Shota lag in seinem Bett, die Musik drang in seine Ohren, die Gedanken kreisten. Es war viel. Und doch so wenig. Und irgendwie auch gar nichts. Er drehte sich auf die andere Seite. Doch dafür musste er einen In-Ear-Kopfhörer raus nehmen, um der Seite zu liegen. Was er dann etwas widerwillig machte. Es war dunkel, spät am Abend, vielleicht auch schon tief in der Nacht. Sein Zeitgefühl war etwas verloren. Es war Winter, und es war daher schon etwas länger dunkel. Außerdem wusste er nicht wie lange er schon so da lag, nachdachte oder einfach zu der Musik zuhörte. Ab und an, ließ er auch ein paar schmerzhaftere Gedanken zu. Er hatte mal gelesen, dass man Dinge, die einen belasten, verarbeiteten musste. Die Gefühle, die Erinnerungen. Und er mochte es, sich abzulenken. Von seinen Gefühlen. Er wollte nicht so viel mit ihnen zu tun haben. Sie waren kompliziert, und oft tat es einfach weh. Wenn er nachdachte. Seine Gedanken. Er wollte er nie über Gefühle nachdenken. Aber vielleicht musste er das machen. Als er gelesen hatte, dass man das verarbeiten musste, stand da auch noch, dass es ansonsten krank machte. Verschlossene Gefühle.
Während er über vieles dachte, gab es ein oder zwei Gedankengänge, die sich sehr oft wiederholten. Sie kreisten.
Was sollte er machen, jetzt, da er einen Jungen mochte? Er war mit ihm zusammen. War überglücklich.
Doch wie alles, hatte auch dies einen Hacken. Nichts war perfekt. Nichts war für ihn gemacht. Alles was ihn glücklich machte, hatte Dornen.
Er liebte einen Jungen. Und seine Eltern wusste nichts davon.
Was war schlimm daran?, fragten die, die Eltern hatten, die sie so akzeptierten, wie sie waren.
Was war schlimm daran?, fragte die Gesellschaft, beziehungsweise die, die es schon längst kapiert hatten. Die idealistische Gesellschaft.
Was war schlimm daran?, fragte seine Koreanischlehrerin.
Ja, was war schlimm daran?
Er hatte es schon längst kapiert. Shota wusste und verstand. Sie nicht. Er führte eine Beziehung in Angst. Angst ausgeschlossen zu werden. Angst vor der Ausgrenzung. Angst nicht akzeptiert zu werden. Er wusste, dass er sich sein eigenes Grab schaufelte, nur sobald er seinen Mund darüber aufmachte.
Homophobie.
Es ging gegen die Moral. Es war nicht normal. Er war nicht normal. Seine Gefühle waren nicht normal. Warum hatte er ja gesagt. Wenn es rauskam, war er am Ende. Er war tot, er würde nicht mehr normal leben können, er würde vielleicht Intak enttäuschen, er würde ihn verletzte, er hatte-...
Und schon war er an einem Punkt, in dem er einfach nur anfing zu schluchzten. Leise. Sodass es seine Eltern nicht hörte. Leise, stumm und doch heftig. Er musste aufhören so zu denken. Vielleicht war die Welt gar nicht so gemein.
Vielleicht versuchte er in seiner homophonischen Schule mal Händchen zu halten ohne mit gleich sich unwohl zu fühlen.
Augen. Augen die in einen rein starrten. Auseinandernahmen. Entblößten.
Shota, du musst aufhören, dachte er sich. Es tat weh, sich das alles so bildlich vorzustellen. So, so weh.
Es ist so krank, hörte er das Zitat eines Mitschülers in seinem Kopf hallen.
Es reichte.
Er richtete sich abrupt auf, schmierte sich irgendwie die Tränen vom Gesicht und tippte mit leicht zittrigen Händen. Er schrieb Jongseob. Er brauchte ein Lächeln jetzt.
Obwohl, vielleicht schlief er jetzt. Puh, egal. Seobie konnte es auch morgen lesen.
Sollte er vielleicht sich einfach mal bei seinen Eltern outen? Oder? Er konnte Jonhseob nicht für die Ewigkeit verstecken. Egal, egal, zu viele Gedanken, die auf ihn schon wieder rollte, wie eine tückische Welle.
Er wollte seinen Freund nicht mit diesen Gedanken belasten, weshalb er einfach über den Schulstress schrieb und fühlte sich dennoch erleichtert.
Und was, wenn alles was er sich gedacht hatte (wenn es rauskäme) real werden würde?
---
I love being an author.
YOU ARE READING
valid enough? - Soulseob OS
FanfictionShota lag in seinem Bett, die Musik drang in seine Ohren, die Gedanken kreisten. Es war viel. Und doch so wenig. Und irgendwie auch gar nichts. - nur Erwähnung von Jongseob - Shotas Gedankengänge - Homophobie - Angst nicht valid zu sein - oneshot...
