I don't need permission

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Triumphierend geben wir uns einem High Five und machen uns dann auf dem Weg zum nächsten Hörsaal.
Wir haben jetzt Terminologie und ich hasse dieses Fach.
Ich und Fremdsprachen sind einfach keine Freunde und die ganzen einzelnen Begriffe auf lateinisch, die man sich merken muss, bringen mich zur Verzweiflung.
Aber wenn ich Arzt werden möchte, muss ich da durch.

Im Saal angekommen haben wir noch eine Weile Zeit, bis der Professor herein kommen und mit der Vorlesung beginnen würde, also beschließe ich, mit Cassy über das heikle Thema zureden, dass ich die ganze Zeit verdrängt habe bzw. worüber wir uns meistens nur streiten.
Ganz leise spreche ich die Frage aus, die ich mir vorher schon gedanklich im Kopf formuliert habe.
,,Cassy?
Wie würdest du es finden, wenn ich zu dem Typen ziehe?" frage ich sie ernst.
,,Ich weiß wie du zu dem Thema stehst, aber ..." Cassy unterbricht mich sofort und fragt mich daraufhin, ob es dieser Brian war, mit dem ich erst geschrieben habe.
Ich beantworte ihre Frage nicht, was auch nicht nötig ist, da ihr mein Schweigen als Bestätigung, dass sie Recht hat, genügt.
Ganz verstehen kann ich sie ja nicht! Sie wollte, dass ich mich auf dieser App anmelde, um mit Anderen zu schreiben und um eine Wohnung zu finden.
Doch jetzt aufeinmal war sie dem Themengebiet dementsprechend vigilant.

,,Ich weiß ja nicht Riley.
Du musst nicht mit ihm schreiben, nur damit du gezwungenermaßen irgendwie zu einen Fremden ziehen kannst, um eine neue Wohnung zu bekommen.
Du kannst sowieso bei mir wohnen bleiben, das macht mir wirklich nichts aus.
Außerdem wäre es mir viel lieber, wenn du eine Wohngelegenheit für dich alleine hättest." redet Cassy behutsam auf mich ein.
Ich wusste sie würde mich überzeugen wollen, bei ihr wohnen zu bleiben, doch ich will sie nicht wie ein Schmarotzer ausnutzen und abhängig von ihr sein.
Ich musste es schon relativ früh lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und bin das gewöhnt, das will ich ihr auch irgendwie weiß machen.
Ich blicke Cassy in die Augen, die jedoch nach vorne schaut.

,,Es geht nicht darum.
Ich weiß, dass du nichts dagegen hast, aber ich fühle mich, wie wenn ich abhängig von dir wäre.
Ich will mein Leben selbst in die Hand nehmen und das kann ich nicht, wenn du mich dauernt durchfütterst.
Die Gelegenheit mit diesen Typen ist echt ein gutes Angebot!
Ich schreib jetzt schon eine Weile mit ihm und wir verstehen uns gut, außerdem bittet er das Zimmer gratis an.
Es ist ja eh meine Angelegenheit, also warum brauch ich überhaupt deine Erlaubnis?" spreche ich etwas harscher, als ich eigentlich wollte.
Ich weiß, es ist wirklich nicht in Ordnung, meine gute Freundin, die mir nur helfen möchte, jetzt zu verurteilen.
Ich bin ihr auch wirklich dankbar dafür, aber jetzt ist es Zeit, wieder auszuziehen!
Es sind immerhin schon mehrere Wochen vergangen!

Ich atme einmal tief durch und öffne schon meinen Mund um weiter zu sprechen, da hallt die Stimme des Lehrers durch den Raum.
,,Chan, Mickelsen möchtet ihr eurer Kaffeekränzchen denn nicht beim Direktor fortsetzen?" fragt uns der Professor mit einem strengen Ton. Sofort schwenke ich meinen Blick in die vor wütenden Augen des Lehrers nach vorne und verstumme.

Er artikuliert schon seit einer halben Stunde, was der Unterschied zwischen Diarthrose, Synarthose und Pseudarthrose ist.
Genau sagen kann ich es jedoch nicht, da ich nicht wirklich aufgepasst habe, was ich später sicher bereuen werde, wenn ich es zehn Jahre wieder nachlernen müsste.
Also höre ich dem Gespräch des Professors die restlichen Stunde zu, bis er die Vorlesung beendet und alle ihre Sachen einpacken.
Cassy steht sogleich auf und verabschiedet sich von mir, da sie mir erzählt hat, dass Ben sie heute abholen kommen würde.
Also packe ich ebenfalls noch meine Utensilien zusammen und verlasse alleine die Uni.
Cassy ist zu ziemlich die einzige Freundin die ich habe, aber das ist okey für mich, da die Anderen nur Saufen und Weiber im Kopf haben und ich mir das wirklich nicht geben will.
Immerhin ist beides nicht unbedingt mein Ding!

Ich habe jetzt genau noch 2 Stunden, bevor ich meine Schicht in der Bar antreten muss.
Kurzerhand beschließe ich also einen Abstecher zu dem nahegelegenen Park zu machen, um mich dort auf eine Bank zu setzen und einfach den Wellen des Baches, der durch den Park geht, zu lauschen.
Ich liebe es in der Natur zu sein und die Stille zu genießen.
Ich habe selten Zeit für mich und ich nutze diesen kurzen Augenblick, um meine Gedanken mal zu sortieren.
Bei meinem Medizinstudium muss ich immer auf hochtouren laufen und mein Bestes geben, doch den Stress und die Belastung bekomm ich dann doch durch meinen Müdigkeit und meine Schlappheit in meinen Körper mit.

Das Studium ist wirklich hart und man hat nur selten Erholungspausen und dabei hat noch nicht mal die Prüfungsphase begonnen.
Meinen Gedanken nachhängend, nehme ich einen Apfel aus meinen Rucksack, welchen ich mir von Cassys Wohnung stibitzt hatte und esse diesen genüsslich, als ich nach kurzer Überlegung mich dazu entschließe, Brian anzuschreiben.

Lovely Girl
Hi, bist du online?

Schreibe ich ihm und bin eigentlich der Überzeugung, dass er mir (wie meistens) erst nach ein paar Stunden zurück schreiben würde.
Jedoch beweist er mir das Gegenteil, da er auch schon nach wenigen Minuten zurück schreibt.

Brian
Für dich doch immer.

Lovely Girl
Hör auf,
du machst mich noch verlegen ><

Brian
Na das ist ja genau mein Ziel ;)
Was ist los mit dir?
Hab ich dich irgendwie überfordert
mit meiner vorigen Antwort?
Wenn ja,
dann wollte ich das nicht


Wow! Kann er Gedanken lesen?
Er kennt mich noch nicht einmal und weiß trotzdem das mich irgendetwas bedrückt.
Lächelnd starre ich mein Handy an und für einem Fremden muss das ziemlich komisch anzusehen sein, doch das ist mir egal.
Ich möchte gerade zum schreiben ansetzen, um ihm zu versichern, dass ich so schnell nicht eingeschüchtert werde und um ihn zu fragen, wann er denn mal Zeit hätte, dass ich mir seine Wohnung ansehe, da werde ich von dem Klingeln meines Handys unterbrochen.
Cassy ruft mich an.
Somit ist wohl die wohltuende Ruhe vorbei.

I Like Me Better when i'm with you Where stories live. Discover now