Kapitel 14

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KAPITEL 14

~ May's Sicht ~

Als ich mit Martin vor der Garage hielt, freute sich Kane schon sehr, seinen Vater wieder zusehen.
Kane lief sofort zur Haustür, nachdem ich ihn aus dem Auto gehoben hatte.
"Kane warte doch einmal", meinte ich und schloss das Auto ab, ehe ich zur Tür ging.
Gerade als ich aufschließen wollte, wurde die Tür aufgerissen.
Erschrocken blickte ich Marco an und Kane stürmte auf seinen Vater zu.
"Erschrocken?", grinste Marco.
"Nee", meinte ich und hielt mir das Herz. "Du bringst mich noch um."
"Wäre blöd, wenn es so wäre", meinte Marco und hob Kane hoch.
Als im Haus stand, zog ich meine Schuhe aus und schmiss meine Handtasche auf die Treppe.
Marco machte die Tür zu und erwähnte beiläufig, dass die Wings schon fertig waren.
"Tisch schon gedeckt?", fragte ich.
"Klar", nickte Marco. "Gehst du mit Kane Händewaschen."
"Okay."
Ich schnappte mir meinen Sohn und ging mit ihn ins untere Badezimmer. Während ich Kane hoch hob, wusch er sich die Hände.
"Essen!", schrie Kane entzückt und lief aus dem Badezimmer in Richtung Küche. Ich wusch mir schnell die Hände, trocknete diese ab und ging dann ebenfalls in die Küche.
Marco stand vor dem Ofen und holte gerade die Chickenwings aus den Ofen, während Kane durch die Küche hüpfte.
"Kane, hinsetzen, sonst gibt es heute noch einen Unfall auf der K1 und einer von euch wird weinen."
"Kane wird's nicht sein", murmelte Marco vor sich hin und schüttete die Kroketten in eine Schüssel, ehe er die Schüssel auf den Tisch stellte.
"Soll ich dir helfen?", fragte ich Marco.
"Nö-nö. Setz du dich mal auf deine vier Buchstaben und lass mich machen", sagte Marco und drückte mich auf den Stuhl.
"Okay", meinte ich und zog Kane auf meinem Schoß. Wenig später setzte sich Marco mit den Chickenwings an den Tisch und ich blickte ihn fragend an.
"Seit wann kochst du freiwillig?", fragte ich ihn, nachdem er mir auch noch Chickenwings und Kroketten auf den Teller gepackt hatte.
"Irgendwann ist immer das erste Mal", antwortete Marco und tat sich auf, ehe er auf einem Plastikteller was für Kane drauf packte.
Ich setzte Kane auf dem Stuhl neben mir und schob ihn seinen Teller hin.
"Okay, stimmt", meinte ich. "Über was wolltest du mit mir reden?"
Ich blickte Marco an, der sich Ketchup auf den Teller klatschte.
"Auch", meinte Kane und zeigte auf die Ketchupflasche. Marco reichte mir die Flasche und ich kippte Kane das Zeug auf den Teller, ehe ich mich wieder zu Marco wandte.
"Danke", meinte Kane munter und pustete die Kroketten und Chickenwings an.
"Auba, ist ein ziemlich schlauer Kerl und hat's heraus gefunden", meinte Marco und zeigte auf Kane.
"Herausgefunden, naja. Irgendwann sollte es ja passieren", sagte ich.
"Er behält es für sich. Wir brauchen nichts befürchten", fügte Marco hinzu.
"Okay, danke übrigens."
"Für was?"
"Das du gekocht hast, du Blitzbirne", lachte ich.
Marco grinste. "Du bist hier Gast. Und du benimmst dich nicht wirklich als Gast. Also dachte ich, ich koche mal für dich. Du hast es ja auch mal verdient."
"Wie gesagt. Danke."
"Ich kann ja morgen wieder kochen. Wir haben erst abends ein Heimspiel. Diesmal Lasagne?"
"Woaaah, du mutierst noch vom Fußballer zum Meisterkoch, was?", lachte ich heiter und bekam einen leicht giftigen Blick von Marco ab.
"Kleines, das meinte ich ernst, dass ich morgen kochen will. Wieder."
"Kannst du doch machen. Ich finde das niedlich. Und ich bin stolz auf dich, dass du endlich die Angst aufgibst, die Küche in die Luft zu jagen."
Ich wollte eigentlich ernst bleiben, musste aber zum Ende des Satzes Kichern.
Marco blickte streng und musste sich wirklich zusammen reißen nicht anfangen zu lachen. Er biss die dünnen Lippen zusammen und ich schlug ihn leicht auf die Schulter.
"Du, lachen, sofort", sagte ich.
Und siehe da, Marco konnte nicht ernst bleiben und fing an zu lachen.
Nachdem wir drei, wie die Kannibalen die Chickenwings und Kroketten vernichtet haben. Wer braucht denn schon Besteck?- wir drei schon mal nicht, half ich Marco dabei die Küche aufzuräumen, während Kane auf dem Stuhl sitzen bleiben und mit dem feuchten Lappen über den Tisch zu wischen.
Ich musste sagen. Marcos Kochkünste haben mich überzeugt. Dann kann man ihn von Tiefkühlchickenwings-Zubereitungsprofi auf Lasagne-Rookie hochstufen.
"Was hast du denn?", fragte Marco mich und blickte mich irritiert, aber belustigt an, als ich immer wieder mit der Zunge zwischen zwei Zähne fuhr.
"Mir hängt Fleisch zwischen den Zähnen", murmelte ich.
"Mir auch", meinte Kane.
"Wenn ich hier Zahnstocher finde, dann bist du gerettet", meinte Marco und räumte den Geschirrspüler ein.
Ich fuhr weiter mit der Zunge über die die Zähne und endlich löste sich das Fleischstück.
"Hab ich das Ding", meinte ich und Marco lachte nur.
"Gibst du mir bitte die Teller?", fragte er mich und ich reichte ihn nach einander die Teller.
Während Marco sich weiter ums Geschirr kümmert, schnappte ich mir ein trockenes Küchenhandtuch und ging zu Kane.
"Okay, jetzt musst du mit den trockenen Handtuch über den Tisch gehen, dann bist du fertig", sagte ich und tauschte Lappen gegen Handtuch aus.
"Okay", meinte Kane und zog das Tuch über den Tisch.
Ich spülte den Lappen aus, quetschte das Wasser raus und hang ihn an den kleinen Penöckel an der Wand über dem Waschbecken.
"Gucken wir noch einen Film?", fragte Marco, nachdem er den Geschirrspüler geschlossen hatte.
"Ja, Wilde Kerle", rief Kane und warf das Handtuch in die Luft. Es landete auf seinen Kopf und Kane schrie erschrocken auf, ehe er anfing zu kichern. Marco lachte auf und zog seinem Sohn, das Handtuch vom Kopf, ehe er das über den Stuhl hing. Marco schnappte sich Kane und schmiss sich den Jungen über die Schulter.
"Papa!", schrie Kane, musste dann aber doch lachen.
Mit einer kleinen Wasserflasche bewaffnet, folgte die beiden ins Wohnzimmer.
Kane schmiss sich auf die Couch und Marco schaltete den Fernseher ein. Ich setzte mich zu Kane auf die Couch und beobachte Marco dabei, wie er zwischen seinen ganzen DVD's, nach den ersten Wilde Kerle Teil suchte. Nein, die hatte er nicht extra für Kane gekauft. Die hatte er schon immer gehabt, was schon wieder ziemlich ulkig war.
"Da ist die ja", meinte Marco und hob die DVD nach oben.
Kane lachte auf und forderte seinen Vater ungeduldig auf, die DVD doch abzuspielen. Nachdem Marco die DVD in die PlayStation gesteckt hatte, setzte er sich mit dem Kontroller zu uns auf die Couch - schon fast auf meinem Schoß.
"Hoppla", meinte ich erschrocken, nachdem Marco halb auf mir gelandet war.
"Sorry", entgegnete er und setzte sich neben mich. Kane kletterte über meine Oberschenkel und quetschte sich zwischen Marco und mir.
Und dann schauen wir gemeinsam die wilden Kerle. Als die Szene kam, wo Leon Fabi, wegen den pinken Hinterreifen auf den Boden drückt, runzelte ich die Stirn.
"Hm, heute ist es nicht so schlimm, wenn du, als Kerl, mit pinken Fahrradreifen durch die Gegend fährst. Das gehört eben zu diesen Hipstern", sagte Marco.
"Bah. Hipster", schnaubte ich. "Die sind überall. Das ist wie in einer Folge in The Walking Dead."
Marco lachte. "Ich vergaß, deine Abneigung gegen über dieser Gattung von Menschen."
"Das, mein Lieber, sind keine Menschen. Das sind gehirngewaschene Tumblr-Clowns."
"Leise, will gucken", zischte Kane genervt.
Marco und ich tauschten einen Blick aus und ich schnitt eine Grimasse, ehe ich mich wieder den Film zu wandte.
"Will haben", meinte Kane und riss mir die Wasserflasche aus der Hand.
"Willst du keine Milch?", fragte Marco.
"Ja, geh", sagte Kane und zeigte auf die Tür, als er seinen Vater anschaute.
"Nö, er geht nicht, wenn du so mit ihm redest", sagte ich und drückte Marco an der Schulter wieder auf die Couch. Da wollte er tatsächlich aufspringen und seinen Sohn, der ihn herumkommandierte seine Milch holen.
Kane schaute grimmig.
"Ich hab dir oft gesagt, dass du nicht mit einem reden sollst, als wäre er dein unterbezahlter südamerikanischer Butler. Wir, wir sind verdammt gut bezahlte, britische James' und du redest gefälligst nett mit uns und vergiss ja nicht das Zauberwort."
Kane blickte mich fragend an und seufzte.
"Kannst du mir bitte eine Milch holen, Papa", sprach ich vor.
Kane drehte sich zu Marco, der ihn fragend anschaute. "Ich höre", meinte Marco auffordernd.
"Kannst du mir Milch holen, Papa. Bitte?"
Ich nahm meine Hand von Marcos Schulter und nickte.
"Klar", sagte Marco und sprang auf.
"Siehst du, so erreicht man was", sagte ich und drückte Kane einen Kuss auf die Stirn. "Hab dich lieb."
"Ich hab dich auch lieb", flüsterte Kane und schnappte sich die Batman-Decke um sich zuzudecken.
"Eine Milch für den kleinen Borussen", sagte Marco und reichte Kane eine Flasche mit Nuckelkopf, mit Milch.
"Danke", sagte Kane zufrieden und nahm die Flasche entgegen. Marco schmiss sich wieder auf die Couch.
"Schmeckts?", fragte Marco.
Kane nickte und ließ sich auf der Couch nach hinten fallen. Er schien ziemlich fertig zu sein, so müde er auch aussah. Die Augen fielen auch schon immer wieder zu, während er an der Flasche nuckelte.
"Da ist wohl jemand müde", bemerkte ich und fuhr Kane durchs Haar.
"Nee", seufzte er und schüttelte seinen Kopf.
"Nicht lügen", mischte sich Marco ein.
"Isso", nickte ich.
Kane seufzte wieder und hob die Flasche hoch, um zu schauen, wie voll die Flache noch war.
"Mama?", fragte er und blickte von der Flasche zu mir.
"Du hast doch noch was zu trinken", sagte ich.
"Windel voll", bemerkte er.
"Und ich dachte Mama hat gefurzt", grinste Marco.
Zuckersüß grinste ich Marco an. "Du übernimmst den Dienst freiwillig. Cool. Wie schön", meinte ich erfreut.
"Nein-"
"Kane, geh mit Papa mit. Er wechselt dir die Windeln."
"Solange er nur gepinkelt hat", seufzte Marco und stand auf. Kane reichte mir die Flasche und folgte seinem Vater aus dem Wohnzimmer.
"Wenn du noch nicht groß gemacht hast, Kane, dann tu es auf den weg nach oben!", rief ich hinter her.
Gerade als ich mich wieder den Fernseher zuwenden wollte, kam Marco ins Zimmer, schnappte sich meine Hände und zog mich auf die Beine.
"Hey!", rief ich, als er mich hoch hob und über seine Schulter warf. "Lass mich runter."
"Nö", meinte Marco und schlang seine Arme um meinen Oberschenkel, ehe er das Wohnzimmer verließ.
Kane lachte nur voller Spaß, während ich Marco immer wieder in die Seite kniff.
"Aua! Au! Aua! Autsch! Ah! Hör auf! Das! Tut! Weh! Au!", fluchte er auf den Weg nach oben auf. "Wenn er groß gemacht hat, dann wechselst du ihm die Windeln, in Ordnung?"
"Nee, du musst es doch auch mal lernen", sagte ich. "Komm, lass mich endlich runter."
"Erst wenn du mir versprochen hast-"
"Ist gut", unterbrach mich. "Nur lass mich runter."
"Das Zauberwort?", forderte Marco mich auf.
"Bitte, lieber Marco", sagte ich.
Marco ließ mich runter und ich blickte Marco warnend an. "Dein Glück."
"Oh, was wenn ich dich nicht runtergelassen hätte, was hättest du dann gemacht?", fragte Marco und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Das hättest du am eigenen Leib gespürt", flüsterte ich und schnappte mir Kane, um ihn zu wickeln.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt