Der nächste Morgen an der Clearwater High begann grau und drückend, wie das Gewicht, das Y/N inzwischen auf den Schultern spürte. Milling war weg, doch sein Schatten lag auf jedem Flur, in jedem Blick, der ihr zugeworfen wurde. Besonders von Jeffrey. Seine Augen verfolgten sie nicht mehr nur wie der Blick eines Konkurrenten – es war mehr, als ob er jeden ihrer Schritte katalogisierte, wartete auf den Moment, in dem sie einen Fehler machen würde.
Y/N wollte dem nicht nachgeben. Nicht jetzt. Nicht hier.
Im Pausenhof suchte sie bewusst die Nähe von Holly, Lou und Carag – ihre kleine, unerschütterliche Gemeinschaft, die immer einen sicheren Hafen bot. Brandon war auch da, einer der wenigen Jungs, mit denen Y/N sich wirklich verstand. Er war ein ruhiger Beobachter, der selten das Wort ergriff, aber wenn er sprach, hatte es Gewicht.
„Du wirkst angespannt", sagte Holly, als sie sich mit einem Tablett in der Hand neben Y/N auf die Bank setzte. Ihre Augen funkelten vor Sorge und Neugier. „Ich habe das Gefühl, dass da mehr zwischen dir und Jeffrey ist, als du zugeben willst."
Y/N zuckte mit den Schultern, versuchte ein Lächeln, das nicht gelang. „Das ist absurd. Wir sind einfach... Rivalen."
Lou, die neben Holly saß und Carag an ihrer Seite hatte, schüttelte den Kopf. „Komm schon, Y/N. Du kannst die Blicke nicht leugnen. Und er auch nicht."
Carag grinste schelmisch. „Vielleicht willst du es ja selbst nicht wahrhaben. Aber manchmal liegt die Wahrheit näher, als man denkt."
Brandon, der bisher still gewesen war, sah Y/N nachdenklich an. „Jeffrey hat dich jetzt erst recht auf dem Kieker. Das weißt du, oder?"
Sie nickte, ihr Blick wurde ernst. „Ich weiß. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern."
Holly legte ihr eine Hand auf den Arm. „Pass auf dich auf, ja? Gerade jetzt. Jeffrey und sein Rudel sind nicht wie sonst. Sie sind... fokussierter. Und gefährlicher."
Y/N schluckte, doch das Feuer in ihr wurde nur heller. „Ich bin nicht allein."
Und das war die Wahrheit. Zusammen mit Holly, Lou, Carag und Brandon fühlte sie sich stärker. Doch die Gefahr war real.
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Am Nachmittag hatte das Rudel von Jeffrey Y/N noch enger im Visier. Sie spürte es in jeder Bewegung, in jedem Blick, der auf sie fiel, wenn sie die Flure entlangging. Bo und Cliff folgten ihr auf Schritt und Tritt, und Tikaani, die sonst zurückhaltend war, war diesmal noch kälter und distanzierter als sonst.
Jeffrey selbst kam nicht mehr nur aus der Ferne, sondern suchte gezielt die Konfrontation. Seine Worte waren scharf, seine Präsenz drückend.
„Du spielst ein gefährliches Spiel, Puma", knurrte er, als sie sich zufällig im Schulflur begegneten. „Denkst du wirklich, du kannst dich zwischen uns und Milling stellen und unversehrt davonkommen?"
Y/N sah ihm direkt in die Augen, ihre Stimme war ruhig, aber fest. „Ich bin kein Spielzeug für dich oder dein Rudel, Jeffrey. Und ich werde mich nicht verstecken."
Sein Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. „Mal sehen, wie lange du noch so selbstsicher bist."
Doch Y/N spürte etwas anderes hinter seinem Blick – Unsicherheit? Vielleicht sogar Respekt? Oder war es nur eine Maske?
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Am Abend traf sich Y/N mit Holly, Lou, Carag und Brandon wieder in der alten verlassenen Hütte am Waldrand, einem Ort, an dem sie sicher waren, ungestört zu sein. Die Gespräche drehten sich oft um die Schule, das Rudel, aber auch um die unausgesprochenen Spannungen, die immer dichter wurden.
„Wir müssen einen Plan haben", sagte Carag. „Jeffrey wird nicht locker lassen. Und Milling hat ihn noch schärfer gemacht."
Lou nickte zustimmend. „Vielleicht sollten wir nicht nur auf Verteidigung setzen, sondern auch zeigen, dass Y/N nicht alleine ist."
Brandon sah Y/N an. „Du bist nicht allein, wirklich nicht. Und wir stehen hinter dir."
Holly, die Y/N aufmerksam musterte, fügte leise hinzu: „Und vielleicht... vielleicht ist es an der Zeit, dass du dich Jeffrey nicht nur als Feind stellst, sondern auch als das, was er wirklich ist: jemand, der dich nicht aufgeben kann."
Y/N atmete tief durch. Sie wusste, dass die kommenden Tage entscheidend sein würden. Zwischen Machtspielen, unerklärten Gefühlen und der Gefahr, die immer näher rückte, musste sie ihren Platz finden – nicht nur im Rudel, sondern auch in ihrem eigenen Herzen.
ENDE VON KAPITEL 8
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Titel: Zwischen Krallen und Herzen - Eine Woodwalkers Geschichte
FanfictionY/N ist neu an der Clearwater High - einer Schule für Gestaltwandler. Ihr Tier ist selten: ein schwarzer Puma mit hellblauen Augen. Schon am ersten Tag freundet sie sich mit Carag, Holly und Brandon an, doch nicht jeder heißt sie willkommen. Vor all...
