Kapitel 68 - Liams Einkauf

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Während sie noch an der Kasse standen, verließ Louis seine Angst und Nervosität nicht. Sie begleitete ihn auch bis zum Auto und während er dort stand und Liam dabei zusah, wie der die Einkäufe im Kofferraum verstaute. Der schien dabei irgendein System zu haben und Louis wollte ihn daher lieber nicht stören und stand nur daneben, bis Liam ihn aufforderte, sich schonmal ins Auto zu setzen. Und so hockte Louis da und erschrak fürchterlich, als er auf die Uhr sah. Sie hatten etwas mehr als drei Stunden beim Einkaufen verbracht. Oh Schreck! Was hatten sie denn die ganze Zeit nur gemacht?!

Liam brachte den Einkaufswagen weg und setzte sich dann auf den Fahrersitz. Er reichte Louis ein Eis.

"Hier. Zitrone.", Sagte der nur lächelnd und startete den Motor. Irgendwie konnte Liam Eis essen und Auto fahren gleichzeitig. Denn der hatte ebenfalls eins. Louis befürchtete schon so, er würde vermutlich das Auto vollschmieren. Nicht gut. Hoffentlich gäbe das keinen Ärger. Also wenn es passieren würde. Denn noch war es das ja nicht. Nur schonmal für den Fall, dass es passieren würde... Was es bestimmt gleich tun würde...

Louis schaffte es, neben dem vielen Gedanken machen, trotzdem noch sein Eis zu essen. Er kleckerte einmal. Aber nur auf sein Shirt. Das war nicht so schlimm. Also natürlich war es nicht schön. Aber immerhin hatte er nicht das Auto vollgekleckert. Also immernoch Glück im Unglück. Liam schaffte es klecker- und unfallfrei...

Er war nun acht Stunden auf den Beinen und irgendwie war es im gemütlich schaukelndem Auto wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er einschlief. Und so schnarchte er ganz leise vor sich hin, während Liam das Auto sicher zurück nach Hause steuerte.

-

"Er ist vor 15 Minuten etwa eingeschlafen.", Raunte Liam, als Harry die Beifahrertür öffnete.
Der schnallte Louis ab und hob ihn hoch. Der grummelte kurz, aber schlief dennoch weiter.

"Kommst du gleich mit seinen Sachen?", Fragte Harry leise.
"Ja. Bringe nur schnell den Rest weg.", Sprach Liam leise und stieg aus dem Wagen.

Harry nickte nur noch und brachte Louis nach Hause und dort auf direktem Weg ins Bett. Diesesmal ließ sich der Omega sogar widerstandslos ablegen.

Also ging Harry mit Getränken bepackt ins Wohnzimmer, wo er auch nicht lang allein blieb.
Liam legte Knete, Buntstifte, den Block, Straßenkreide und den Kuscheltierhasen "Mr Carrot" auf den Wohnzimmertisch.

"Und?", Fragte Harry nur.
"Ich habe gemacht, was du gesagt hast und gesagt, dass er sich was aussuchen darf. Zuerst sah er aus, als würde er gleich implodieren. Total angespannt. Dann hat er kurz gezittert und dann ging's los: wir mussten jeden Gang ablaufen, dann wollte er Verstecken spielen. Ich hab ihm so'n blöden Gasballon hinten am Pulli festgemacht, als er es nicht gemerkt hat, damit ich ihn auch wirklich immer wieder finde. Den Ballon sah man ja immer oberhalb der Regale. Zuerst dachte ich, dass er ganz vergessen hat, dass er was aussuchen darf. Dann wollte er erst Socken haben."
"Socken?"
"Ja. Keine Ahnung. Ich hab gesagt, dass er sich wirklich aussuchen darf, was er will. Dann hat er angefangen zu weinen, weil er keine Socken will."
"Wieso-"
"Das gleiche hat er noch mit Tomatenmark, Klopapier und Schnürsenkeln gemacht."
"Okaaaay..."
"Und dann kam die Spielzeugabteilung. Er hat die Sachen eingepackt. Aber es hat jedes Teil ewig gedauert, weil er es erst noch fünf Mal wieder weggepackt hat. Die anderen Leute haben ihm Angst gemacht. Er war sehr verunsichert, aber wollte gleichzeitig freundlich sein. Das war ein wenig seltsam. Auf die Leute wirkte er dadurch eher gruselig, aber er hat sich Mühe gegeben und weil sie vor mir ja eh immer alle Schiss haben, war es mit ihm auch kein Drama."
"Hat sich niemand gewundert, dass er weint? Großer Kerl, mit weinendem Kerl der äußerlich unter 18 sein könnte?"
"Nein. Ich glaube, das hat gar keiner mitbekommen. Er hat nicht laut geweint. Es waren nur sehr viele stumme Tränen. Aber er war sehr ruhig dabei."
"Die wölfische Seite ist doch immer irgendwie laut?"
"Oh ja. Er kann stumm weinen und stampfen gleichzeitig. Außerdem hat er recht lang ein Gummihuhn aus der Haustierabteilung mit sich herum getragen und hat es quietschen lassen, bis ich ihn dazu bekommen habe, es in den Wagen zu packen."
"Oh..  ich bin etwas verwundert, dass du so ruhig bist."
"Es war eine willkommene Abwechslung zu meinem eigenen Theater."
"So kann man es natürlich auch sehen.", Brummte Harry wenig begeistert.
"Ja... Jedenfalls hat er an der Kasse dann wieder geswitcht."
"Hast du es sofort mitbekommen?"
"Musste ich nicht. Der verwirrte Blick zu seinen Sachen reichte völlig aus. Er hat geguckt, als wäre er aufgewacht und hätte absolut keine Ahnung, wo der Kram her käme. Wie wenn du bei einer Party rotzevoll bist und deine Kumpels müssen dir am nächsten Morgen erklären, was du gemacht hast und du schämst dich dann in Grund und Boden."
"Vermutlich ist das für ihn auch genau so.", Meinte Harry.
"Na jedenfalls hat er geguckt, als wolle er die Sachen nicht und dann aber auch wieder, als sei er unfähig zu fragen, ob er sie wieder wegräumen könnte. Also nicht nur, weil er sich mir gegenüber geschämt hätte, sondern auch weil-"
"Weil eben die wölfische Seite in ihm die Sachen gern haben wollte."
"Ja, aber die hat, wohl in weiser Voraussicht, das Gummihuhn unter den Nudeln versteckt. Die menschliche Seite hat es im Geschäft gar nicht gesehen.", Erklärte Liam und zauberte das Huhn zwischen den anderen Sachen hervor.

"Hmm.. er meint, die menschliche Seite hätte weniger Verständnis für ein Gummihuhn, als für Knete?", Fragte Harry.
"Ja. Das wundert mich auch. Ich meine... Wolf-Hund-Hundespielzeug wäre naheliegender."
"Eben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so ist. Denn Louis hat ja als Mensch, das Huhn gar nicht gesehen. Vielleicht fände er das Huhn ja auch ganz witzig? Oder würde eben pragmatisch denken, dass es für seinen Wolf ist? Ich glaube, den Hasen bringe ich ihm Mal.", Überlegte Harry und stand auf.

"Hältst du das für eine gute Idee? Ich meine... Die menschliche Seite wird nicht sehr angetan sein."
"Was soll er denn schon machen? Im schlimmsten Fall ignoriert er das Ding.", Meinte Harry aber, griff sich den Stoffhasen und ging mit ihm die Treppe hinauf.

Louis schlief noch immer tief und fest. Inzwischen hatte er aber alle Gliedmaßen von sich gestreckt. Wie ein Seestern lag er da.

Harry lächelte und legte den Hasen in den Arm des Omegas. Würde wohl Lou der Hase gefallen?

Der Einkauf aus Liams Sicht. Der hatte ein bisschen mehr zu erzählen... Hoffe, es hat euch gefallen.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt