Kapitel 13 - Come off it!

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Danielle wirbelte durch unser Hotelzimmer und schmiss verschiedene Klamotten auf das Doppelbett.

„Also, ich würde dir empfehlen das grüne Kleid zu tragen. Obwohl, das Schwarze würde deine Augen betonen!", Danielle musterte beide Kleider abschätzend während ich eine Jeans und ein Shirt aus meinem Koffer zog.

„Halt! Was machst du denn da?", unterbrach sie mich und riss die Jeans unsanft aus meinen Händen.

„Hey! Ich wollte die anziehen!", wehrte ich mich.

„Roxy! Du hast ein Date! Da trägt man doch keine Jeans!", maulte Danielle.

„Wir gehen essen, Danielle, wir haben kein Date."

„Ach Papperlapapp!", sie verdrehte ihre Augen. „Du kannst dich trotzdem hübsch machen!"

„Wir gehen wahrscheinlich Pizza oder Burger essen. Ich werde aussehen wir ein Idiot wenn ich in einem Cocktailkleid in einem Fast-Food-Laden sitze!"

Danielle legte ihren Kopf schräg.

„Hm... Ja, da könntest du Recht haben!", sagte sie schließlich und gab mir meine Jeans zurück. Ich schlüpfte schnell hinein, schnappte mir mein Handy und den Zimmerschlüssel und stellte mich an die Tür.

„Also, bis später!", verabschiedete ich mich. Danielles Gesichtsausdruck wurde irgendwie traurig. Ich wusste, dass auch sie das Ganze mit Leo bedauerte.

„Hey, hab Spaß Roxy! Du bist in London!"

***

„Pizza oder Burger?", fragte Sam, als ich ihn in der Lobby des Hotels traf.

„Hmm... das ist eine wirklich schwierige Entscheidung. Ich liebe Pizza, aber ein saftiger Cheeseburger wäre jetzt auch nicht schlecht!", überlegte ich laut.

„Okay, dann entscheide ich!", meinte Sam grinsend.

„Hey, ich bin die Eingeladene, oder? Dann darf ich ja wohl entscheiden was wir essen werden."

„Aber das ist kein Date und ich bezahle! Also, ich sage wir gehen Pizza essen!", Sam zwinkerte mir zu.

„Echt jetzt? Ich bin mir auf einmal sicher, dass ich viel lieber einen Burger hätte!", ich hakte mich bei ihm unter und kicherte, als er vergnügt seinen Kopf schüttelte.

„Gehen wir einfach einen Salat essen!", schlug er vor, sofort glotzte ich ihn mit großen Augen an woraufhin er in schallendes Gelächter ausbrach.

„Okay, überredet, wir gehen Burger essen!", stimmte er zu.

Das Lokal war nicht besonders groß aber dafür fast voll. Das war ein gutes Zeichen, wo viel los war schmeckte es auch. Wir setzten uns in eine der Nischen und ich grapschte sofort nach der Speisekarte.

„Guten Abend, mein Name ist Stacy und ich bin heute Abend ihre Bedienung!", eine Blondine mit schlecht geschnittenem Pony war an unseren Tisch herangetreten und brabbelte gelangweilt ihre Standardbegrüßung herunter. Nebenbei schmatzte sie nervig auf ihrem Kaugummi herum und starrte an uns vorbei aus dem Fenster.

„Guten Abend Stacy!", antwortete Sam höflich was dazu führte, dass Stacy ihn mit großen Augen ansah. Ich unterdrückte ein Kichern. Sie prustete sich die Haare aus den Augen und fummelte an ihrem abgegriffenen Schreibblock herum.

„Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?", fragte sie, als sie sich wieder eingekriegt hatte. Im Augenwinkel sah ich, dass die Tür des Lokals aufging. Und da blieb mein Herz beinahe stehen. Sams Getränkebestellung bekam ich überhaupt nicht mehr mit. Es war ein Kerl eingetreten. Er hatte dunkles Haar, trug einen Anzug. An seinem Arm hing eine Blondine, die ihn überglücklich anlächelte. Nein, das konnte nicht sein. Doch als er sich umdrehte um sich nach einem freien Tisch umzusehen, sah ich diese blauen Augen. Ich keuchte. Leo hatte mich nicht entdeckt. Er konzentrierte sich nun auf Stacy, die hilfsbereit wie sie war, sofort zu ihm geeilt war, um ihm zu helfen. Als er sich wieder umdrehte duckte ich mich und versteckte mich hinter der Speisekarte.

„Roxy?", hörte ich Sams Stimme. „Alles okay bei dir?"

„Ehm... ja... sicher....", antwortete ich unsicher. „Gehen wir lieber Pizza essen!"

„Wieso denn das? Du wolltest doch unbedingt einen Burger."

Scheiße nochmal, London war eine riesige Stadt! Wieso musste er ausgerechnet heute hierher kommen um zu essen? Ich sollte mich zusammen reißen und mich nicht wie ein Teenager benehmen!

„Stimmt, du hast recht! Ich nehme den Double-Cheeseburger! Und du?", plapperte ich fröhlich vor mir hin und verließ sogar mein Versteck hinter der Speisekarte. Sam sah sich verwirrt im Lokal um. Natürlich hatte er etwas bemerkt. Und da spürte ich auch schon diesen stechenden Blick. Es war zum verrückt werden. Leo hatte eine unglaubliche Ausstrahlung auf mich. Ich wusste, dass er mich entdeckt hatte, ohne dass ich es gesehen hatte. Ich drehte meinen Kopf, hielt die Luft an. Und da waren sie. Diese blaue Augen die sich in meine bohrten. Dieser kurze Moment, schien Ewigkeiten zu dauern. Sam riss mich aus meiner Starre als er meine Hand berührte.

„Was möchtest du denn jetzt?", fragte er, seiner Tonlage nach zum wiederholten Mal.

„Cheeseburger!", gab ich wie ein Roboter von mir. Wieder huschte mein Blick zu ihm. Er schaute gerade seine Begleitung an, und er lächelte. Es versetzte mir einen Stich in mein Herz zu sehen, dass er dieser Tussi sein Grübchen-Lächeln schenkte. Sie warf sich ihre blonde Mähne über die Schulter, sodass ihre viel zu großen Ohrringe klimperten, dann erzählte sie ihm irgendetwas. Wahrscheinlich, welche neue Lippenstiftfarbe sie gerade ausprobierte.

„Roxy?", Sams fragende Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

„Hm?"

„Alles okay, du wirkst plötzlich so abwesend?"

„Oh... nein, alles okay. Entschuldige bitte. Ich habe über morgen nachgedacht.", versuchte ich mich herauszureden. Zum Glück war Sam der morgige Tag sehr wichtig, dummerweise, wie ich zugeben musste, wichtiger als mir, was aber nur an diesem blöden Leo lag, und er redete einfach drauf los. Was genau er sagte bekam ich nicht wirklich mit. Immer wieder blickte ich zu Leo. Er schien sich ja prächtig zu amüsieren mit dieser blöden Kuh. Missmutig stopfte ich den Cheeseburger in meinen Mund, der mir wahrscheinlich ohne Leos Anwesenheit viel besser geschmeckt hätte.

„Wenn du fertig bist können wir gehen!", meldete sich Sam irgendwann wieder zu Wort. Wahrscheinlich war ich keine gute Gesellschaft.

„Ja klar, gehen wir!", antwortete ich und stoppte ihn, als er in seine Tasche griff um seinen Geldbeutel hervorzuholen.

„Schon gut, ich bezahle, ich war eine miese Gesellschaft heute. Das tut mir leid!", sagte ich.

„Na schön, das nächste Mal bezahle ich dann aber!", willigte er grinsend ein. Und da fiel mir ein, dass ich meinen verdammten Geldbeutel überhaupt nicht mitgenommen hatte.

„Oh Scheiße!", fluchte ich und sah Sam entschuldigend an.

„Was ist los?"

„Sieht so aus, als müsste ich das nächste Mal bezahlen, mein Geldbeutel liegt im Hotel!", sagte ich kleinlaut. Sam dagegen lachte amüsiert auf.

„Ich hatte dich schließlich auch eingeladen!"

„Danke, Sam, ehrlich!", ich legte meine Hand auf seine, woraufhin sein Blick sich blitzartig hob und er mich verwirrt ansah. Gleichzeitig spürte ich noch einen anderen Blick auf mir. Ich wusste, dass Leo uns gerade beobachtete. Also ließ ich meine Hand extra liegen. Was Hollingworth konnte, konnte ich schon lange!


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