"Gott, du bist so eine Lebensretterin. Vielen Dank." Dankbar griff ich nach den beiden kleinen Tuben und verschwand wieder in der Kabine. "Falls du noch etwas brauchst, ich bin noch ein wenig hier, sag also einfach Bescheid."

"Dankeschön. Ehrlich." Danach legte ich das Handtuch wieder weg und begab mich unter die Dusche. Das Wasser war mittlerweile wärmer und mit meinem dazugewonnenem Shampoo und dem Duschgel konnte ich nun duschen. Je weiter der Tag fortschritt, desto aufgeregter wurde ich. Heute war der Tag, an dem ich endlich Antworten von Dain bekommen werde. Deswegen hat mich Stacy wahrscheinlich auch unter die Dusche geschickt und ich bin ihr dankbar dafür, das warme Wasser auf meinem Körper tat erstaunlich gut und ein Teil meiner Nervosität ließ nach.

Die enge Jeans über meine noch feuchte Haut zu ziehen war ziemlich anstrengend und gut sitzen tat sie dann auch nicht, aber es muss für den Moment reichen. Ich hatte ein paar Tage zuvor Stacy einen Beutel mit Kleidung und ein Paar Schuhe mitgegeben, extra für heute, deswegen werde ich meine jetzige Kleidung auch nicht mehr lange anhaben. Das Handtuch band ich um meine nassen Haare, nahm meine Schuhe und Socken in die Hand und ging zurück zu Stacy. Die leeren Flaschen des Shampoos und Duschgels schmiss ich in die Mülltonne. Stacy saß auf ihrem Bett, als ich hereinkam. "Das hat aber lange gedauert", neckte sie mich. "Ich habe vergessen, Duschgel und so mitzunehmen, also musste ich jemanden fragen, zudem war das Wasser anfangs extrem kalt."

"Stimmt, mir ist auch aufgefallen, dass du kein Shampoo hast, aber da war es dann auch zu spät. Manchmal hast du bei den Kabinen auch Glück und jemand hat seine Sachen vergessen, dann hättest du das benutzen können." Stacy stand auf und sah mich erwartungsvoll an. "Was?", zischte ich sie an. "Setz dich." Sie deutete auf ihren Drehstuhl und ihre Augen funkelten gefährlich. Widerwillig setzte ich mich und sah, wie Stacy ihr Make-up herausholte. Stimmt, sie wollte das ja machen. Bitte lieber Gott, wenn es dich gibt, bewahre mich davor. "Ich warne dich, wenn ich am Ende so aussehe, als würde ich auf den Strich gehen, dann bringe ich dich um." Stacy sah mich schockiert an. "Das glaubst du ernsthaft? Ich will, dass du bei Dain punktest, nicht, dass du ihr verschreckst." Wenigstens etwas. So hielt ich die nächsten paar Minuten still und folgte jedem Kommando, das von Stacy kam. Als sie fertig war, hielt sie mir ihren Spiegel hin. Es sah... Gut aus. Wirklich. Es war recht naturell gehalten. Ich hatte ein wenig Blush auf meinen Wangen, welcher mir etwas Leben in meine bleiche Haut brachte. Meine Augenringe waren verschwunden und generell sah ich sehr erfrischt aus. Meine Lippen waren in einem zarten Rosa Ton und der Eyeliner ließ meine blauen Augen herausstechen. Der Effekt wurde durch meine getuschten Wimpern sogar noch verstärkt. Ich sah Stacy erstaunt an. "Was? Ich hab dir gesagt, dass du vernünftig aussehen wirst", sagte sie und lächelte. "Jetzt kommen noch die Haare." Sie stöpselte ihren Föhn ein und zog mir das Handtuch vom Kopf. Dabei war sie sehr vorsichtig, damit meine noch nassen Haare nicht mein Gesicht berührten. Jetzt fragte ich mich, ob man die Haare nicht eigentlich erst trocknen sollte, bevor man sich schminkt. Egal, ich vertraue Stacy.

Die Haare hatten sich auch schnell erledigt. Sie lagen mir nun in Locken über den Schultern. Bisher war ich sehr zufrieden mit meinem Aussehen, jetzt kommt nur noch das Outfit. Aus dem Beutel, den mir Stacy hinhielt, fischte ich das schwarze Top hinaus, einen beige karierten Rock und eine weiße Bluse. Ich zog mich zuerst auf die Unterwäsche aus, um dann das Top überzustreifen. Es war relativ dünn, hatte einen tiefen Ausschnitt und Spaghettiträger. Darüber zog ich die luftige Bluse. Den Rock zog ich zum Schluss an. Ich stopfte zuerst alles in den Bund des Rockes rein, bevor ich die Bluse ein wenig rauszog, um mich besser bewegen zu können. Den Prozess sah ich mir im Spiegel an. Irgendwie gefiel es mir nicht. Es gab mir den Vibe einer Schuluniform und das wollte ich nicht erreichen. "Warte." Stacy kam zu mir. "Ich mag, was du dir ausgesucht hast, aber irgendwie sieht es noch nicht gut aus." Ich ließ Stacy an mir rumspielen und folgte ihren Bewegungen mit den Augen. Sie zog die Bluse noch ein wenig mehr raus, sorgte aber davor, dass das Top weiterhin eng anlag. Sie öffnete zwei der unteren Knöpfe und zog die rechte Seite aus dem Rock raus. Die linke Seite blieb im, oder besser gesagt, unter dem Rock. Dann kamen ihre Hände höher und öffneten die oberen Knöpfe, damit das Top auch gesehen werden konnte, genauso wie die Sonnenblume, die wie immer auf meinem Brustbein ruhte. "So sieht es gleich schon weniger gezwungen aus. Mir gefällt es, was sagst du?" Ich sah mich im Spiegel an und Stacy hatte recht. Es sah nun lässiger aus und ich assoziierte es nicht mehr mit einer Schuluniform. "Und soll ich dir mal was sagen?" Ich sah Stacy erwartungsvoll durch den Spiegel an. "Du zeigst Brüste, Dain wird dir verfallen." Ich lief rot an. "Ich mache das nicht, um ihn ins Bett zu kriegen. Ich will nur wissen, was damals passiert ist."

"Ich weiß, aber vielleicht wird er dir dann lieber zuhören wollen und nicht vor dir wegrennen, wenn du dich ihm ein wenig präsentierst." Ich musste schmunzeln. "Wegrennen kann er eh nicht mehr, ich gehe zu ihm nach Hause."

"Umso besser, dann habt ihr direkt ein Bett parat."

"Stacy!" Sie streckte mir die Zunge raus und ich griff nach dem erstbesten Kissen, um es nach ihr zu werfen. Ich traf sie direkt im Gesicht und fing an zu lachen. "Na warte, ich gib dir das alles zurück." Ich lachte noch mehr, weil ich genau wusste, dass sie mich am liebsten mit diesem Kissen geschlagen hätte, aber sie ganz genau weiß, dass sie mein Aussehen dann ruinieren würde. "Los, hör auf zu lachen und zeig mir die Schuhe." Ich ging zu dem Beutel und zog weiße High Top Converse heraus. Sie waren schlicht und passen überall zu, meiner Meinung nach. Stacy begutachtete mich einen Augenblick und nickte dann. Das nahm ich als Zeichen, die Schuhe anzuziehen. Meine Kleidung, die ich zuvor anhatte, stopfte ich dann in den Beutel. "Ich nehme den Beutel die Tage dann wieder mit, ok?", fragte ich Stacy. "Klar." In meinem kompletten Outfit ging ich noch einmal zum Spiegel und sah mich an. Ich sollte sowas öfter anziehen, es sah gut aus. Zufrieden lächelte ich und strich den Rock noch einmal glatt. Stacy ging hinter mir an meinen Rucksack und zog eine kleine Tasche heraus. Ich hatte die Tasche heute Morgen noch schnell eingepackt. Sie war schwarz und hatte eine goldene Kette als Umhängegurt. Ich warf sie mir über die Schulter, sodass die Kette quer über meinen Oberkörper verlief. Sie war wirklich sehr klein, es passte nur mein Handy und mein Portemonnaie rein. Alles, was ich brauchte. "Du kannst alles ruhig hier lassen und es heute Abend oder morgen wieder mitnehmen." Ich nickte und schaute noch einmal in die Tasche, um zu sehen, ob ich alles dabei hatte. Mein Handy, mein Portemonnaie und ganz wichtig, mein Ticket, damit ich zu Dain hinkam und natürlich auch wieder zurück. Mein Bauch fing langsam an, weh zu tun. Das Treffen kam immer näher und ich wurde nervöser. Das Lächeln war mittlerweile von meinen Lippen gewichen und auch Stacy schien zu bemerken, dass mir das gerade irgendwie schwerfiel. Sie sah mich besorgt an. "Wenn du nicht gehen willst, dann kannst du hier bleiben." Ich schüttelte daraufhin den Kopf. "Nein, ich habe mit ihm dieses Treffen ausgemacht und ich gehe hin. Ich werde nicht weglaufen und mich verstecken, so wie er es die letzte Zeit getan hat."

"Das ist die richtige Einstellung", sagte Stacy schmunzelnd, als sie mir mit ihrer Hand den Rücken streichelte. "Wann musst du da sein?"

"Er meinte, ab 16 Uhr hätte er Zeit, also frühestens 16 Uhr."

"Dann mach dich mal auf den Weg, du willst ja nicht zu spät kommen."

Stacy brachte mich bis zur S-Bahn-Station und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor ich in die Bahn stieg.

Ich will dich nicht verlierenWhere stories live. Discover now