Kapitel 2

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Der neue Nachbar wohnte schon zwei Wochen im Wohnkomplex, ohne dass Clara und Anna ihn gesehen hatten. Sie wussten noch nichts über ihn außer seinen Nachnamen Breitenbach. Der stand schon am Briefkasten, aber noch nicht an der Klingel seiner Wohnungstür, wie Clara gesagt hatte. An diesem Tag kam Anna von der Uni und sah ihn an der Rezeption. Er holte ein großes Paket ab und machte sich gerade auf den Weg nach oben. Anna wollte die Chance nutzen, da er auch die Treppe nehmen musste, weil der Aufzug nicht funktionierte, um über ihn etwas herauszufinden. Sie ging zügig zum Treppenhaus, um ihm die Tür aufzuhalten. Sie öffnete die Tür und hielt sie auf.

Der Nachbar ging durch die Tür und sagte: "Danke!"

Er ging weiter, ohne Anna wahrzunehmen. Sie verfolge ihn schnell und versuchte mit ihm Schritt zu halten.

"Hey, ich bin Anna, du bist wohl der neue Nachbar aus dem fünften Stock. Nett dich kennen zu lernen", sagte sie und reichte ihm die Hand. "Oh du hast keine Hand frei, sorry", sagte sie, als sie merkte, dass er sein Paket in der Hand hatte und zog die Hand zurück.

Sie waren schon im ersten Stock.

"Und wie heißt du?", fragte sie neugierig.

"Robin", antworte er, ohne sie an zu sehen.

"Warum bist du denn hier eingezogen? Ich könnte mir was besseres vorstellen."

Darauf antwortete er nicht.

Sie waren schon im zweiten Stock.

Daraufhin stellte sie ihm mehrere Fragen hintereinander: "Trainierst du?", "Wo hast du vorher gewohnt?", "Wie groß bist du?" und "Hast du eine Freundin?"

Im dritten Stock blieb er abrupt stehen. So abrupt, dass Anna noch ein paar Schritte weiter ging.

Sie drehte sich um und Robin fragte sie: "Du redest gerne, oder?" Bevor Anna was sagen konnte, sagte er: "Du wohnst doch auch hier!"

"Ja, warum fragst du?", fragte sie ihn.

"Weil du meintest, du kannst dir was besseres vorstellen, aber du wohnst auch hier."

Als er das sagte, ging er weiter und Anna hinter ihm her.

"Ja, ich kann mir was besseres vorstellen, aber mein Portmonee teilt meine Vorstellung nicht", antwortete sie nach paar Sekunden der Ruhe.

"Siehst du, jeder hat seine Gründe hier zu wohnen."

"Und wie lautet deiner?", fragte sie, als sie im vierten Stock angekommen war.

"Spart Geld", antwortete Robin daraufhin.

Davor Anna was sagen konnte, fragte er: "In welchem Stock wohnst du?"

"Im dritten", sagte sie.

"Warum läufst du dann bis in den fünften?"

Anna ging vor ihm und drehte sich um und sagte: "Meine Freundin Clara wohnt im fünften Stock und sie hat eine hübschere Wohnung. Und ja, sie ist so hübsch wie ich!"

Anna drehte sich um und ging einfach weiter. Robin wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Im fünften Stock angekommen, hielt sie ihm wieder die Tür auf. Robin ging zu seiner Tür und Anna zu Claras. Sie klingelte und drehte sich nochmal zu ihm um und lächelte. Er schaute zu ihr, als die Tür aufging und Clara in der Tür stand. Er gab Anna recht, dass sie genauso hübsch war wie sie. Clara zog Anna in die Wohnung und schloss die Tür.

"Was soll die scheiße!", fragte Clara.

Anna tat so, als wäre nichts gewesen und ging in der Wohnung rum.

"Was meinst du?", fragte sie.

"Du sollst ihn doch nicht gleich vollquatschen, was du bestimmt gemacht hast", sagte Clara leicht aggressiv.

"Ja, da hast du recht, aber dafür weiß ich, wie er heißt", sagte Anna während sie sich auf die Couch fallen ließ. "Weißt du, wie schwer es war, mit ihm Schritt zu halten?"

Darauf antwortete Clara nicht. Sie wusste nicht, ob sie sauer sein sollte. Sie ging zur Couch und setzte sich neben Anna.

Es war kurz still, bevor sie fragte: "Und wie heißt er?"

"Robin", antwortete Anna.

"Robin", flüsterte Clara und fing an zu lachen.

Anna schaute zu ihr und fragte: "Was ist?"

"Nichts", sagte sie.

"Meinst du er ist der richtige?", fragte Anna.

Darauf antwortete Clara aber nicht.

Clara stand auf und ging auf den Balkon und sagte dabei: "Ich weiß es noch nicht."

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