Alphas Omega

Kapitel 60 - Allein?

Werwölfe waren sehr soziale Wesen. Sie brauchten einander. Einsam sein... Einsame Betas gab es, aber ob die nun so wirklich glücklich waren? Zumeist war es wohl wie bei Niall: letztlich zogen sie ein Rudel zumeist vor.

Louis aber hatte als Omega sein eigenes Rudel abgelehnt. Das klang banal, aber war es längst nicht. Liam hatte sich abgelehnt gefühlt und alle anderen, die Mal versucht hatten, mit Louis Kontakt zu knüpfen ebenfalls. Louis' Ablehnung, zumal er eben ein Omega war, war ihm Recht schnell als Arroganz ausgelegt worden.
Nur hatte Louis eben ein Problem gehabt: Wollte seine menschliche Seite das Rudel am liebsten hinter sich lassen, zog es die wölfische nahezu zurück. Und so war er eben immer wieder bei Liam aufgetaucht, um Schlafen zu können, oder um nicht allein sein zu müssen. Aber eben erst, wenn es gar nicht mehr anders geklappt hatte und mit Widerwillen. Und dieser Widerwille und all der Frust über die vertrackte Situation war irgendwann auch bei Liam greifbar gewesen. Er hatte das Gefühl, ein notwendiges Übel zu sein. Dass Louis sich nur mit ihm abgab, weil er es musste. Das mit Louis hatte angefangen als Zayn und Gigi ihre Bindung gefeiert hatten. Liam war es scheiße gegangen. Er hätte mehr aufpassen müssen, auf den kleinen Louis. Und vermutlich hätte er ganz anders reagiert, hätte er seinen eigenen Scheiß irgendwie anders im Griff, als er das aktuell hatte. Verdammt.

"Ich mache dir keine Vorwürfe...", Murmelte der Alpha.
"Nicht? Ich hab sie verdient. Ich hab einen Scheiß Job gemacht im Bezug auf ihn.", Brummte Liam, während er einmal zu Louis nickte, der noch immer seelig im Schoß des Alphas schlummerte.

"Wir alle haben das. Wenn so etwas passiert, dann sind letztlich alle Schuld. In unterschiedlicher Ausprägung und so, aber letztlich ist es vor unser aller Türen passiert und wir haben alle nicht hingeguckt.", Meinte Harry.
Liam nickte.

"Ich will nicht, dass so etwas nochmal passieren kann. Ich will, dass es keine dem Rudel Angeschlossenen mehr gibt. Entweder jemand ist Mitglied meines Rudels oder eben nicht. Familien können von mir aus durchs Revier reisen und auch ein paar Tage bleiben. Aber dann müssen sie sich entscheiden. Ich will nicht, dass so etwas nochmal passieren kann. Wir werden verbindliche Regeln aufstellen, die für alle gelten. Unter anderem, dass niemand zu etwas genötigt wird und dass rangniedrige Wölfe automatisch unter Schutz stehen. Kein Kind soll in dem Glauben groß werden, später etwas tun zu müssen, oder etwas nicht tun zu dürfen, nur weil es einen bestimmten Rang hat", Murmelte Harry und strich Louis über die Wange, weil er träumend das Gesicht zusammengekniffen hatte. Jetzt, unter der Berührung, entspannte es sich jedoch sofort wieder. Ja, dachte Harry, er hatte einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, dass es möglich gewesen war, Louis so unglaublich viel Mist glauben zu lassen.

-

Als Louis zwei Stunden später aufwachte lag er im Schoß des Alphas und fühlte als erstes nahezu glückselig, dass er voll bekleidet war. Lange hatte die Schlampe ihn rausgehalten. Es hätte sonst was passieren können. Louis hatte schon gemerkt, dass der Alpha das abblockte. Die Frage war nur: Warum? Fand der Louis irgendwie doof? Wieso gab der sich dann so viel Mühe mit ihm? Oder er fand, Louis könnte eine passable Gesellschaft abgeben? Nur wollte ihn eben nicht in seinem Bett haben? Aber Louis war eine furchtbare Gesellschaft. Er redete ja eigentlich nie und wollte eben lieber weg sein. Oder lag es an der Schlampe selbst? War es ein Spiel für den Alpha? Zu gucken wie sich Louis' wölfische Seite nahezu überschlug, um seinen Schwanz Mal aus der Nähe zu sehen? Vielleicht fand der Alpha seine wölfische Seite auch erheiternd? Also wie so eine Art Hofnarr? Das könnte sein. Vermutlich würde er sich eine oder einen Beta ins Bett holen, während Louis' wölfische Seite nackt auf dem Tisch tanzte für ein bisschen Aufmerksamkeit.

"Hallo, Louis.", Raunte Harry. Er hatte sofort gewusst, mit welcher Seite er es zu tun hatte.

"Guten Morgen Harry.", Murmelte Louis und öffnete langsam die Augen und runzelte direkt die Stirn. Es sah nicht aus wie Morgens. Die Sonne schien von der falschen Seite ins Zimmer.

"Es ist Nachmittag. Komm, ich mache dir was zu essen.", Entschied Harry und nahm Louis mit in die Küche. Setzte dem erstmal einen Tee vor.

"Ich möchte gern mit dir sprechen.", Sprach der Alpha dann.

Oh, oh. Nicht gut, dachte Louis sofort. Reden war eigentlich nie gut, wenn es jemand so ankündigte.

"Ich möchte gern etwas von dir wissen und es wäre nett, wenn du mir antworten würdest.", Fuhr der Alpha fort.

Na? Was hatte Louis gedacht? Nie gut. Er hatte Mal sowas von Recht. Auch wenn er dankbar war, dass der Alpha ihm noch einen Hauch von Entscheidungsfreiheiten überließ. Er hätte auch befehlen können, dass Louis antwortete.

"Was möchtest du denn wissen, Harry?", Fragte Louis unsicher.

Harry seufzte einmal. Louis nutzte seinen Namen wie die Ansprache "Alpha". Von einem lockeren Umgang waren sie weit entfernt.

"Louis, hat sich deine Familie von dir verabschiedet? Bevor sie gingen?"
"Ähm... Das...", Stammelte Louis und bekam keine Antwort heraus. Er hielt sich an der Tasse Tee fest und saß dort wie ein winziges Häufchen Elend.

"Louis?"
"Äh... Ich weiß nicht... Sie sind gegangen, als ich nicht da war. Vielleicht war es ein Versehen?", Sprach Louis unsicher und an der Art, wie er es sagte, merkte man deutlich, dass er seinen Worten selbst keinen Glauben schenkte.

"Warst du arbeiten?", Fragte Harry und setzte sich neben Louis auf die Küchenbank.

"Nein. Ich war im Wald."
"Allein?"
"Ja."
"Warum?"
"Ich weiß es nicht mehr..."
"Deine andere Hälfte weiß es, oder?", Fragte Harry.
"Ich weiß nicht. Wir tauschen uns nicht aus... Es ist hinderlich... Seit sie angefangen hat auch die Menschenform teils zu übernehmen..."
"Was meinst du?"
"Als sie schon weg waren... Es lagen ständig Buntstifte im Haus verteilt.. ich dachte die wären von den Mädchen und sie wären zurück. Und da war keiner. Aber... Ich hatte so Schiss, weil ich dachte, dass ich nicht allein bin im Haus... Und dann hatte ich noch mehr Angst... Denn ich war allein..."

*Gruselmusik ausschalt*
Tja... Was war das wohl mit Louis' Familie? Hat's jemand schon durchblickt, wie das mit der Verabschiedung war? Bis gleich. Um 22 Uhr geht's weiter. 🤗
Viele Grüße ^⁠_⁠^