Prolog

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Tom Riddle - Tom Hughes as Joe Lambe (The Game)

Die Nacht lag schwer über dem Anwesen der Riddles

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Die Nacht lag schwer über dem Anwesen der Riddles. Die Kälte kroch durch die hohen, marmorgefliesten Hallen und ließ die Flammen in den Wandfackeln flackern, als hätte selbst das Feuer Angst vor der Dunkelheit, die hier herrschte. Tom Riddle stand in seinem Studierzimmer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Schultern straff wie eine gespannte Bogensehne. Vor ihm, auf einem schwarzen Schreibtisch aus Ebenholz, lag ein aufgeschlagenes Buch. Die Worte darin waren in einer Sprache geschrieben, die selbst die meisten Zauberer fürchten würden: Die Sprache des alten Blutes und verbotener Magie.

Er las nicht. Seine Augen, dunkel wie die Nacht selbst, hafteten auf einem Punkt in der Ferne, irgendwo zwischen den Schatten des Raumes und der Welt außerhalb der Wände.

„Du bist spät."

Die Worte zerschnitten die Stille wie ein Dolch. Im Türrahmen stand eine jüngere Gestalt, hochgewachsen, schlank, mit kantigen Gesichtszügen, die dennoch von einem Hauch Nervosität durchzogen waren. Theodore Nott trat zögernd vor, seine Schritte hallten auf dem kalten Steinboden.

„Ich hatte Schwierigkeiten, das zu beschaffen, was Ihr verlangt habt, Sir," sagte er, seine Stimme ruhig, doch seine Hände verrieten ihn: Sie waren zu Fäusten geballt, die Knöchel weiß.

„Schwierigkeiten." Das Wort klang aus Toms Mund wie eine Anschuldigung, ein Urteil. Er richtete seine kalten Augen auf Theo, und der jüngere Mann hatte das Gefühl, dass etwas Schweres und Unsichtbares auf ihm lastete.

„Hab ich dir nicht alle Mittel zur Verfügung gestellt?" Toms Stimme war ruhig, aber die Gefahr in ihr war unüberhörbar.

Theo zögerte einen Moment zu lange. „Ja, mein Lord. Natürlich. Aber—"

„Keine Ausreden."

Tom streckte eine Hand aus, und Theo zuckte zusammen, als wäre ein unsichtbarer Schlag auf ihn niedergegangen. „Ich dulde keine Schwäche, Theodore. Du bist nicht hier, um zu versagen."

Theo nickte hastig, zog dann ein kleines Bündel aus seinem Umhang und legte es auf den Schreibtisch. Es war in schwarze Leinen gewickelt, und als Tom es enthüllte, schien die Luft im Raum schwerer zu werden.

Ein Dolch kam zum Vorschein, alt und bedrohlich. Seine Klinge war mit Runen überzogen, die im Fackelschein pulsierend zu leben schienen.

„Gut." Toms Stimme war ein Flüstern, das dennoch den gesamten Raum erfüllte. „Sehr gut."

„Er ist genau, wie Sie verlangt haben," sagte Theo. „Die Runen stammen aus dem verlorenen Tempel von Kildare. Der Dolch ist ... rein, unberührt."

Tom nickte langsam. „Rein", wiederholte er, als koste er das Wort aus. „Es gibt nichts Reines auf dieser Welt, Theodore. Nur Macht. Und jene, die zu schwach sind, sie zu ergreifen."

Er hob den Dolch an, drehte ihn im Licht und betrachtete die Runen wie ein Künstler, der sein Meisterwerk studiert. Theo beobachtete ihn mit einem Ausdruck, der zwischen Angst und Bewunderung schwankte.

Tom drehte sich langsam zu ihm um, und seine Augen bohrten sich in Theos, als könnte er bis auf den Grund seiner Gedanken blicken. Vielleicht tat er genau das. Die Stille zwischen ihnen war so drückend, dass Theo fast hoffte, Tom würde sprechen – egal, welche Worte es wären.

„Was siehst du, wenn du mich ansiehst, Theodore?" fragte Tom schließlich.

Theo zögerte. Er wusste, dass jede Antwort die falsche sein konnte. „Einen Mann von außergewöhnlicher Stärke, Sir."

Ein kaltes Lächeln erschien auf Toms Lippen. „Einen Mann", wiederholte er. „Wie ... enttäuschend. Ich bin weit mehr als ein Mann, Theodore. Und du ... du bist weit weniger als das, was du sein könntest."

Bevor Theo protestieren konnte, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, schloss Tom die Augen, und eine Welle unsichtbarer Magie traf Theo mit voller Wucht.

Er spürte, wie sein Geist zerbrochen wurde, als würde jemand mit bloßen Händen durch seine Erinnerungen graben. Die Legilimentik war keine sanfte Erkundung, sondern eine brutale Invasion. Bilder flackerten vor Theos innerem Auge auf – seine Kindheit, sein Vater, seine Freunde, Kamilla – und dann verschwanden sie, wurden von Toms kalter Macht verschluckt.

„Deine Loyalität ist schwach," sagte Tom leise, ohne ihn anzusehen. „Aber ich werde sie formen. Dich formen. Du wirst mir gehorchen, Theodore. Nicht, weil ich es will, sondern weil es deine einzige Möglichkeit sein wird, zu überleben."

Theo sackte auf die Knie, seine Hände krallten sich in den Boden. Er konnte nichts sagen, konnte kaum atmen. Toms Stimme war jetzt ein Flüstern in seinem Kopf, ein Befehl, der ihn wie Fesseln umschlang.

„Geh jetzt," befahl Tom, „und enttäusche mich nie wieder."

Theo stand mühsam auf, seine Beine fühlten sich an wie Stein, und ohne ein weiteres Wort stolperte er aus dem Raum.

Tom blieb allein zurück. Er betrachtete den Dolch in seiner Hand und murmelte Worte, die die Luft zum Vibrieren brachten. Schatten formten sich um ihn, zogen sich enger zusammen, als würden sie seiner Präsenz huldigen.

„Es beginnt," flüsterte er.

In dieser Nacht wurde klar, dass niemand, nicht einmal seine eigenen Anhänger, sicher war vor der Dunkelheit, die sich bald über die Zaubererwelt legen würde.

Seelenblut | Mattheo RiddleWhere stories live. Discover now