Drei Stunden herumwuseln später war Louis einfach auf der Wiese eingeschlafen. Während er eigentlich gerade eine dicke Raupe dabei beobachtet hatte, wie die durchs Gras gewandert war.
Harry seufzte. Die wölfische Seite war niedlich und schnuckelig. Aber eben so unter Strom. Sie wollte alles unbedingt richtig machen und gefallen. Und sie wollte lieb gehabt werden. Das war sehr sehr deutlich. Nur wie passte diese Notgeilheit dazu? Und wie die andere, menschliche, Seite?
Er hob den Kleineren erstmal hoch und nahm ihn wieder mit nach Hause. Er würde irgendwie mit der menschlichen Seite reden müssen. Auch wenn die das nicht wollte. Harry hatte keine Ahnung, was mit dieser Familie los gewesen war, aber sie hatten Louis irgendwie kaputt gemacht. Daran gab es inzwischen für ihn keinen Zweifel mehr. Wollte die eine Seite die ganze Zeit seine Nähe, wich die andere schon zurück, wenn er sie nur mit seinen Blicken berührte.
Auf dem Weg nach Hause begegnete er Kerstin, die ihn ängstlich ansah. Harry brummte nur einmal. Schnell wich sie zurück. Vielleicht hatte er sein Rudel zu lange sich selbst überlassen? Harry war kein Typ, der ewig Chef spielen wollte. Niemand focht seine Macht an. Im Zweifelsfall sagte er, wo es lang ging und fertig. Und dennoch musste er jetzt mit ansehen, was er damit ermöglicht hatte. Die Tomlinsons, die Louis irgendwie geschadet hatten, ohne dass er bislang das Ausmaß auch nur ansatzweise verstehen konnte. Und die Newts. Dominik und Dorian mit ihrer Mutter Kerstin und ihrem Vater Derek. Dorian hatte Louis beim Vogelhausbasteln verletzt und Dominik hatte Louis nach dem Vollmond zugesetzt. Ihm gegenüber war die Familie nie negativ aufgefallen. Tja, ihm gegenüber nicht. Aber er hatte bislang eben auch nichts von den Dynamiken innerhalb seines Rudels mitbekommen. Und da stand er nun und musste sich der Tatsache stellen, dass es in seinem Rudel sehr wohl Leute gab, die andere unterdrücken wollten. Nun, der Tatsache hatte er sich gestellt und eine Entscheidung gefasst: Nö. Nicht mit ihm. Dominik und Dorian durften sich Louis nicht nähern. Beide waren vorerst von Unternehmungen des Rudels ausgeschlossen und sollten sie sich nochmal auf nur einen Fehler erlauben, würde er sie rausschmeißen. Der jüngere Beta hatte sofort den Schwanz eingezogen und backte ganz ganz kleine Brötchen. Dominik war gerade volljährig geworden. Er hatte vermutlich seinen kleinen Bruder rächen wollen und hatte geknurrt. Böser Fehler. Denn gegen den Alpha hatte er natürlich nicht den Hauch einer Chance. Eine fette Wunde quer über seiner Brust zeugte nun deutlich von seiner Niederlage. Alphawunden verschwanden nur ganz. War er vorher ein normaler Gamma gewesen, war er, allein durch die Wunde nun weit im Ansehen aller gesunken. Freunde weg, feste Freundin weg. Letztere hatte nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, seit sie wusste, dass er auch gern Mal über einen unwilligen Omega-Jungen rutschen würde. Selbst Schuld. Harry hatte kein Mitleid mit dem.
Zuhause wollte er Louis ins Bett legen, aber selbst im Schlaf hatte der sich festgekrallt und ließ sich nicht ablösen.
Also pflanzte Harry sich mit dem menschlichen Koalabärbaby aufs Sofa und rief Liam an, damit der Mal vorbei kam.
-
"Hey. Was gibt's?", Fragte der und setzte sich dazu.
"Habt ihr euren Scheiß geklärt?"
"Es gibt nichts zu klären..."
"Also noch nicht... Natürlich..."
"Bleibt dieser Niall jetzt hier?"
"Ja. Wieso?", Fragte Harry lauernd.
"Nichts..."
"Ich hab gehört, er steht Zayn sehr nah...", Sprach Harry, als sei das sehr nebensächlich.
Liam entkam ein Knurren."Klärt euren Scheiß. Ich brauche dich hier."
"Ich bin da.", Brummte Liam.
"Hey. Ich bin's. Schon vergessen?", Fragte Harry. Früher hatte Liam ihm erzählt, wenn ihn was bedrückte. Aber aktuell war einfach nichts zu machen."Nein... Tut mir leid... Ich... Es ist einfach alles ein riesiger Haufen Scheiße im Moment. Lenk mich aber gern ab."
"Okay. Ich hoffe, du steigst am Ende noch durch die ganzen Haufen Scheiße durch."
"Ich bemühe mich. Also?"
"Wie stellen sich die News an?"
"Sie tun sich sehr schwer. Kerstin hatte angeblich keine Ahnung, was ihre Brut so treibt. Sie hat damit nicht gerechnet. Sie hat keine Ahnung, wo das her kommt."
"Ich dachte, wenn ich sie alle machen lasse, als Gemeinschaft... Dann reguliert sich alles irgendwie. Weil letztlich das Rudel eben Regeln des Zusammenlebens findet. Weil sie alle zusammen leben wollen. Dass ich eben nicht als großer Zampano alles entscheiden muss. Sondern alle zusammen bestimmen, was okay ist und was ist."
"Menschen sind dumm."
"Danke...", Brummte Harry.
"Ich meinte die anderen. Typen wie Dominik..."
"Nein. Schon gut. Ich bin auch dumm... Ich dachte, es wäre okay. Aber das war es nicht.", Murmelte Harry und blickte in Louis' schlafendes Gesicht."Deine Haltung würde funktionieren. In einer perfekten Welt. In der Eltern ihre Kinder so behandeln, wie man meint, dass es alle tun.", Murmelte Liam und betrachtete Louis ebenfalls.
"Nur haben sie es in diesem Fall offensichtlich nicht getan."
"Ja... Ich hab ja rein geguckt. Die gängigen Kontrollen. Aber es war unauffällig. Mir ist nichts aufgefallen. Es war nur komisch, dass sie ihn da gelassen haben. Das was nicht stimmt, habe ich erst danach gemerkt und Bescheid gegeben."
"Ich weiß... Und ich dachte es sei vorübergehend und nur dem Verlust geschuldet...", Murmelte Harry.
"Wir konnten nicht wissen, dass es darüber hinaus ging."
"Nein, weil ich nur alle vier Wochen mal besuchen angeordnet habe. Ansonsten haben die gemacht, was sie wollten. Was ist dir zuerst aufgefallen? Als du ihn gefunden hast?", Fragte Harry.
"Naja. Ich war erstmal überrascht. Ich dachte, sie wären alle weg. Er wirkte zuerst, als würde er gar nicht reagieren. Als wäre er sehr weit weg. Und dann war er sehr sehr nüchtern. Nicht traurig und nicht glücklich. Er hat dann halt gesagt, dass ruhig alles bleiben soll, wie es ist und er keine Umstände machen wird. Ich habe gesagt, dass er doch Gesellschaft braucht, aber er meinte, dass er allein gut zurecht käme. Danach ist er immer geschwankt. Zwischen dem Suchen nach Nähe und der gleichzeitigen Ablehnung. Nachts kam er dann oft zu mir, wenn er glaubte ein Geräusch gehört zu haben, es gewitterte oder so. Nach zwei Wochen habe ich dann gesagt, dass er sich wandeln soll und hab gemerkt, dass er es nicht konnte. Du hast ihn mir zugeteilt. Ich musste ewig hinter her rennen, hab ihn ständig gesucht und musste aufpassen, dass sein Wolf wenigstens hin und wieder Mal raus darf. Er selbst wirkte nicht so, als würde er mich mögen. Er meinte oft, dass er kein Rudel wolle. Er hat versucht mich zu umgehen und ist möglichst allem Fern geblieben."Louis' Verhalten zu Beginn Mal aus Liams Sicht. Na, wer hat damit gerechnet?
Bis um 21:30 Uhr
Viele Grüße ^_^

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Alphas Omega
FanfictionLouis ist ein Omega. Aber das ist kein allzu komfortable Position. Am besten man fällt einfach nicht auf. Dumm nur, dass Louis seinen eigenen Kopf hat...