2. Dezember

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Am nächsten Morgen wachte Harry von einem sanften Klopfen an seiner Zimmertür auf. Seine Mutter Anne steckte den Kopf herein und lächelte ihn fröhlich an. „Erster Tag an der neuen Schule!" verkündete sie. „Ich hab Bananenpfannkuchen gemacht. Dachte, du möchtest ein ordentliches Frühstück, bevor es losgeht."

Harry blinzelte verschlafen und versuchte, sich an die ungewohnte Umgebung seines neuen Zimmers zu gewöhnen. Der Umzug war schnell gegangen, aber es fühlte sich richtig an, und er wusste, wie glücklich Anne mit ihrem Freund war. Er setzte sich auf und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Danke, Mum. Ich komme gleich runter."

Nachdem er sich angezogen hatte, ging er in die Küche. Gemma sass schon am Tisch, eine Tasse Kaffee in der Hand, während sie auf ihrem Handy scrollte. Sie schaute auf und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Aufgeregt?"

Harry zuckte mit den Schultern und versuchte, gelassen zu klingen. „Ein bisschen. Aber... ein Neuanfang, oder?"

Gemma nickte ermutigend. „Sei einfach du selbst. Das wird schon."

Als Harry sich setzte, stellte Anne ihm einen Teller mit Pfannkuchen vor die Nase. „Ich fahre dich heute," sagte sie. „Dann kannst du dich erstmal auf die Schule konzentrieren und musst dich nicht um Busfahrpläne kümmern." Harry war erleichtert und lächelte dankbar.

Nach dem Frühstück fuhr Anne ihn zur Schule. Harry schaute aus dem Fenster und beobachtete die Strassen dieser neuen, fremden Stadt, die an ihm vorbeizogen. Seine Mutter sprach gut gelaunt über das „angenehme Flair" der Stadt und wie sicher sie war, dass er sich bald einleben würde. Harry nickte abwesend und versuchte, seine Nervosität zu verbergen.

Vor der Schule angekommen, lächelte Anne ihn aufmunternd an. „Hab einen tollen Tag, Liebling."

Harry erwiderte das Lächeln, wenn auch nur schwach. „Danke, Mum. Bis später."

Er stieg aus dem Auto, atmete tief durch und reihte sich in den Strom von Schülern ein, die sich durch die Gänge bewegten. Die Schule war grösser als seine alte, und das Gebäude wirkte fast einschüchternd. Doch Harry hatte sich vorgenommen, das Beste aus der Situation zu machen. Also straffte er die Schultern und machte sich auf den Weg zu seiner ersten Stunde.

Während er die Flure entlangging und versuchte, seinen Spind zu finden, zog er seinen Stundenplan und die Karte der Schule hervor und studierte sie mit gerunzelter Stirn. Dabei bemerkte er kaum die Gruppe von Schülern, die ihm entgegenkamen – Louis, Zayn und Liam, die mit einer selbstbewussten Synchronität durch den Gang schlenderten, als gehörte ihnen der Platz.

Ohne Vorwarnung stiess Louis mit der Schulter gegen Harry, so fest, dass dieser ins Straucheln geriet. Zayn kicherte, während Liam die Augen verdrehte und die Arme verschränkte.

„Pass auf, wo du hinläufst, Frischling," zischte Louis mit einer Stimme, die vor Verachtung triefte.

Harry spürte, wie seine Wangen heiss wurden. Er richtete sich auf und versuchte, trotz der einschüchternden Präsenz der drei Jungen standhaft zu bleiben. „Sorry... ich suche nur meinen Spind."

Louis schnaubte und warf Zayn und Liam ein wissendes Grinsen zu. „Hört ihr das? Mein neuer Nachbar hat sich schon verlaufen." Er wandte sich wieder an Harry, sein Blick kalt und höhnisch. „Keine Sorge, Entchen. Ich zeige dir schon, wie hier alles läuft."

Entchen?

Harrys Gesicht wurde noch röter, als ihm klar wurde, dass Louis bereits über ihn gesprochen haben musste – und dass er die Entchenvorhänge definitiv gesehen hatte. Die Mischung aus Scham und einem aufsteigenden Unbehagen machte ihm klar, dass Louis und seine Freunde gnadenlos sein könnten.

Paper Snowflakes (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt