Kapitel 37

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KAPITEL 37

~ Marco's Sicht ~

Während Kane und ich im Zimmer waren und uns anderweitig beschäftigten, war May im Wohnzimmer.
Kane hatte sich für die Legosteine entschieden. Also die Legosteine, die größer waren als die anderen.
Wir bauten einen riesigen Turm den Kane schnell wieder blöd fand.
Mutwillig trat er den wieder um und beschäftigte sich mit seinem Parkhaus.
"Und ich darf das wieder aufräumen?", fragte ich und beobachtete Kane der ein Hotwheels Auto in den Fahrstuhl stellte und an dem Drehding drehte, damit der Fahrstuhl samt Auto in den obersten Stockwerk konnte.
"Kane?", hakte ich nach, da er mich ignorierte.
"Ja", meinte er und drehte sich nicht mal zu mir.
"Räumst du das auf, wenn du wieder mit was neues spielst."
"Nee."
"Ich räume das nicht auf", stellte ich klar.
Doch Kane war anderer Meinung. "Doch", sagte er.
"Soll ich Mama holen?"
"Mach doch", meinte er trotzig und fand anscheinend das Parkhaus interessanter als sein herummeckernden Vater.
"Gut", meinte ich und stand auf.
Kane drehte sich immer noch nicht zu mir um, also verließ ich das Zimmer und ging ins Wohnzimmer.
"Na, du", meinte ich und schmiss mich zu May auf die Couch, die in irgendeinem Automagazin herumblätterte. Ich bettete meinen Kopf auf May's Oberschenkel und blickte sie an.
"Na, du", entgegnete sie und las weiter in der Zeitung.
"Seit wann liest du denn so was?", fragte ichund runzelte die Stirn. Seit wann interessierte sie sich für Top Gear?
"Hab die Serie gesehen und fand den einen Typen ganz süß", antwortete sie.
Ich verzog mein Gesicht zu einer angewiderten Miene. "Das sind alles alte Säcke, die dein Vater sein können. Briten mit schlechten Zähnen und die sind alt und schrumpelig."
"Ich rede von Top Gear USA, Marco."
"Die sind auch alle alt", meinte ich. "Das macht es auch nicht besser."
"Tanner ist 42 und trotzdem könnte ich den bespringen."
Ich kniff die Augen zusammen. "Ist das der dicke mit dem Bart? Die bärtige Lady?"
"Nein, der Kleine, der von weiten aussieht wie achtzehn. Der Rennfahrer."
Ich zog mein Handy hervor.
"Was machst du?"
"Ich Google den", meinte ich und tippte den Namen ein. "Der Nachname des Typen, den du liebend gerne bespringen würdest."
Auch, wenn ich weiß, dass die beiden sich nie im Leben begegnen werden, konnte ich meine Eifersucht nicht verbergen.
"Du bist eifersüchtig, oder irre ich mich?"
"Quatsch, ich doch nicht", meinte ich und schnaubte. "Nachname! Jetzt!"
"Faust", meinte May. "Aber mit ou."
"Hä?"
"F-O-U-S-T", buchstabierte May.
"Und ich bin nicht eifersüchtig."
"Sicher?", hakte May nach. "Weil du immer so reagierst und den Typen stalkst, den ich auch nur ansatzweise zum bespringen finde."
Ein Schmunzeln lag auf ihren rosanen Lippen. Sie machte sich auch noch über mich lustig.
Ich rümpfte die Nase, als ich die Fotos sah.
May's Typ. Eindeutig. Hauptsache die hatten braune oder grüne Augen. Marcel meinte das, dass sie eine Schwäche für diese Augenfarbe hat.
Und wenn sie dunkelhaarig und Grübchen hatten erst recht.
Ich schnaubte wieder. "Ich mag den nicht."
"Eifersüchtig", flötete May leise und las weiter in der Zeitung.
"Ich doch nicht. Seit wann stehst du auf ältere?"
"Schon immer irgendwie. Die wissen was sie wollen. Tanner bestimmt auch."
Ich drückte meine Daumen auf den eh schon liedierten Bildschirm und der Riss wurde schlimmer.
"Hey, deine Spider-Man-App breitet sich aus", bemerkte May, und blickte auf den Bildschirm.
"Hm", grummelte ich und ging aus Google raus, um die Tastensperre reinzumachen und um mein iPhone beiseite zu legen.
"Liegt der Herr eigentlich gemütlich."
"Auf dir liegt es immer gemütlich. Egal in welcher Situation", murmelte ich.
May zog mir die Zeitung durchs Gesicht.
"Ey!", motzte ich herum und riss ihr die Zeitung aus der Hand, bevor sie mir die wieder durchs Gesicht ziehen konnte.
Ich schmiss die Zeitung an die Wohnzimmertür.
"Hey, tu Tanner nicht weh!", rief May. "Das tut seinen Ego nicht weh", meinte ich und blickte zu May, die mir in die Wange kniff.
"Au! Au! Au! Au! Au! Deine Fingernägel, du Biest!", fluchte ich auf.
Was war ich froh, dass es zu diesem Moment an der Tür klingelte und May mir nicht weiter weh tun konnte.
May hob meinen Kopf an, sprang auf und ließ diesen unsanft wieder los. Ich knallte auf May's Sony Ericsson, was ich mir gleich unter die Finger riss.
May ging zur Tür.
"Verdammt. Codesperre", murmelte ich und tippte einfach mal 1312 ein. Kane's Geburtstag. Nope. Falsch. 0311, May's Geburtstag. Auch falsch. 2012. War auch falsch. 1909 war genauso falsch. "Gut dann eben das. Hoffentlich."
3105
Und baaaaam ich war im Handy drinnen.
Ein Foto von Kane und May zierte ihren Hintergrund. Ich ging auf die Kamera und machte bekloppte Fotos von mir, ehe ich das Handy beiseite legte, als ich May erstaunt rufen hörte: "Herrjemine, mit was hab ich euch verdient!"
"Haha, wir lieben dich auch", hörte ich Robin sagen.
"Hast du wieder eine durchgezogen?", fragte May.
"Nein, er hat sich die Augen gereizt. Lange Geschichte", meinte Marcel.
"Was zum Fleischsalat macht ihr hier?"
"Wir passen zum Nudelsalat auf Kane auf, während Marco dich beim bowlen schlägt", lachte Robin.
"Ja zum Kartoffelsalat", stimmte Marcel zu. "Lässt du uns jetzt zum Eisbergsalat rein?"
"Also kommt keine Babysitterin?", hakte May nach.
"Nee, Marco hat dich anscheinend angelogen", meinte Marcel.
"Lässt du uns jetzt rein? Ich muss dringend aufs Klo. Ich konnte im Hotel nicht scheißen, unbekannte Toilette für meinen Hintern-"
"Gott, Klappe und komm rein. Was sollen meine Nachbarn von mir denken."
Marcel lachte nur, während ich die Augen verdrehte und mich aufsetzte.
"Yo, Bro", meinte Marcel und kam ins Zimmer.
"Schuhe aus, verdammt!", fluchte May herum.
Marcel ging Rückwärts wieder aus dem Zimmer.
Die Haustür ging zu und Marcel kam in zwei unterschiedlichen Socken ins Wohnzimmer.
"Hat Robin dir die Socken rausgesucht. Du weißt das er gerade Probleme mit den Augen hat?", lachte ich.
"Nein. Die jeweils anderen Paare waren weg. Und die lagen lose im Schrank und haben gefleht von mir getragen zu werden."
"Ah", meinte ich.
"Buh!", rief Kane und sprang ins Wohnzimmer.
"Heeeey, wen haben wir denn da", meinte Marcel und nahm Kane auf die Arme. "Wir passen heute auf dich auf."
"Cool", meinte Kane.
"Okay, eher ich. Ich denke Robin, wird den Rest des Tages auf dem Klo sitzen."
"Micro-Penis", meinte Kane.
Marcel blickte zu mir und ich starrte an die Decke.
"Ich will's nicht wissen", meinte Marcel.
"Hat jemand mein Handy gesehen?", fragte May und kam ins Zimmer. Ich schnappte mir das und hielt es hoch.
"Bloß nicht werfen", mahnte sie mich und kam auf mich zu, ehe sie mir das Handy aus der Hand riss und in ihre Hosentasche steckte.
"Dann fahren wir mal", meinte ich und sprang von der Couch auf.
"Du meinst, dann fahre ich mal", verbesserte May mich und drückte Kane einen Kuss auf die Wange.
"Habt Spaß", meinte Marcel.
"Ja, gib Robin eine Beschäftigung, wenn es noch länger dauert."
"Wie ging dein WLAN-Pin noch mal!", rief Robin aus dem Bad.
"Marcel gibt ihn dir!", rief May zurück.
"Genau, wie den Aufladekabel meines iPhone!", mischte ich lachend mit.
"Hahahaha, dein Darm ist genauso empfindlich und du gehst auch nicht überall scheißen, Junge!"
"Oh, mit dem stimmt gewaltig etwas nicht", murmelte ich und flitzte ins Wohnzimmer um mir mein iPhone zu holen.
Ich drückte Kane einen Kuss auf die Wange und blickte noch mal dankend zu Marcel ehe ich mit May die Wohnung verließ.
"Glaubst du es es viel los?", fragte ich May, als sie das Auto aufschloss.
"Es ist Freitag Abend, was glaubste denn?", lachte sie.
"Lachst du mich gerade aus?", fragte ich gespielt schmollend.
"Wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, ich lache dich immer aus", stellte May klar und stieg ins Auto. Ich tat es ihr gleich.
Während der Fahrt bis zum Gebäude mit dem Kino, der Disko und der Bowlinghalle, saß ich die ganze Zeit schmollend im Beifahrersitz und hatte die Arme vor meiner Brust verschränkt.
"Du bist so eine Schmollliese", lachte May, als sie geparkt hatte.
"Hm", machte ich nur und spielte weiter. Ich musste mich wirklich anstrengen, nicht zu schmunzeln.
"Okay, dann bleibst du trotziges kleines Kind im Auto sitzen, während ich ein wenig Bowlen gehe. Vielleicht läd mich ein Typ ein."
May stieg aus und knallte die Tür zu.
Ich seufzte nur.
"Komm raus jetzt!", meinte May und riss die Beifahrertür auf.
"Nope", meinte ich.
"Ich frage mich, ob ich Kane oder Marco mitgenommen habe."
"Hast du die Memo nicht gekriegt, ich bin sein Vater."
"Raus jetzt. Strapaziere hier nicht meine nicht existierende Geduld!", zischte May und blickte mich eindringlich ein.
"Nee", meinte ich wieder.
May lehnte sich über mich, schnallte mich ab und griff sich meine Hände. So oder so hätte sie mich nicht hochgekriegt.
"Raus jetzt, du Kind", meinte May hochangestrengt und versuchte mich aus dem Auto zu ziehen.
Ich konnte nicht mehr ernst bleiben und fing an zu lachen.
"Komm", meinte sie.
"Ja, okay. Hast gewonnen", gab ich nach und May ließ meine Handgelenke los.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt