuckte vor Schreck zusammen.
"Das hab ich mir gedacht! Das hab ich mir gedacht!", grummelte May und warf Vanessa noch einen warnenden Blick zu, ehe sie in Richtung Tür ging.
Einfach an mir vorbei, ohne Tschüss oder so zu sagen.
"Äh, Schatz", meinte ich und ging ihr hinter her, nachdem ich Auba wieder das Handy aus der Hand gerissen hatte.
Ich löschte das Video und lief May hinter her.
"Was denn?", fragte sie mich.
Ich steckte Auba's Handy in meine Hosentasche und blickte zu May, die vor mir stand und mich fragend anblickte.
"Ich bin zutiefst-niehfst schockiert", meinte ich und fing an zu lachen.
May schmunzelte. "Du wolltest deine Szene und du hast sie. Und außerdem tat es mir ganz gut."
"Hab ich gesehen", grinste ich und küsste May kurz, ehe ich sie nach Hause schickte.
Ich meinte, dass die Gespräche noch lange dauern werden und damit ließ sie mich stehen. Als ich wieder zu den Kabinen ging, eilte Vanessa an mir vorbei in Richtung Büros.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt