Kapitel 63 - Lou

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Louis bemerkte Harrys nachdenklich-betrübten Blick auf sich sofort und überlegte fieberhaft, was er falsch gemacht haben und wie er sich entschuldigen und was er besser machen könnte. Dummerweise fiel ihm nichts ein. Er war seit dem Aufstehen vorn. Die Schlampe konnte das nicht gewesen sein. Und er selbst hatte ja nur allgemein gesprochen und nicht Harry beleidigt. Oder fühlte der sich vielleicht trotzdem beleidigt? Er hatte jetzt länger nichts gesagt. Vielleicht hätte Louis besser was anderes sagen sollen?  Vielleicht hätte er über Harry selbst sprechen sollen? Nicht dass der das Gefühl bekam, nicht präsent genug in Louis' Leben zu sein? Er wollte niemandem ein doofes Gefühl geben. Vielleicht war er Harry irgendwie zu nah getreten? Vielleicht war es doof überhaupt mit ihm zu sprechen?

Louis' Gedankenkarussell ratterte vor sich hin und er bemerkte offenbar kein bisschen, was Harry betrübte. Er hatte versucht sich zu öffnen und hatte auf Fragen geantwortet. Aber im Ergebnis war Harry nun schlecht drauf. Er hätte versuchen sollen zu lügen...

Harry unterdessen war von seinen eigenen Erkenntnissen nahezu geflasht. Wenn er Recht hatte, dann hatte Louis' Familie ihm zunächst ein abscheuliches Bild von Rudeln und Bindungen verpasst und dann so getan, als würden sie mit ihm verstecken spielen, nur um sich dann aus dem Staub zu machen. Und Louis hatte, bis es dunkel wurde, in seinem Versteck ausgeharrt und war dann nach Haus gekommen. Allein. Oh, er hoffte, er würde diese Bagage wiedersehen. Wie gern würde er denen das Fell abziehen. Der Mutter, Julie und dem Vater... Richard. Die beiden kleinen Mädchen Susi und Violett würde er wohl verschonen. Aber die Eltern? Was waren das für Menschen?!

Er bemerkte nicht, wie er wütender wurde und wie Louis das in seinen Tunnel natürlich auf sich bezog. Völlig verkrampft saß er da und blickte ängstlich in Harrys Gesicht. Er hatte das doch wirklich nicht böse gemeint. Was auch immer Harry auch böse aufgefasst hatte. Er wollte sich entschuldigen, aber traute sich nicht mehr, als er Harrys unterschwelliges Knurren vernahm. Er wusste, dass er sich als nächstes wohl in die Hose machen würde. Das wollte er nicht. Schon gar nicht ins Bett. Aber er hatte so Angst. Alphas konnten sehr gefährlich sein. Besonders für einen Omega. Es gab Alphas, die Omegas anketteten und gegen deren Willen, Sex mit ihnen hatten und es gab welche, die schlugen Omegas, weil die das eben konnten und Harry könnte -

Der Switch kam. Ohne, dass Louis ihn aufhalten konnte.

"Soll ich dir beim Frustabbau helfen?", Fragte Louis verführerisch.
"Was?", Fragte Harry verwirrt und aus seinen Gedanken gerissen.

Sofort schlich sich eine kleine Hand in seinen Schritt.
"Ich würde dir sehr gern beim Entspannen helfen."
"Wieso habt ihr getauscht?", Fragte Harry noch immer perplex.
"Weil du gerade mich brauchst. Du kannst dich an mir austoben und dann bist du wieder gut drauf?", Fragte Louis und versuchte die Hand in Harrys Hose zu schieben.

"Nicht, mein Kleiner. Deine andere Seite ist noch nicht so weit."
"Aber du willst es und ich will es auch.", Jammerte Louis und blickte ihn mit großen Kulleraugen flehentlich an.

Harry biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Er war ein Alpha. Natürlich wollte er den Omega ficken. Es lag in seiner Natur. Er war kein Hobbypsychologe. Er hatte keine Ahnung davon, wie er mit Louis umgehen musste. Theoretisch könnte er ihn doch jetzt einfach nehmen. Der Kleine wollte es doch. Ja, seine Natur sagte ihm genau das. Ficken und binden. Denn der Kurze ging ihm ja eh nicht aus dem Kopf.

Aber da war mehr als seine Natur. Sein Kopf, der wollte, dass Louis komplett damit einverstanden wäre und ihn wollte. Und dann war da etwas, was sich bisher bei Harry in der Form noch nie gemeldet hatte. Sein Herz. Und das wollte den Omega lieb haben und beschützen und stellte irgendwie seine Natur hinten an. So etwas hatte Harry noch nie erlebt und es faszinierte ihn völlig. Er wollte Louis ficken. Aber noch mehr wollte er ihm ein Zuhause geben. Eine Zuflucht. Eine Sicherheit.

"Ja, wir wollen es. Aber er will es noch nicht. Du willst es also noch nicht komplett.", Sprach er also.
Der Omega gab ein unwilliges Geräusch von sich und krabbelte in seiner ungelenken Art dann auf Harrys Schoß.

"Hat er dich geärgert? Er ärgert oft Leute."
"Nein. Hat er nicht. Und ich glaube, er hat noch nie jemanden ärgern wollen. Wen magst du aus der Familie gern?", Folgte Harry einem plötzlichen Impuls und strich dem Omega über den Rücken.

"Alle. Mama war lieb. Sie hat den Kleinen vorgesungen, wenn sie sie Mal ins Bett gebracht hat. Und Papa. Er hat sie auch Mal genommen. Und mit den Mädchen konnte ich spielen. Die wären ja auch Kinder."

Harry war verwirrt. Das klang eher als wären seine Eltern die Großeltern die eben auch Mal auf die Enkel guckten. Aber Louis zählte nichts auf, was sie mit ihm gemacht hatten.

"Fühlst du dich wohl bei mir?", Fragte er seufzend, während der Omega auf ihm herum zappelte. Wenn sich eine Seite wohl fühlte, würde sich das besser anfühlen, als jetzt gerade so grundsätzlich.

"Ja. Du bist lieb. Und du hast mit mir gespielt und du kuschelst Abends mit mir. Außerdem guckst du nach mir und nutzt keine Seite auf.", Sprach der Omega. Er saß nicht ruhig. Aber wirkte trotzdem anders. Ruhiger. Aber nicht so ruhig wie die menschliche Seite. Wie die Mitte.

Innerlich stolperte alles in Harry. Der Kleine hatte von den beiden Seiten gesprochen. Wie ein Schiedsrichter. Als würde er dazwischen sitzen.

"Ich mag dich.", Flüsterte Harry.
"Mich??", Fragte Louis verwirrt.
"Ja."
"Aber du kennst mich gar nicht."
"Du bist gut im Verstecken.", Lächelte Harry und legte seine Arme eng um Louis.

"Ja.", Sprach der nur und lächelte scheu zu ihm hoch.
"Ich freue mich wirklich sehr, dich kennen zu lernen.", Sprach Harry vorsichtig. Er hatte Angst, der Kleine auf seinem Schoß könnte verschwinden. Genau so einfach, wie er aufgetaucht war. Als würde ein falsches Wort reichen und er würde sich wieder verstecken zwischen den beiden Extremen.

Louis sagte nichts. Blickte nur zu ihm hoch. Und ihm ganz tief in die Augen. Als könne er seine Absichten darin ablesen.

Harry hätte nicht sagen können, wie lange sie da saßen und der Omega ihm in die Augen blickte.

Aber dann legte er seinen Kopf an Harrys Brust und flüsterte: "Ich freue mich auch, dich kennen zu lernen. Du darfst Lou zu mir sagen."

Na? Was sagt ihr? Bin sehr gespannt.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt