Kapitel 57 - Morgen, heute und gestern

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Als Louis erwachte, hatte er natürlich keine Ahnung, was Harry so durch den Kopf ging. Er hoffte nur, dass er es nicht war, weil wenn man sich über Dinge Gedanken machte, dann wurden sie wichtig und Louis hatte die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, ganz unwichtig sein zu können und einfach weiter mehr oder minder allein und mehr oder minder einsam vor sich hinleben zu können. Das klang nun selbst für ihn im ersten Moment nicht sonderlich erstrebenswert. Aber es wäre besser als ohne jeglichen eigenen Willen hinter einem oder mehreren Männchen herhecheln zu müssen und dann, wann sie das eben wollten, die Beine breit machen zu müssen. Oder, noch schlimmer, Welpen bekommen zu müssen...

Er schlug langsam die Augen auf und sah sich um. Er lag allein im Bett des Alphas. Er mochte das Bett. Früher hatte er sich auch in seinem Bett verkrochen, wenn er Angst gehabt hatte. Aber es war ein kaltes Bett gewesen. Dieses Bett war warm und weich und es ließ einen sicher und geborgen fühlen. Auch wegen des Geruchs? Louis dachte da jetzt lieber nicht so genau drüber nach.

Schnell kletterte er also aus dem Bett. Er hatte eine Mission. Er hatte sich doch überlegt, als Niall ihn in die Gruselabsteige geschleppt hatte, dass er ganz lieb sein würde. Und genau das was der Plan. Er würde ganz lieb sein, sich wandeln und all den Krams tun, den ein Werwolf offenbar den lieben langen Tag so tat und dann würde er wieder langweilig werden. Denn was nicht funktionierte und was eine Störung im Ablauf verursachte, darüber machte man sich Gedanken. Louis war so ein Störfall. Aber da er nicht wollte, dass sich der Alpha allzu viele Gedanken über ihn machte, musste er funktionieren. Ab heute. Dann würden die anderen ihn mit etwas Glück auch langweilig finden und nicht als potentielle Sperma-Ablade-Person oder wie immer Louis das sonst auch nennen sollte, sehen.
Sein Plan stand also, als er seine Morgentoilette erledigt hatte und ins Erdgeschoss des Hauses trat.

Der Alpha war in der Küche. Also tapste er dort Mal hin.

"Guten Morgen, Harry."
"Hey. Wie gehts dir? Du hast fast rund um die Uhr geschlafen."
"Oh. Ist etwa schon morgen?"
"Kommt drauf an, wann heute ist.", Grinste Harry.
"Oh...", Überlegte Louis. Das war ihm zu hoch.

"Vollmond war nicht letzte Nacht, sondern vorletzte Nacht. Gestern morgen waren wir baden und gestern Abend habe ich dich nur kurz geweckt, damit du was essen kannst. Und jetzt ist wieder Morgen."
"Oh. Ich habe gegessen?"
"Ja. Aber du warst noch sehr müde. Deshalb hab ich dich schlafen gelassen, bis du von allein wach geworden bist."
"Dann sind alle anderen schon wach, oder?", Fragte Louis leicht ängstlich. Wieder nicht normal gewesen. Mist.

"Davon ist auszugehen. Hier.", Sprach der Alpha und schob Louis eine Schale Porridge zu.
"Danke.", Murmelte der, setzte sich und begann zu essen. Er war überrascht. Früher war Porridge eine zähe Masse ohne Geschmack gewesen. Er hatte es nicht gemocht. Egal wie oft es hieß, dass es schmecken würde und er essen solle. Also natürlich hatte er dann gegessen. Aber gemocht hatte er es nie...

Aber in diesem Porridge gab es kleine Apfelstücke und Rosinen und es war ein bisschen gesüßt mit Honig. Louis ließ es sich nicht anmerken, aber er fand es unglaublich, dass der Alpha ihm so etwas zubereitet hatte.

Der setzte sich ihm gegenüber. Hatte selbst auch eine Schüssel vor sich stehen und begann zu essen. Der Alpha wirkte völlig entspannt und kein bisschen gefährlich mit dem kleinen Löffel in der Hand. Eher wie ein großer Teddybär.

Aber Louis wusste es besser. Alphas waren letztlich mächtig und wem, der Macht hatte konnte man schon wirklich vertrauen, wenn man selbst eben keine hatte? Louis lebte in diesem Haus, weil er Alpha das bestimmt hatte. Er aß Porridge, weil der Alpha das bestimmt hatte. Er würde gleich direkt wieder ins Bett gehen, wenn der Alpha es anordnen würde.

Trübsinnig starrte er in seine Schale. Was ein Leben...

"Morgen darfst du wieder arbeiten gehen. Ich habe mir der Dame gesprochen. Fünf Stunden. Länger nicht. Und du wirst nicht unangekündigt länger weg bleiben. Verstanden?"
"Ja, Harry.", Sprach Louis und konnte sein glückliches Lächeln nicht aus seinem Gesicht bekommen.

"Weil dein Wolf in den fünf Stunden nichts zu melden hat, wirst du ihn raus lassen, sobald du wieder hier bist. Er soll einfach nur Zeit haben. Spielen, Toben und so etwas. Niall, Liam oder ich - an einen von uns wirst du dich halten, okay? Ich möchte nicht, dass du allein in den Wald rennst und in Schwierigkeiten kommst. Bei Niall hast du gewissermaßen als sein Hund gelebt. Ein Stück weit möchte ich das auch mit dir machen. Du bist Recht klein und ich könnte dich öfter mitnehmen in der Form. Aber erst, wenn du gut an der Leine laufen kannst. Niall meinte, du hättest dich lieber schieben lassen."
"Oh..." Hund sein. Na super. Klang ja klasse. Würden sie ihn denn wenigstens morgens und abends zum Kacken raus lassen?, Fragte sich Louis missmutig.

"Louis? Sieh mich an.", Murmelte der Alpha und drückte sein Kinn hoch.

"Wir wollen dich damit nicht ärgern. Dein Wolf mag das. Du überfrachtest ihn mit dem, was du möchtest und ablehnst. Aber vergiss nicht, dass er da ist und seine eigenen Bedürfnisse hat, denen man auch gerecht werden muss. Ihr habt euch eure Bedürfnisse aufgeteilt, aber sie sind wichtig für euch beide."
"Er ist ein Wolf... Kein Hund...", Stammelte Louis unsicher. Wow. Er lehnte sich gegen einen Alpha auf! Müsste der ihn jetzt nicht killen?

"Da hast du vollkommen recht. Aber dein Wolf ist vollkommen unsicher. Er möchte dabei sein und möchte an die Hand genommen werden. Die Leine vermittelt ihm Sicherheit und ein Zugehörigkeitsgefühl. Wenn es dir hilft, dann lass ihn vor, wenn du an der Leine bist. Du wirst sehen, dass dein wölfischer Teil das sehr genießt."
"Und dann rammelt er nachher irgendjemandes Bein...", Murmelte Louis beschämt. Den Blick gesenkt hatte er bereits, während Harry noch gesprochen hatte. Ihm war das alles unglaublich unangenehm und peinlich.

"Das Ziel ist, dass du wieder eins wirst. Hör auf ihn abzulehnen. Du tust euch damit beiden weh...", Murmelte Harry.

Dann veränderte sich Louis' Gesichtsausdruck. Die Ernsthaftigkeit verschwand ebenso wie die vorher sichtbaren Sorgen. Ein glückliches Lächeln sah Harry nun entgegen.
Aber auch die Ruhe, die Louis vorher ausgestrahlt hatte, war weg. Nun war er hibbelig. Wippte in einem irren Tempo mit dem einem Bein und klopfte sich mit seinen Händen einen Rythmus auf die Oberschenkel, während sein Kopf hin und her wackelte.

"Hast du mich vermisst?", Gluckste Louis glücklich?

Ein Kapitel war vor der Lesenacht noch gewünscht. Das war's. Ich hoffe es hat gefallen und wir sehen uns dann Freitag ab 20 Uhr oder irgendwann später, wenn ihr da keine Zeit habt. Ich hoffe, ich habe bis dahin vier Kapitel zusammen.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt