Louis wusste nicht, wie lange er dieses Gefühl würde genießen können, bevor der Alpha ihn nervig oder doof finden würde. Daher nahm er sich am See sitzend, mit den Füßen im Sand, vor, es zu genießen, so lange es ging.
Als er also Abends neben dem Alpha im Bett lag, kroch er näher. Hoffte einfach, der andere würde schon schlafen. Der lag hinter ihm. Und Louis traute sich nicht zu gucken. Aber wenn er den Alpha merken würde, wäre das vermutlich an Sicherheit kaum zu übertreffen. Er tat so als würde er sich im Schlaf bewegen. Ganz unauffällig... Müsste doch gehen.
Harry musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu lachen. Er konnte hören und riechen, dass der Kleine wach war. An der Atmung, der Herzfrequenz und an der Aufregung und Nervosität, während der sehr "unauffällig" näher kam.
Der Impuls war da, es dem Kleinem leichter zu machen. Ihn an sich zu ziehen. Aber vielleicht würde sich Louis dann wieder in seinem Schneckenhaus verkriechen. Harry hatte keine Ahnung, wo er die Geduld und Selbstbeherrschung her nahm. Aber er saß es aus, bis der Rücken des Omegas seinen Bauch berührte. Und tat so, als würde er schlafen, als sich Louis seinen Arm nahm und über sich legte. Und er gab dem Impuls nicht nach, den Kleinen zu küssen, als der glücklich seufzte, als er seinen unauffälligen Kuschelangriff geschafft hatte.
Harry konnte nicht wissen, was für ein Riesenschritt das für Louis gewesen war. Bei Liam hatte er teils gekuschelt und auch bei Niall. Aber das war beides anders. Die waren anders. Die hatten immer den ersten Schritt gemacht oder gemeint "Komm her". Für Louis war es das Folgen eines Befehls gewesen und danach hatte er eben sehr großzügig im vorauseilendem Gehorsam gehandelt.
Aber sich an den Alpha zu kuscheln, hatte er selbst entschieden. Das war sein Werk. Und Louis schlief so gut, wie lange nicht.
Harry lag noch wach. Er hatte einige Puzzleteile zusammengesetzt und sie ergäben ein schreckliches Bild. Louis' menschliche Seite war nicht da gewesen, sondern im Wald, als seine Familie verschwunden war. Die wölfische Seite hatte nicht allein auf Erkundungstour gehen wollen, als sie zusammen draußen gewesen waren und er gemeint hatte, er würde auf dem Baumstamm bleiben und aufpassen. Wie war das noch gewesen?
"Mach du erstmal. Ich bleibe hier sitzen und passe auf."
"Das Spiel mag ich nicht."
"Welches? Sich allein umsehen?"
"Nein. Sagen man bleibt sitzen und dann rennt man schnell leise weg... Und dann wird es dunkel... und dann ist man doch allein und kleiner Finger..."Der kleine Finger, der dafür gestanden hatte, dass Louis nicht allein sein wollte. Seine Familie hatte Louis, wenn Harrys Überlegung stimmte, und er war sich ziemlich sicher, dass sie das tat, nicht einfach nur zurück gelassen. Sie hatten es als Spiel verpackt in dem Wissen, dass Louis' wölfische Natur nichts hinterfragen und begeistert mitmachen würde. Und seine menschliche Natur quasi ausgeschaltet war, weil es ja ein Spiel war und Spaß machen sollte.
Harry brauchte lange zum Einschlafen...
-
Am nächsten Morgen wachte Louis dummerweise als Erstes auf. Normalerweise war der Alpha vor ihm wach und verschwand aus dem Bett. Tja? Was nun? Der war da und lag immernoch bei ihm. Verunsichert schloss Louis einfach wieder die Augen in der Hoffnung, einfach wieder einschlafen zu können. Klappte nur nicht. Er konnte aus seinem Blickwinkel nicht einmal eine Uhr sehen. War er sehr früh wach, oder schlief der Alpha einfach nur zu lange. Nicht zu lange. Das hatte Louis ja nicht zu beurteilen... Aber eben.. sher lange... Tja, wusste Louis nicht. Was machte man denn gemeinhin in so einer Situation? Das Dumme war, dass sie sich in der Nacht irgendwie gedreht hatten. Louis lag auf der Seite dem Alpha zugewandt. Der wiederum hatte ihn im Arm und lag auf dem Rücken. Louis blickte auf dessen Brust. Nackt. Das war unter Werwölfen kein Drama und kein Grund rot zu werden. Wenn man sich im Wald sah... Oder aneinander vorbei ging... Aber wenn man so daran kuschelte? Da war das schon irgendwie anders... Gut anders? Schlecht anders? Keine Ahnung. Anders anders. Louis überlegte hin und her, was er nun tun könnte. Für gewöhnlich würde er jetzt seine Geschichten weiter denken. Zuletzt war er dabei gewesen, an eine Fee zu denken, die durch einen Wald flatterte. Einen hellen Laubwald und an ihrer Seite war ein Reh. Er hatte es Pico genannt. Normalerweise konnte er stundenlang auf einem Stuhl sitzen und an die Wand starren und sich seine Geschichten ausdenken. Er merkte dann gar nicht, wie die Zeit verging. Aber jetzt gerade konnte er nicht wegdriften. Irgendwie hielt ihn der Alpha im hier und jetzt. Aber wie dann die Wartezeit überbrücken? Gäbe es hier Bücher, würde er die Buchstaben auf den Buchrücken zu neuen Worten zusammensetzen. Also nur im Kopf. Aber das Bücherregal stand hinter seinem Rücken. Nicht im Sichtfeld. Louis konnte nur hinaus sehen aus einem Fenster. Sah, wie langsam die Sonne aufging.
Okay. Er war wohl einfach sehr früh wach.
Konnte man in so einer Situation einfach aufstehen? Der Alpha machte das umgekehrt ja auch. Aber was, wenn dem das nicht passen würde, wenn er einfach durchs Haus geistern würde. Verdammt. Augen geht zu! Schlaf ein! Schlaf ein! Schlaf ein!Ging nicht. Toll. Und nun? Klo! Louis wollte aufs Klo. Da mussten doch alle Mal hin und das konnte einem auch meistens keiner übel nehmen.
Also kroch er aus der Umarmung und ging ins Bad. Nur dummerweise war er dort eben auch irgendwann fertig. Er ging ganz langsam runter in die Küche und trank ein Glas Wasser. Und nun?
Es zog ihn irgendwie doch wieder nach oben. Doch wieder ins Schlafzimmer. Und irgendwie auch doch wieder ins Bett.
Zuerst lag er auf seiner Seite ganz nah an der Kante. Aber irgendwie fühlte sich das ganz ganz doof an. Und deshalb kroch er doch wieder näher. Und schlussendlich lag er wieder im Arm des Alphas. Wieder dessen Brust vor sich. Und dann lag er einfach da. Ganz entspannt und lauschte dem starken, gleichmäßigem Herzschlag. Und dann schlief er doch einfach ein.
-
Ein paar Stunden später erwachte er wieder. Wieder die Brust. Wieder die Umarmung. Aber der Atem klang anders. Nicht ganz so tief. Ergo: Der Alpha war wach.
Schnell stütze Louis sich hoch und sah ihm erschrocken ins Gesicht.
"Guten Morgen.", Sprach der vollkommen ruhig und damit nicht einmal ein Bruchteil so aufgeregt, wie Louis sich fühlte.
"Guten Morgen Harry."
"Liam bringt dich gleich zur Arbeit. Wir können vorher noch frühstücken."
"Okay."
"Du sag Mal... Was ist eine Bindung für dich? Was weißt du darüber?", Fragte Harry, der sich die letzte Stunde darüber Gedanken gemacht hatte. Ihm war eine Vermutung gekommen und er wollte nur zu gern wissen, ob sie wahr war."Äh... Dann ist man nie mehr allein. Dann passt jemand immer auf einen auf und kümmert sich um einen und dann... Hat man ein Zuhause... Und man muss nur... Immer machen was der andere will, aber dann bekommt man all das.", Erklärte Louis stockend.
Okay. Der zweite Teil mit dem immer machen zu müssen, was der andere will, war natürlich Blödsinn. Aber darum ging es Harry gerade nicht.
"Und wie bekommt man eine Bindung?"
"Man muss... Geschlechtsverkehr haben... und dann wird man gebissen und dann ist man gebunden...", Erkläre Louis mit roten Bäckchen beschämt.Harry konnte sich nicht davon abhalten, Louis durchs Haar zu streichen. Was, wenn die wölfische Seite gar nicht einfach nur notgeil war? Was, wenn sie auf ihre Weise einfach nur ein Zuhause suchte?
Hm... Schwierig, schwierig.. was denkt ihr?
Joa... Das war's auch schon wieder mit der Lesenacht. Vielen Dank an alle, die dabei waren. Ich hoffe es hat sich gelohnt und ihr habt euch gut unterhalten gefühlt.
Jetzt eine gute Nacht.
Bis dann.
Viele Grüße ^_^

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Alphas Omega
FanfictionLouis ist ein Omega. Aber das ist kein allzu komfortable Position. Am besten man fällt einfach nicht auf. Dumm nur, dass Louis seinen eigenen Kopf hat...