Kapitel 10

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Ich schlug die Augen auf, die sich schnell an die Dunkelheit um mich herum gewöhnten und sah, dass ich in einem mittelgroßem Raum auf dem Boden lag. An einer Wand war eine schwere Stahltür zu sehen. Ich richtete mich mit schmerzenden Gliedern auf. „Oh, du bist wach", stellte jemand hinter mir fest. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich Billy, ungefähr zwei Meter von mir entfernt an die Wand gelehnt. „Wo sind wir hier, Billy?", fragte ich ihn. Meine Stimme klang schwach und zittrig. „Im Quartier, da sind wir." Hm. Im Quartier. Als ob ich wüsste, was das war, Kleiner! „Aha. Und was ist das Quartier? Und wo ist das?" „Das Quartier... na ja, ist halt das Quartier! Das Versteck." „Wieso Versteck? Wer versteckt sich hier? Und warum? Bitte Billy, ich muss hier raus. Und um hier rauszukommen, muss ich alles wissen! Wirklich alles!" Billy sah betreten auf den Boden. „Ich darf dir nichts sagen, sonst bekomme ich Ärger. Großen Ärger. Ich soll dir aber sagen, dass du keine Chance hast, hier rauszukommen." Ich erstarrte. „Wer... Wer hat dich beauftragt, mir das zu sagen? Von wem wird das alles hier gesteuert?" Angst wallte in mir hoch, als ich mir meiner Situation bewusst wurde. Ich war in einem merkwürdigen, schmutzigen Viertel in einer fremden Stadt, einem fremden Land, wurde entführt und wusste nicht mal, warum. Und keiner hatte eine Ahnung, wo ich abgeblieben war. Eine einsame Träne rollte mir über die Wange.

Plötzlich wurde die Tür von außen aufgeschlossen und aufgestoßen und ein Mann trat ein. Als ich erkannte, dass es der Mann war, der mich entführt hatte, wich ich schnell an die gegenüberliegende Wand zurück. Der Mann lachte leise. „Hey, ruhig, Kleine! Also, pass mal auf. Ich sag dir jetzt alles, was du wissen musst, um richtig zu arbeiten, und du tust ab jetzt alles, was ich dir sage, verstanden?" Ich rührte mich nicht. Was bildete sich dieser Kotzbrocken eigentlich ein? „Ob du das verstandet hast??", brüllte mich dieser jetzt an. Ich seufzte. „Ja, hab ich. Was willst du von mir?", stellte ich nun meine Gegenfrage. Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm, aber es machte fast schon ein bisschen Spaß, ihn zu provozieren. „Oh, du hältst dich wohl für eine ganz Große, hm? Gut, dann erkläre ich dir mal gleich die erste und einfachste Regel hier. Ich bin der Boss! Egal, worum es geht, ich bestimme! So, und davon leiten sich alle anderen Regeln ab. Du tust nur das, was dir befohlen wird, redest nur dann, wenn du dazu aufgefordert wirst und bist immer und zu jeder Zeit unterwürfig mir gegenüber. Egal, was ich von dir verlange, klar?" Ich schnaubte. Das glaubte er wohl selbst nicht, dass ich ihm gehorche, nur weil er das so will! Als wäre ich ein Roboter, den er so einstellen kann! Auf einmal verspürte ich einen brennenden Schmerz auf meiner linken Wange. Fassungslos starrte ich den Mann an. Er hatte mir eine Ohrfeige gegeben. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. „Das war nur ein Vorgeschmack. Du tust alles, was ich sage, oder du wirst bestraft! Komm, Billy!", zischte er und lief wieder aus dem Raum. Billy warf mir noch einen mitleidigen Blick zu und folgte dann schnell diesem Miststück.

Sobald die Tür wieder verschlossen und verriegelt war, brach ich in Tränen aus. Ich hatte alles verloren, sogar meine Ehre.


- El's Sicht -

Fröhlich pfeifend lief ich zum Picadilly Circe. Ich schleppte vier Tüten mit mir mit, aber sie störten nicht im Geringsten. Und dank der großen Sonnenbrille und dem Fischgrätenzopf (und nicht dem üblichen lockeren Zopf) wurde ich nicht erkannt. Perfekter konnte ein Tag doch gar nicht werden!

Ich war jetzt am Platz angekommen und hielt Ausschau nach Lilli. Wo blieb sie bloß? Ich war ja schon eine Viertelstunde zu spät und sie sah vorhin nicht so aus, als würde sie soo gerne shoppen. Ich kramte mein Handy aus meiner Handtasche und rief sie an. Sofort erklang eine mechanische Stimme. >Der gewünschte Gesprächsteilnehmer ist leider nicht erreichbar. Der gewünschte Gesprächsteilnehmer is...< Ich legte auf. So langsam machte ich mir Sorgen. El, reg dich nicht so auf, sie kann schon gut auf sich selbst aufpassen!, hörte ich auf einmal meine kleine innere Stimme mahnen. „Ja, ja!", seufzte ich und setzte mich auf eine nahe Bank.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 22, 2015 ⏰

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