Kapitel 53

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FLASHBACK

"Hör zu, Flores.. Ich will dich um etwas bitten." Justin räusperte sich, stand von seinem Sessel auf, um mit Fredo auf gemeinsamer Augenhöhe zu sein. Als die beiden voreinander standen, fuhr sich Justin durch seine Haare und presste die Lippen kurz aufeinander. Vielleicht war es dumm, das ausgerechnet von einem seiner Jungs zu verlangen, aber er wusste, dass es irgendwann mal dazu kommen würde. "Du machst mir Angst, alter." Fredo grinste schief. Es war ihm unangenehm, Justin so nachdenklich und unsicher zu sehen. Es war nicht das erste mal, aber er wusste trotzdem nicht, wie er mit diesem Justin umgehen sollte. Justin nahm tief Luft und legte eine Hand auf Fredos Schulter. "Ich weiss, das klingt für dich vielleicht unglaublich und bescheuert und verdammt, das ist es auch. Es ist so fucking lebensmüde", Justin schüttelte den Kopf und seufzte.
"Wenn ich irgendwann mal vor Cole stehe.. Wenn ich meine Pistole gegen seinen Schädel ziele.. Bitte tu was dagegen. Lass mich nicht diesen Fehler begehen."
Fredo traute seinen Ohren nicht. Justin verlangte was?
Fredo öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder, als er bemerkte, dass Justin weiter sprechen wollte. "Ganz egal, was geschieht, ich will kein Mörder mehr sein. Ich kann das alles nicht mehr."
"Du weisst, dass du kaum zu stoppen bist, wenn es darum geht, Cole zu töten?", unterbrach ihn Fredo erstaunt, wodurch seine Stimme etwas höher wurde. "Wenn ich meine Waffe gegen ihn ziele, mich nicht mehr abhalten lasse, dann rufst du die Polizei. Versprich es mir." Justin klang so kalt und unberührt, sodass Fredo zusammen zuckte. Er brachte es kaum über's Herz, trotzdem wusste er, dass er seinem Bruder nicht widersprechen konnte. "Okay. Ich verspreche es dir."

FLASHBACK ENDE

VICTORIA POV

In den Büchern steht es schwarz auf weiss geschrieben, dass es in der wahren Liebe immer ein Happy End gibt. Es steht geschrieben, dass die wahre Liebe für immer bleibt und dass sie nie endet.

Dass die Liebe alle Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellen, alle tiefen und alle Trauer überwindet.

Es gibt so viele Sagen über diese, so viele Geschichten und Ereignisse, die auf der Welt geschehen. Eine Heirat, zum Beispiel, und ein Kind gehören dazu. Sich jeden Tag zeigen, wie sehr man sich liebt.

Das alles war jedoch etwas, mit dem wir unsere kleinen Probleme hatten. Wir stritten oft, wir liebten uns, wir hassten uns aber wir versöhnten uns immer wieder. Meiner Meinung nach, war genau das der Beweis einer echten Liebe. Ich glaubte daran, dass wir es eines Tages schaffen würden. Ich war mir so sicher. Aber jetzt, wo ich hier stand, umringt von tausenden von Polizeiautos, Krankenwagen und Reportern, wurde mir bewusst, dass das alles nur reine Einbildung war.

„Victoria, wir sollten gehen", hörte ich die leise Stimme von Fredo, der meine Hand in seine nahm und mich versuchte weg zu ziehen. Ich blieb jedoch stehen.

Was war das für eine Welt, die einem nichts gönnen konnte? Was waren das für Menschen auf dieser Welt, die einem nicht einmal die Liebe lassen konnten? Ich hatte doch nicht viel mehr. Fast alles wurde mir doch schon genommen.

Ich fiel auf die Knie, warf den Kopf in meine Hände und fing an hysterisch zu schluchzen. Es war alles zu viel für mich. Viel zu viel.
Menschen, die mir wichtig waren, hatte ich verloren. Einfach so. Ohne Grund.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Alles ergab keinen Sinn. Es war so unwirklich, so unreal.

„Victoria, du.."
„Fass mich nicht an verdammt!", schrie ich laut los und schlug so fest ich konnte gegen Fredo, der sich neben mich kniete. Dabei flossen Tränen ohne Halt über meine Wangen. Wie viele Liter ich heute schon geweint habe?

„Schhh", flüsterte er leise und hob mich langsam hoch. „Ich will nicht weg Flores. Lass mich los!", protestierte ich mit brüchiger Stimme. Ich konnte nicht weg. Ich konnte Justin nicht einfach so alleine lassen. Er würde jeden Augenblick in den Krankenwagen getragen werden. Vielleicht konnte er doch überleben. Vielleicht konnten die Ärzte ihm helfen. Genau!

Fredo hörte nicht auf mein jämmerliches Betteln, sondern lief einfach, mit mir in seinen Armen, weiter. Ich hatte nicht die nötige Kraft dazu, mich gegen ihn zu wehren. Stattdessen vergrub ich meinen Kopf in seiner Schulter und schloss die Augen. Meine Gedanken verwandelten sich zu einem Traum. Einem Traum, in dem Justin nicht tot war und er mich liebte.

JUSTIN POV

"Sag mal, bist du eigentlich völlig bescheuert? Wir können doch nicht einfach so tun, als ob wir tot wären!"
"Warum nicht?", fragte ich provozierend und nahm einen weiteren Schluck meines schwarzen Kaffees.
"Weil das wahnsinnig ist!", schrie John laut los, "ich kann nicht mehr Studieren, ich bin erledigt. Weisst du, wie viel...-Warte mal, wie willst du überhaupt überleben?! Meinst du wirklich, dass jemand einen Geist einstellt?"
"Hihi, wir sind Geister? Krass", kicherte Jason während er sich die Wunde sauber machte, die Cole ihm zugefügt hatte, als er ihn am Bahnhof angriff. Sie befand sich am linken Auge, war aber nicht weiter schlimm.
"Ich hab alles bis ins Detail geplant. Der ganze Platz ist in die Luft gegangen, sobald Cole, ich betone, mit Handschellen in den Wagen gezwungen wurde. Es gibt keine Beweise und keiner hat Schaden davon getragen."
"So einfach ist das aber nicht!", knurrte John am rande der Verzweiflung.
Ich musterte ihn, wie er panisch auf und ab ging. Cassie, die aus Victorias Zimmer kam, sah mich vorwurfsvoll an. "Sie schläft noch. Aber sie hat Alpträume, von dir."
Ich hob meine Hände. "Ich weiss, dass das eine miese Nummer war, aber das war unsere einzige Chance."
Ohne einen Kommentar liess sie uns im Wohnzimmer stehen und verschwand in ihrem eigenem Zimmer. Sie war stinksauer, das verstand ich.
Nicht nur, weil ich vorgegeben habe tot zu sein, obwohl ich eigentlich eine Schutzweste anhatte und mir somit nichts passieren konnte, sondern auch, weil sie davon nichts wissen durfte. So leid mir dies auch tat, was eigentlich überhaupt gar nicht so war, sie musste nicht alles wissen. Keiner wusste von diesem genialen Plan. Nicht einmal ich wirklich. Ich wusste nur, dass ich mich auf Fredo verlassen konnte. Den Rest erledigte sich von selbst.
"Danke Mann", ich überreichte Fredo die Hand, die er sofort annahm. "Ich hab mich um alles gekümmert. Die gefälschten Papiere und..."
Ich hob meine Hand, um Fredo zum schweigen zu bringen und nickte. Ich wollte die Sache später klären. Stattdessen stand ich wortlos auf, marschierte mit langsamen Schritten zu Victorias Zimmertür und öffnete diese. Mein Atem stockte, als ich sie so auf dem Bett liegen sah.

Ihr Körper war zu einem Ball zusammengerollt, aus ihren geschlossenen Augen flossen Tränen, während sie leise Worte murmelte.
"Babe.." Ich legte sanft meine Hand auf ihren Rücken, sie reagierte nicht.
"Victoria, wach auf. Ich bin da, ich bin da.."
Sie schreckte hoch. Ihr T-Shirt schweissgebadet, ihre Atmung ging stossweise. Das einzige, was ich in ihrem Blick sehen konnte, war blanke Angst und Verzweiflung. Als ihre Augen auf meine Trafen, weiteten sich ihre Pupillen. "Du lebst.. Du lebst!", schrie sie flüsternd und wischte sich ihre Tränen weg.
"Ja, ich lebe Vic. Nur für dich."

Bad Jay 2 - The RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt