Kapitel 1 Zuckerwatte

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Kapitel 1     Zuckerwatte

Ich liebe den Rummel, den Jahrmarkt, die Vergnügungsparks und alles was dazugehört. Ehrlich ,ich kann einfach nicht die Finger davon lassen. Und was ich noch viel lieber mag sind die ganzen süßen Leckereien die es zu kaufen gibt. Ihr könnt mich Naschkatze nennen, wenn ihr wollt. Alles Süße was nicht bei drei auf den Bäumen ist ,wird von mir überfallen und aufgegessen.

Am liebsten könnte ich Tag und Nacht auf dem Rummel bleiben und mir würde es nie langweilig werden. Es ist wie ein zweites Zuhause für mich und fast jeder kennt mich hier schon. Meist ziehe ich jedoch viele Blicke auf mich , denn ich bin auch nicht ganz normal.

Man kann man mich als eigene Attraktion auf dem Rummel sehen, denn meine Haare habe ich mir in meinen Lieblingsfarben gefärbt. Die Farben von Zuckerwatte, also Hellblau, rosa und lila. Am liebsten trage ich Kleider und Sachen aus Spitze weil es super bequem ist.

Ich liebe es einfach ein Teil von diesem ganzen zu sein und freue mich immer total wenn jemand ein Foto von mir machen will. Mich stört das auf keinen Fall. Ich glaube die meisten Fotos haben Chinesen von mir gemacht, weil sie mich verrückt finden.

Es ist einfach wie mein zweites Zuhause geworden, da ich mein Erstes Zuhause nicht unbedingt leiden kann. Als ich 2 Jahre alt war, wurde ich meiner Mutter, vom Jugendamt weggenommen, da sie mich nicht gut behandelte. Die Betreuer sagten mir immer, dass sich die Nachbarn wegen des ewigen Geschreies beschwert hätten.

Außerdem soll meine Mutter mich oft alleine gelassen haben um, bis spät in die Nacht, auf irgendwelchen Party´s zu feiern. Von meinen blauen Flecken will ich gar nicht mal sprechen. Aber zum Glück hat sich das ja geändert und ich wurde in ein Heim gesteckt.

Ich kann mich nicht mehr genau an meine leibliche Mutter erinnern, da es schon so lange her ist. Das einzige was ich von ihr noch habe, ist ein Foto. Ein einfaches Foto. Ich muss sagen, dass ich ihr überhaupt nicht ähnlich sehe und ich bin stolz drauf. Wie sie will ich nicht sein und auch nicht aussehen.

Es ist hart so etwas zu sagen, aber ich bin noch immer nachtragend. Ihre braunen Haare stehen ihr auf dem Foto zu Berge und man kann sehen, dass sie etwas verfilzt sind, als ob sie noch nie eine Bürste gesehen hätte. Auch ihr roter Lippenstift ist etwas über die Ränder geschmiert und sie hat ganz tiefe Augenringe.

Geld hatte sie auch nicht viel, deshalb trägt sie einen hässlichen ausgefranzten Pullover auf dem Bild.

Ich hasse sie dafür, was sie mit mir gemacht hat und dass ich im Heim aufwachsen musste aber andererseits ist sie meine Mutter und ich verspüre einen Keim netter Gefühle für sie.

Nur ein klein wenig. Hauptsächlich, ist sie mir egal.

Mich interessiert nur, wer mein leiblicher Vater sein könnte, denn von ihm fehlt jede Spur. Meine Mutter soll ihn nie erwähnt haben, nur dass er eine Partybekanntschaft sein soll und das war es auch schon.

Er hat sich nie um mich gekümmert aber ich bezweifle, dass er überhaupt von mir weiß. Meine Mutter soll alleine gelebt haben. Tja, meinen Vater würde ich gerne kennenlernen, damit ich sehe von wem ich abstamme und wenigstens einmal eine Familie habe.

Zurück zu meiner Geschichte, ich wurde mit 2 Jahren ins Heim gegeben und dort wurde sich gut um mich gekümmert.

Lange Zeit wollte mich niemand aufnehmen aber mit 14 Jahren hatte ich das Glück zu einer Pflegefamilie zu kommen. Ich war eigentlich nie das Problemkind, immer fröhlich und lieb. Ich fand es zwar blöd meine Freunde im Heim zu lassen aber die neue Situation war super aufregend für mich.

Ich lebe jetzt immer noch bei meinen Pflegeeltern und finde es dort richtig schön, weil ich endlich wo dazugehöre. Sie behandlen mich gut.

Ich greife auf das Papier in meiner Tasche, dass schon ziemlich zerknüllt ist und tausendmal zusammengefaltet wurde. Das Foto von meiner Mutter habe ich immer bei mir. Eigentlich weiß ich nicht warum.

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