Kapitel 6

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Freude. Pure Freude strahlte mir entgegen.

Dieses kindliche Lächeln, welches sich scharf von seinem restlichen Erscheinungsbild abgrenzte und sein junges Alter verriet.

Und ich war sprachlos. Sprachlos wegen dieser Aussage. Sprachlos darüber, dass er meine Warnung nicht nur übergangen, sondern sogar ins Lächerliche gezogen hatte.

Er war genau wie die Dorfbewohner – mit ihrem Jubel und ihren Lobeshymnen. Blind für die Wahrheit. Zu unschuldig, um die Dunkelheit dahinter auch nur zu erahnen.

Und obwohl ich es hätte besser wissen müssen, versetzte mir diese Aussage einen Stich. Ich kannte solche Reden. Ich hatte sie oft genug im meinem Leben ertragen müssen. Doch warum auch immer, jetzt gerade konnte ich nicht einfach darüber hinwegsehen. Obwohl ich weiß, dass ich nichts sagen, nichts tun konnte, um seine Meinung zu ändern.

Es war einfach zu viel. Zu viel Neues, in zu Bekanntem. Als hätte sich alles Hässliche in meinem Leben hier versammelt... und ich hatte genug.

Mein Geduldsfaden ist zum Reißen gespannt, aber du wirst ihn nicht zum Springen bringen, Ace! Er will keine Gegenleistung? Keine Warnung? Fein.

„Schön, du willst es auf die harte Tour?" Festigkeit umgarnte meine Stimme. „Du willst mir nicht sagen, was du willst? Dann ..." Ich schielte in Richtung der Teller die sich beeindruckend instabil hinter ihm türmten. „Dann werde ich deine Rechnung hier übernehmen, und wir sind quitt." So wie ich seine Situation einschätze, hat er nicht gerade viel Geld bei sich, und selbst wenn doch, dann hatte er jetzt eben gespart!

„Wir würden gerne zahlen, bitte" sprach ich über die Lautstärke der restlichen Gäste hinweg, um sicherzustelle, dass die Barfrau mich regestierte. Bevor Ace etwas sagen konnte, bevor er sich beschweren konnte.

„Ich zahl für ihn mit", bestimmend zeigte ich auf Ace der von der Situation ungerührt in meine Richtung grinste. Er erhoffte sich wohl immer noch in den Genuss einiger meiner Piratengeschichten zu kommen.

„Oh, das wird nicht billig werden, Süße. Das macht dann... ", es war mir egal wieviel es kosten würde – ich hatte genug gespart und Geld war mir noch nie besonders wichtig gewesen „5 380 Berry"

5 380?! Hatte Ace einen Elefanten verspeist, als ich mal kurz nicht hingesehen hatte?

Von mir aus. Was soll's. Soll mir recht sein. 5 382 Ryou also... warte was... unschuldig richteten sich meine Augen von meiner Tasche zurück auf die Braunhaarige „Wie viel wars noch gleich?"

„5 380 Berry" kam es abwartend von ihr zurück. Mein neuerlangter Elan knallte auf den Boden.

Berry? Na klar. Ein spöttischer Ton verlor sich auf meinen Lippen. Was denn auch sonst. Natürlich ist die Währung hier auch eine andere. Hätte ich mir auch denken können, und dann posaune ich auch noch großspurig heraus, seine Rechnung bezahlen zu wollen. Seine Rechnung, oh Mann. Ich konnte augenscheinlich nicht mal meine Eigene begleichen.

Der Frust. Das vorangegangene Gespräch. Meine Situation hier, das alles hatte mich wohl etwas vorschnell handeln lassen. Und das hier, dieser neue Frust war nicht besser. Jetzt kann ich nicht mal mehr meine Rechnungen bezahlen. Ich musste wohl alles neu lernen, wie ein Kleinkind. Die Sprache! Oh Gott, wenigstens konnte ich mit den Leuten hier kommunizieren.

Tief ein-, Tief ausatmen. Anpassung – schrie mir mein neues Mantra durch den Kopf. Der Frust wird mir nicht helfen, ich muss mich anpassen. Neulernen. Beobachten.

Trotzdem, probieren kann man's ja...

„Zu meinem Bedauern sind mir die Berry wohl ausgegangen" unter dem äußerst argwöhnischen Blick der Frau, fischte ich eine Handvoll Ryou aus meinem Beutel, und hielt sie der Dame hin „Allerding kann ich Ihnen etwas sehr Seltenes anbieten, aus einem weit entfernten Land". Naja, das war nicht wirklich gelogen.

Das inoffizielle erste Mitglied der Spade-PiratenWhere stories live. Discover now