Der Himmel war grau und wolkenverhangen, als ich zum alten Anwesen meiner Familie fuhr. Freyas Worte hallten immer noch in meinem Kopf wider: „Dein Erbe könnte dich retten oder zerstören."
Das Anwesen lag abseits der Hauptstraße, verborgen hinter dichten Wäldern. Der Weg dorthin war holprig, und als ich schließlich vor dem großen, verfallenen Haus stand, fühlte ich einen Kloß in meinem Hals. Die Fassade war mit Efeu überwuchert, die Fenster waren schmutzig, und die Eingangstür schien schwer von den Jahren gezeichnet. Doch selbst in diesem Zustand hatte das Haus eine seltsame Anziehungskraft.
Ich atmete tief durch, bevor ich die alten Stufen hinaufging und die Tür öffnete. Sie knarrte laut, als ich eintrat, und der muffige Geruch von Staub und Vergangenheit schlug mir entgegen. Drinnen war es still, bis auf das leise Knarren der Holzdielen unter meinen Füßen. Es fühlte sich an, als würde das Haus mich beobachten, mich prüfen. An den Wänden hingen verblasste Gemälde, und die Möbel waren von einer dicken Staubschicht bedeckt.
Ich zog das alte Buch, das Klaus mir gegeben hatte, aus meiner Tasche. Die Symbole darin – sie mussten hier irgendwo sein. Irgendetwas in diesem Haus würde mir die Antworten geben, nach denen ich suchte.
Als ich mich umsah, entdeckte ich über dem Kamin das gleiche Symbol, das ich im Buch gesehen hatte: ein Kreis mit Runen darum. Mein Herz begann schneller zu schlagen.
„Was bedeutet das?" murmelte ich zu mir selbst.
Ich legte meine Hand auf das Symbol, und zu meinem Erstaunen fühlte sich der Stein darunter warm an. Plötzlich hörte ich ein leises Klicken, und ein verstecktes Fach öffnete sich an der Seite des Kamins. Drinnen lag eine alte Truhe. Sie war aus dunklem Holz gefertigt und mit denselben Runen verziert wie das Symbol über dem Kamin. Ich zögerte einen Moment, dann öffnete ich sie.
Der Inhalt ließ mich den Atem anhalten: eine Sammlung alter Briefe, ein Dolch mit einer seltsam glatten Klinge und ein in Leder gebundenes Buch, das aussah, als wäre es noch älter als das Haus selbst.
Ich griff nach einem der Briefe und öffnete ihn vorsichtig. Die Schrift war alt und kunstvoll, aber ich konnte die Worte noch lesen:
„An meine Nachfahrin, die dies eines Tages lesen wird: Unser Blut ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Hüte dich vor denen, die es suchen, denn sie werden vor nichts zurückschrecken. Doch erinnere dich: Nur du kannst das Gleichgewicht wahren."
Meine Hände zitterten, als ich den Brief zurücklegte. Es war, als hätte meine Familie gewusst, dass ich eines Tages hier sein würde. „Faszinierend, nicht wahr?"
Die vertraute Stimme ließ mich zusammenfahren. Ich wirbelte herum und sah Klaus in der Tür stehen, entspannt wie immer, aber mit einem Funken Neugier in seinen Augen.
„Wie lange bist du schon hier?" fragte ich wütend.
„Lange genug", antwortete er, während er langsam näher kam. Sein Blick fiel auf die Truhe, und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. „Ich habe dir doch gesagt, dass dein Blut besonders ist, Amilia. Jetzt siehst du es selbst."
„Was willst du wirklich, Klaus?" fragte ich und hielt den Dolch fest in meiner Hand.
Er blieb stehen, seine Augen wanderten zu der Waffe. „Du glaubst doch nicht, dass du mich damit verletzen kannst, oder?"
„Vielleicht nicht", sagte ich kühl. „Aber ich werde nicht zulassen, dass du mich benutzt."
Klaus lachte leise. „Ich benutze dich nicht, Liebes. Ich zeige dir nur, wer du wirklich bist. Und je eher du das akzeptierst, desto besser für uns beide."Ich wusste, dass ich ihm nicht trauen konnte, doch tief in mir war auch diese seltsame Anziehung, die ich nicht abschütteln konnte.
„Wenn du wirklich etwas über meine Familie weißt, dann sag es mir jetzt", forderte ich.
Klaus trat noch einen Schritt näher, seine Stimme wurde leiser. „Deine Familie war Teil eines uralten Bundes, der geschaffen wurde, um Wesen wie mich zu zerstören. Doch sie wussten nicht, dass sie mit ihrem Blut eine Macht hinterließen, die größer ist als alles, was sie sich je vorstellen konnten."
Ich schluckte schwer. „Und was bedeutet das für mich?"
„Es bedeutet", sagte er, „dass du mächtiger bist, als du denkst. Und dass sowohl ich als auch andere bereit sind, alles zu tun, um diese Macht zu kontrollieren."Meine Hände verkrampften sich um den Dolch, während ich versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu begreifen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich ein lautes Knallen von oben. Klaus' Kopf drehte sich abrupt in Richtung der Treppe.
„Wir sind nicht allein", sagte er leise.
Das Blut in meinen Adern gefror. Wer – oder was – war noch in diesem Haus?
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Verlorenes Herz ~~~Klaus Mikaelson FF
FanfictionNach ihrem Umzug nach Mystic Falls entdeckt Amilia, dass die Kleinstadt voller dunkler Geheimnisse ist - und sie selbst eine entscheidende Rolle spielt. Ihre Begegnung mit dem gefährlichen Urhybriden Klaus Mikaelson entfacht eine verbotene Anziehung...
