Kapitel 16 - Bounced

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„Guten Morgen Roxy!", Richard kam die Stallgasse entlang gelaufen. Ich stand in Embassys Box und war gerade dabei ihr graues Fell zu putzen.

„Hey Richard, was gibt's?", ich schaute den großen Mann gespannt an während Embassy spielerisch nach einer meiner Haarsträhnen schnappte. Es war ihre Art auszudrücken, dass sie mit der Unterbrechung der angenehmen Massage ganz und gar nicht einverstanden war.

"Ich konnte heute Morgen schon mit Leo sprechen, er kommt am Nachmittag um den Fall zu besprechen."

Ich schluckte. Heute schon? Ich war nicht vorbereitet auf ein Gespräch mit dem Kerl, der mir das Herz gebrochen und mich lächerlich gemacht hatte.

„Okay, danke.", sagte ich dennoch.

„Komm doch gegen Abend ins Haus. Carol wird sich freuen, wenn alle beim Essen mal wieder zusammen sind."

Auch noch ein Abendessen mit Leo? Na herzlichen Glückwunsch!

„Okay, danke für die Einladung!"

„Du bist jederzeit willkommen!", Richard strich zärtlich über Embassys Stirn ehe er den Stall wieder verließ.

Am Nachmittag rief ich zuerst einmal zuhause an. Ich brachte Pop auf den neuesten Stand und erzählte ihm, dass ich erst nach Kanada zurück konnte, wenn Embassy wieder Fliegen durfte. Es stand außer Frage, dass ich sie hier allein zurücklassen würde. Pop war da ganz meiner Meinung. Er hatte erzählt, dass Cat und Charly im Stall mithalfen und Max den größten Teil der Arbeit allein erledigte. Ich hatte lachen müssen als er sagte, dass er eigentlich nichts mehr zu tun hätte. Doch insgeheim war ich froh darüber. Ich würde mich bei Max bedanken müssen, dass er meinem Großvater die Arbeit abnahm. Auch wenn Pop es nicht hören wollte, er war nicht mehr der Jüngste und nahm sich oft mehr vor, als er schaffen konnte. Anschließend durchforstete ich meinen spärlich ausgestatteten Kleiderschrank. Ich wollte gut aussehen, aber nicht so, dass es auffiel... Jeans und ein Shirt. Das war mein Stil und passte einfach zu mir. Meine Haare ließ ich offen. Im Stall waren die offenen Haare hinderlich, deshalb trug ich sie meistens zusammen, doch für ein Abendessen mit den Hollingworths, wobei ich ehrlich gesagt nur an Leo dachte, waren offene Haare angebracht. Ich war wirklich nervös. Ich wollte ihm nicht erzählen, dass der Kerl, mit dem er mich beim Essen Händchen halten gesehen hatte, mich in Wirklichkeit betrogen hatte um mein Pferd in Ruhe wegschaffen zu können...

***

Da stand er. Leos Audi. Ich ging langsam an dem Wagen vorbei, stieg die Stufen zur imposanten Haustüre hinauf. Einige Momente zu lange betrachtete ich die hübschen Blumen, die Mrs. Hollingworth zur Dekoration vor die Haustür gestellt hatte. Sie hatte wirklich ein Händchen für hübsche Blumen... Als die weiße Haustür aufgerissen wurde sprang ich erschrocken einen Schritt zurück.

„Da bist du ja! Dad und Leo sind bereits im Büro! Komm rein!", Danielle grinste mich etwas verunsichert an. Sie wusste, dass Leo und ich nicht mehr zusammen waren, wenn man das überhaupt so nennen konnte, doch genaueres hatte ich ihr niemals erzählt. Ich war keine Person, die gerne über ihre Gefühle redete und die Meinung von jedem hörten wollte. Mir reichte Charlys Meinung was meine Beziehungen anging.

„Hey!", begrüßte ich die Freundin und trat hinter ihr in die riesige Eingangshalle.

„Geh ruhig zu Dad nach hinten.", sie zeigte den breiten Gang entlang.

„Was ist mit dir?", ich hoffte, Danielle würde mitkommen.

„Dad sagte, ich solle nicht dabei sein. Es geht mich ja eigentlich auch nichts an."

„Oh... okay."

„Wir sehen uns dann zum Essen!", Danielle klopfte mir unbeholfen auf die Schulter. Die unsichere Geste war süß und obwohl ich tierisch aufgeregt wäre und mir wirklich richtig schlecht war, lächelte ich. Ich nickte und ging zu Richards Büro. Die Tür stand offen. Richard saß hinter seinem großen Holzschreibtisch. Leo saß ihm gegenüber, sodass ich nur seinen Hinterkopf bewundern konnte. Er war beim Friseur, die Frisur war anders als ich sie in Erinnerung hatte...

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