Kapitel 45

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KAPITEL 45

~ Marco's Sicht ~

"Endlich wieder nach Hause", meinte Robin, der auf dem Beifahrersitz saß, während ich fuhr.
Scherz.
Marcel fuhr, ich durfte ja nicht. Ich saß auf der Rückbank und starrte auf die niedersächsische Landschaft.
"Ja", meinte Marcel nur. "Endlich wieder mein Bett und mein Zimmer. Mit dir lebendiges Furzkissen ein Zimmer teilen. Nie wieder."
Ich lachte leise. "Wieso habt ihr euch nicht ein je ein Einzelnimmer genommen?"
"Das frag ich mich auch", grummelte Marcel.
"Hm", schmunzelte ich.
"Und?", fragte Robin.
"Wen meinst du?"
"Dich, Marco."
"Achso und was ist?", fragte ich.
"Was ist jetzt mit May und dir. Seit ihr beiden jetzt wieder zusammen?"
"Nein, wir beide haben darüber noch gar nicht geredet", antwortete ich.
"Wollt ihr euch Zeit lassen, oder was?"
"Läuft womöglich darauf aus."
"Und?"
"Mensch, Robin. Was denn? Drück dich doch mal richtig aus."
"Sorry, und habt ihr beiden, du weißt schon."
"Nee, weiß ich nicht. Weil ich keinen Plan habe, was bei dir im Kopf abgeht."
"Naja. Es gibt doch diese eine Sache die man macht", fing Marcel ein.
"Was meinst du?"
"Stellt er sich dumm oder is er das einfach nur?", fragte Robin Marcel.
"Keine Ahnung. Vermutlich."
"Hallo? Ich kann euch hören", warf ich mit ein.
"Wir beide, deine beste Freunde, wollen wissen, ob du und May auf die dritte Base gelandet seit", meinte Robin.
"Was?"
"Mein Gott", meinte Marcel. "Wir wollen wissen, ob May und du, Sex hattet. Verstanden? Liebe gemacht, Sackhüpfen gespielt, sich gegenseitig weggeklatscht, gerammelt, sich gegenseitig bestiegen, Koitus, in einander verhakt sein, gevögelt, gepoppt, gefickt-"
"Ich hab's schon beim ersten Mal verstanden!", rief ich. "Und nein, hatten wir nicht."
"Mensch, wieso nicht?", fragte Robin.
"Ja, wieso nicht?"
"Deshalb. Keine Ahnung. Ist eben nicht der richtige Zeitpunkt. Weiß nicht. Vielleicht warten wir wieder. Ach, kein Plan."
"Naja kommt sicherlich noch, wo ihr wieder Koitus habt", meinte Robin. Ich blickte die beiden sonderbaren Kerle an und schüttelte meinen Kopf.
Wie genau, bin ich noch mal mit den beiden freundschaftlich zusammen gekommen?
Ich schüttelte meinen Kopf und ließ mich in den Sitz des Audi Geländewagens zurück sinken- knallte meinen Kopf gegen die kühle Glasscheibe.
Nach einer Stunde Fahrt machten wir erstmal auf einen Rastplatz Pause, da Robin wieder mal pinkeln musste.
"Er ist wie meine Exfreundin. Muss auch jede halbe Stunde aufs Klo", grummelte Marcel und spielte mit dem Kaugummipapier herum, während ich irgendwelche Kieselsteine wegkickte.
"Ich hab's Holger gesagt", meinte ich zu Marcel, während Robin im Gebüsch am pinkeln war.
"Ich stehe hier im Wald, meine Eier werden kalt. Ich entleere wieder meine Blase, hoffentlich ist das nur eine Phase. Ich male mit dem Strahl eine Figur auf den Boden, wenn ich schon die Krabbeltiere sehe, jucken meine Hoden. Ja wie schön das Tiere keine Kameras haben, sonst würden sie mich wegen Erregung Öffentlichen Ärgernisses jagen-"
Marcel und ich tauschten einen Blick aus.
"Lassen wir unseren Dichter hier?", fragte Marcel mich.
"Komm, dass hat selbst Robin nicht verdient."
"Naja, whatevs. Du hast Holger also das mit Kane gesagt?"
"Genau. Wir beide werden morgen darüber reden und weiter gucken."
"Schmeißt er hin?", fragte Marcel.
"Nein. Wird er nicht."
"Dann hast du nochmal Glück gehabt."
"Ja, hab ich", nickte ich.
"Hey, pinkelnder Dichter, bist du fertig!", rief Marcel.
"Ich schüttel gerade ab!", rief er zurück.
"Fahren wir?", fragte ich Marcel.
Dieser nickte nur. Gerade als Marcel anfahren wollte, kam Robin aus dem Gebüsch gesprungen und riss die Tür auf.
"Ich hasse euch!", rief er, als er auf den Beifahrersitz gesprungen war.
Marcel und ich lachten nur.

"Danke, fürs mitnehmen", sagte ich, als das Auto nach zweieinhalb Stunden vor meinem Haus stand.
"Kein Ding", meinte Marcel und ich stieg aus. Ich holte meinen Koffer aus den Kofferraum und knallte die Tür zu. Dann klopfte ich auf den Heck, damit er weiter fahren konnte.
Endlich wieder zu hause.
Mehr oder weniger.
Ich ging direkt in den Keller um meine Wäsche in die Waschmaschine zu hauen. Ja, ich wusch meine Wäsche alleine.
Nachdem ich meinen Koffer weggestellt hatte, wusste ich nicht was ich machen sollte.
Das Haus war groß und leer. Und nur ich war hier. Alleine in diesem großen verfluchten Haus. Seufzend ließ ich mich auf meiner Couch fallen und starrte die Decke an.
Ich musste hier raus und zwar sofort. Ich zog mein Handy hervor und rief meine Eltern an.
"Marco", meinte meine Mutter erfreut. "Wo warst du denn die ganze Zeit gewesen?"
"Ich komme rum, dann reden wir, okay?"
"Marco, was ist denn los?"
Mama machte sich wieder arg die sorgen, weil ich nicht mit der Sprache raus rückte. Aber das sie auch nie warten kann. Typisch, Mama.
"Mama, wenn ich da bin", wiederholte ich mich und legte einfach auf.
Ich schnappte mir Schlüssel und Handy und machte mich dann mal auf dem Weg zu meinen Eltern.

"Wieso hast du einfach aufgelegt. Deine Mutter ist ziemlich sauer, dass sie gerade den Keller putzt", war das erste was mein Vater sagte, als er die Tür öffnete.
Ich runzelte die Stirn. "Ja, dir auch einen schönen Tag", meinte ich.
"Wo warst du die ganzen Tage gewesen? Wir waren bei dir und ans Telefon bist du auch nicht gegangen."
"Ihr wisst, ich besitze ein Handy?", meinte ich und zog meine Schuhe aus. "Gott verdammte Technik", grummelte Papa und ging ins Wohnzimmer.
"Manuela, wir haben hohen Besuch!", brüllte mein Vater und ich rieb mir die Ohren.
Hatte fast vergessen, was er für ein Organ Papa hatte.
"Wer denn!", rief meine Mutter aus dem Keller.
"Komm nach oben und sieh es dir selbst rein!"
Ehrlich. Meine Eltern erinnerten mich immer, wenn sie am herum schreien waren an die Mutter von Howard aus TBBT.
Bloß das ich zwei von denen habe, aber keinen von den beiden Hühneraugen ausdrücken musste, oder was Howard alles machen musste.
Da hatte ich das doch gut.
"Thomas, wer ist denn da jetzt!"
"Ich bin's Mom!", rief ich.
"Wer?"
"Dein verlorener Sohn ist wieder aufgetaucht, Manuela!"
Und schon stand meine Mutter vor mir.
"Ach, dich gibt es auch noch", meinte meine Mutter und zog mich in eine Umarmung. Ich erwiderte sie Umarmung und meinte, dass ich für ein paar Tage weg war.
"Das haben wir auch mitbekommen", meinte Mama und verpasste mir einen Klapps auf den Hinterkopf.
"Wo warst du denn gewesen?"
"Bei May und Kane", antwortete ich und meine Eltern tauschten einen Blick aus.
"May, hat einen Brief vom Vermieter bekommen, dass sie die Wohnung wegen den platz für Flüchtlinge räumen soll."
"Ach du grüne Neune", meinte Mama.
"Ja."
"Und jetzt sitzen meine Wunsch-Schwiegertochter und mein Enkel auf der Straße."
"Bis zum ersten Oktober hat sie Zeit um aus der Wohnung auszuziehen."
"Das soll sie nicht auf sich sitzen lassen und einen Anwalt einschalten. Ich habe das letztens beim Bügeln, im Frühstücksfernsehen gesehen, das man sich in der Situation immer einen Anwalt nehmen sollte. In den meisten Fällen wird dagegen angegangen und man darf trotzdem in der Wohnung bleiben", redete meine Mutter drauf los.
Papa wirkte schon wieder leicht genervt von Mama's Redefluss.
"Ja, aber May hat schon eine Wohnmöglichkeit gefunden."
"In diesem Kaff, oder wenigstens mal im Braunschweig?", fragte mein Vater. "Da hat sie mehr Möglichkeiten etwas zu unternehmen."
"Oh, da hat sie sehr viel zu erleben. Vapiano, Cocaine-Partys, öffentliche Trainings, Spiele im Signal Iduna Park miterleben", erklärte ich grinsend.
Erst bei der letzten Möglichkeit erleuchteten die Glühbirnen über den Köpfen meiner Eltern.
Auch bei den beiden breitete sich ein breites Grinsen aus.
"Sie ziehen hier her?", fragte Papa, während meine Mutter mit einem Jubelschrei die Arme in die Luft warf.
Ich lachte nur.
"Seit ihr wieder zusammen?", fragte Papa, während Mama wie ein tanzendes Einhorn aus dem Wohnzimmer flitzte. Sah das ulkig aus. Die kleine pummelige Mama, mit den kleinen Beinchen.
"Nein, sind wir nicht. Aber anscheinend hat es bei May klick gemacht, dass sie es hier besser hat. Auf jeden Fall, wird sie mit Kane erstmal bei mir wohnen. Hab ja genug Zimmer."
"Und wer weiß was die Zukunft bringt", meinte mein Vater und klopfte mir auf die Schulter.
"Hoffentlich nur gutes", meinte ich und erzählte Dad noch schnell, über May's Mom, darüber dass ich bei meinem Berater reinen Tisch gemacht hatte und das wir morgen darüber reden werden und und und. Aber das mit May und mir ließ ich unbeantwortet.
"Echt nicht mal einen kleinen Wink, dass da noch ein Fünkchen Hoffnung an der Neuentfachung euer Beziehung weilt?", hakte Dad.
"Einfach mal gucken, was die Zukunft für mich parat hält", meinte ich geheimnisvoll.
Mama kam wieder ins Wohnzimmer.
"Deine Schwestern sind gleich hier und dann wird gegrillt."
"Bärchen, was reißt du den wieder so ein Fass auf. Die beiden ziehen hier nur her und das war's."
"Wir können endlich auf alle drei Enkel gleichzeitig aufpassen", meinte meine Mom leicht zickig und schnippte mit den Fingern.
"Diva-Alarm", meinte Dad und verdrehte die Augen. "Sohn, Feuer den Grill an. Du weißt ja wo die Sachen stehen."
"Das überlässt du freiwillig einer anderen Person, die nicht Thomas Reus heißt?", fragte ich fassungslos. Auch Mama wirkte so.
"Was, dass ist nur dieses eine Mal. Na geh."
"Ja, dann jag ich mal die Nachbarschaft in die Luft", murmelte ich, stand auf und ging nach draußen in den kleinen gemütlichen und.l niedlichen Garten.
"Ja, mach die Flammen nicht so hoch, sonst denkt die alte Schabracke von Frau Günther, dass hier Terroristen ihre neuen Flammenwerfer ausprobieren."
"Was?", fragte ich zu Dad. "Die Alte gehört in ein hoch gesichertes Gebäude für kranke Menschen."
"Feuer den Grill jetzt an!", rief mein Vater.
"Ja, ich Google nur vorher, wie das geht", sagte ich und zog mein Handy aus der Hosentasche hervor.
"Manuela, und der Kerl, der Kerl da draußen, der keine Ahnung vom Grillen hat, ist mein Sohn? Die können, den nur im Klinikum vertauscht haben."
"Das hab ich gehört!", rief ich.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt