Kapitel 58 - Selbstliebe?

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Herzlich Willkommen zur Lesenacht.
Ich freue mich, dass ihr da seid. 🤗 Ja, macht's euch bequem und ich wünsche einfach Mal viel Spaß. 🤗

Innerlich seufzte Harry. Aber er wollte nicht, dass sich die wölfische Seite unwillkommen fühlte. Deshalb lächelte er und breitete die Arme aus, damit Louis direkt in seinem Arm kriechen konnte. Diese vielen, voneinander unabhängigen Bewegungen, ihm gegenüber, würden Harry sonst sicher wahnsinnig machen.

"Ich freue mich immer dich zu sehen.", Lächelte Harry und akzeptierte einfach, als Louis sich seine Hand schnappte und sich damit über den Bauch strich und den gewissermaßen mit der Hand zudeckte, nur um dann weiter zu zappeln.

"Ich freue mich auch immer dich zu sehen. Vögeln wir?"
Okay, der brauchte vielleicht auch einfach nur Auslauf, dachte Harry sich nur.

"Komm, wir gehen raus.", Entschied er also.
"Kriege ich jetzt die Leine? Du hast gesagt ich mag das. Mag ich."quietschte Louis und fiel halb zu Boden, als er nach vorn gehen, sich aber gleichzeitig zu Harry umdrehen und irgendwie wohl auch noch tanzen wollte.

"Damit war der wölfische Körper gemeint."
"Ist das nicht egal?"
"Dir schon, Naseweiß, ihm aber nicht."
"Spielen wir?", Fragte Louis mit einem dermaßenen Welpenblick, dass selbst das kälteste Herz dahin geschmolzen wäre, wie ein Eis in der Mikrowelle.

"Was möchtest du denn spielen?", Fragte Harry und hielt Louis fest, weil der vor lauter Freude fast vor eine Wand gelaufen wäre.

"Ich weiß nicht. Früher haben immer alle Verstecken gespielt und fangen, aber ich-", begann Louis und dann wurde er starr.

"Was hältst du von Kuscheln auf der Wiese?", Fragte Harry schnell. Er wollte den Switch diesesmal wirklich vermeiden. Irgendetwas war in Louis' Kindheit verdammt schief gelaufen. Und die menschliche Seite hatte all den Mist auf sich genommen. Sobald das Thema in die Richtung ging, konnte die wölfische Seite also nicht wirklich etwas dazu sagen. Oder  bevor die dann etwas dazu sagte, kam die menschliche Seite vor. Zumindest kam es Harry langsam so vor.

Aber kuscheln war wohl ein zuverlässiges Signalwort.

"Jaaaa! Kuscheln! Wir können auch vögeln! Ich könnte dich reiten und dann machen wir dabei Hoppe Hoppe Reiter? Dann ist das alles gleichzeitig: spielen und kuscheln und vögeln.", Zählte der Kleine ab und brauchte dafür fünf Finger.

"Du hast drei Sachen aufgezählt und zeigst fünf Finger?" Fragte Harry belustigt.
"Ja. Einer ist, weil man dabei Spaß hat und einer .."
"Wofür steht der kleine Finger, Louis?", Fragte Harry und klemmte sich Louis unter den Arm, sobald sie zur Tür raus waren. Louis sah aus, als könnte der echt weglaufen. Wenn auch vielleicht nur bis vor den nächsten Baum.

"Fürs lieb haben... Und nicht allein sein... Der kleine Finger ist der wichtigste...", Murmelte Louis mit roten Bäckchen.
"Du musst niemals allein sein, wenn du das nicht möchtest."
"Ich möchte nie allein sein. Aber dieser verklemmte-"
"Sprich nicht so über ihn. Ihr seid eins."
"Tschuldigung, Alpha."
"Schon gut. Du bleibst hier auf dem Platz. In Ordnung?"
"Die Leine...?"
"Brauchst du hier nicht. Und in der Form ohnehin nicht, so lange dein anderer Teil das schrecklich findet."

Louis murrte aber ging dann drei Schritte von Harry weg, der sich auf einen großen Baumstamm gesetzt hatte. Dann drehte Louis sich herum und hockte sich vor diesen auf den Boden. Hätte er eine Rute, würde die wie verrückt wedeln.

"Mach du erstmal. Ich bleibe hier sitzen und passe auf."
"Das Spiel mag ich nicht."
"Welches? Sich allein umsehen?"
"Nein. Sagen man bleibt sitzen und dann rennt man schnell leise weg... Und dann wird es dunkel... und dann ist man doch allein und kleiner Finger..."
Harry entglitten für einen kurzen Moment seine Gesichtszüge. Irgendetwas war noch verdammt viel schiefer gelaufen, als er gedacht hatte, als Louis klein gewesen war.

Der seufzte noch einmal schwer, aber ging dann trotzdem pflichtschuldigst mit hängenden Schultern von Harry weg.

"Ich komme mit.", Sprach der schnell, einen Switch befürchtend und eilte zu dem Omega, der sofort wieder fröhlicher war, als Eichhörnchen in einer Nussbaumschule oder so.

-

Louis war ein Welpe in Gestalt eines Menschen, der die Gestalt eines Wolfes haben sollte. Klang kompliziert? War es auch. Er fand, so lange er mit einer Hand zwei Finger von Harry festhalten konnte, alles interessant. Vom Marienkäfer bis zum Stein und von der Ameise bis zur Zeder. Zwischendurch klammerte er sich immer wieder an Harry fest und hielt dabei die Augen geschlossen, als müsste er Nähe tanken, um danach wieder herumlaufen und alles ansehen zu können.

Harry war ein Alpha. Für ihre Geduld und ihr ausgeglichenes Wesen waren die sonst eher nicht bekannt. Milde ausgedrückt. Normalerweise war es schwer, Harrys Aufmerksamkeit wirklich lange zu fesseln. Und Louis? Der schaffte dies, ganz ohne es zu wollen. Harry hatte noch nie ein Wesen interessanter gefunden, als den Omega. Weil es mit ihm nicht einfach war, weil er kompliziert und eigensinnig war und weil Harry nur zu gern wissen wollte, wir er wäre, wenn beide Teile endlich wieder richtig eins sein würden. Eine Mischung der so unterschiedlichen Seiten... Kaum vorstellbar. Aber wenn man das Eigensinnige mit der extremen Unterwürfigkeit mischte..? Harry wusste es nicht. Aber er hoffte auf etwas liebenswert-freches, dass sich eben, ganz Omega, letztlich doch unterwarf. Denn wenn Louis plötzlich zu allem ja und Amen sagen würde, dann würde etwas fehlen. Egal, wie der Kleine sein würde, irgendwie hatte Harry es längst im Gefühl, dass er ohnehin nicht mehr von ihm loskommen würde.
Und deshalb brachte er all die Geduld auf, die Louis so offensichtlich brauchte. Er ließ sich Tannenzapfen zeigen und Grashüpfer. Er hatte eigentlich gehofft, Louis würde aufhören so hibbelig zu sein, wenn der Mal länger in Menschenform wäre. Aber nichts da. Es war verwunderlich, dass der überhaupt vorwärts kam, weil gefühlt nicht einmal die zwei Füße in die selbe Richtung wollten.

Aber, und das war aktuell ja irgendwie die Hauptsache: die wölfische Seite hatte Spaß und wollte sich nicht direkt auf Harrys Schwanz setzen. Es war abgefahren, dass diese Seite sowohl extrem versaut schien, aber jetzt gerade unschuldig wie ein kleines Kind. Sie schien völlig frei zu sein von Gedanken über Konsequenzen oder Scham oder irgendwie sonst etwas. Sie tat, was sich für sie gut anfühlte und ganz wichtig war wohl Körperkontakt zu Harry.

Vielleicht, dachte Harry, liebte die menschliche Seite die wölfische im Sinne von Selbstliebe so sehr, dass sie sie hatte bewahren wollte vor schlimmen Dingen als Kind. Dass diese Spaltung für Louis der einzige Weg gewesen war, um sich ein bisschen sich selbst zu bewahren. Und nun verlor er sich vielleicht in diesem Konstrukt.

Joa, das Mal als Auftakt. Was denkt ihr? Bis um 21:00Uhr.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt