13. Dezember - Frieden

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Du und ich - wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen. (Mahatma Gandhi, Rechtsanwalt und Widerstandskämpfer)


Jenny und Vicky kamen am ersten Schultag nach den Ferien zu mir und begannen unser erstes richtiges Gespräch seit drei Monaten.
,,Seit wir nur noch zu zweit sind, macht nichts mehr richtig Spaß. Wir haben dir verziehen, aber vergessen werden wir das nicht. Wir wollen, dass alles wieder wie davor wird. Aber bevor du uns belogen hast und nicht vor dem Streit." Jenny sprach und Vicky nickte an manchen Stellen, um zu zeigen, dass sie ihr Recht gab.
Obwohl ich es nicht zugeben wollte, war ich sichtlich erleichtert. Klar, Lauren war eine gute Freundin, aber auch, als wir vier noch eine Clique gewesen waren, hatten wir zwei nie etwas zusammen gemacht und ich wusste auch nicht, wieso sie sich auf meine Seite gestellt hatte nach dem Streit. Ich war mit ihr immer ausgekommen, hätte aber nie etwas mit ihr gemacht, hätte es nicht Jenny und Vicky gegeben.

Ich umarmte meine zurückgewonnenen Freundinnen fest und strahlte über das ganze Gesicht. Ich hatte sie sehr vermisst. Ich liebte das Modeln, aber es war keine Person, mit der ich Zeit verbringen konnte und eigentlich war es ja auch nur ein Job, so leid es mir tat. Ich liebte meinen Beruf, aber nur, weil er mir Spaß machte.

Es klingelte zur ersten Stunde und wir wurden bei unserem Wieder-Versöhnungs-Knuddeln gestört. Wie sehr wünschte ich mir in diesem Moment, die Schule würde nicht so hochgeschätzt werden. Aber ohne Schulausbildung wüsste ja niemand wirklich was mit sich anzufangen.

Eine Woche später:

Wir hatten uns inzwischen wieder in unsere Clique eingewöhnt. Heute hatten wir uns zu einem Kinofilm verabredet. Er hieß 'Fack ju Göhte 2' und der erste Teil hatte uns allen zugesagt, weswegen wir in diese Fortsetzung gingen. Okay, es lief sonst kein anderer Film, aber das war unwichtig.
Wir trafen uns also am Nachmittag vor dem Kino. Zumindest war das ausgemacht.
Jenny und Vicky waren schon da, als ich kam.
,,Hey, Leute", begrüßte ich sie, während ich sie beide umarmte. ,,Ist Lauren schon da?"
,,Ne.. eigentlich kommt sie ja immer als erste, aber vielleicht hat sie den Bus verpasst." Jenny sah aus, als würde sie das selbst nicht denken.
Aber natürlich warteten wir auf sie.
,,Was habt ihr eigentlich in den Ferien gemacht?", fragte ich, als ich die Stille nicht mehr aushalten konnte.
Vicky fing sofort an zu strahlen. ,,Ich war in New York!"
Ich liebte New York! Aber wer tat das nicht? ,,Wow! Wie cool! Was hast du alles gemacht? Hast du viel geshoppt?"
,,Oh ja, ich habe echt viel Geld ausgegeben, aber in den USA ist ja Kleidung öfter reduziert. Und ich war bei Dooney and Bourke und habe mir eine Tasche gekauft! Ich liebe sie so sehr!"


Sie redete und redete wie ein Wasserfall. Aber, als sie von Dooney and Bourke erzählte, wurde ich neidisch. Das war schon seit Jahren meine Lieblingsmarke und ich hatte noch nie die Chance dazu, mir wenigstens eine kleine Clutch zu kaufen. Wenn ich denn mal in Amerika war - es gab nur Läden in den USA -, dann hatte ich meistens keine Zeit. Am Geld mangelte es mir hingegen eher weniger. Obwohl ich das meiste davon für die Zukunft sparte.
,,Oh mein Gott! Du musst mir die Tasche unbedingt zeigen, wenn du sie mal dabeihast!" Kreischte ich.

Jenny sah uns zwei nur belustigt an. Natürlich wusste sie von unserer Liebe zu Dooney and Bourke, aber so hatte sie uns fast noch nie erlebt. Wahrscheinlich dachte sie sich so etwas, wie: ,,Die kreischen ja wie die Directioner, wenn sie Harry Styles sehen."

Als der Film anfing, gingen wir ohne Lauren hinein (immerhin hatten wir schon die Tickets) und beschlossen, sie morgen in der Schule auf ihre Abwesenheit anzusprechen.



Just a model / #LightAward17 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt