Alphas Omega

Kapitel 45 - Heimwärts?

Sie blieben eine ganze Weile im Unterholz um sicher zu sein, dass die Menschen wieder verschwunden waren. Eine verschwommene Wandlung von Niall auf TikTok galt es dringend zu vermeiden.

Als es schließlich soweit war, beobachtete Louis Niall genau. Gab es irgendwelche Anhaltspunkte, wie genau der das anstellte? Was gäbe Louis dafür seinen Körper wieder zu haben? Gut, er konnte sich inzwischen als Wolf ganz gut bewegen und hatte festgestellt, dass manche Dinge eben Spaß machten. Also seiner dummen Wolfsseite machten die Spaß. Stöcke essen zum Beispiel. Fand die menschliche Seite eher ekelig. Aber die Wolfsseite freute sich darüber fast genau so sehr wie über Pommes. Louis fand das ein bisschen hohl, wenn der den Stock auffutterte, den Niall geworfen hatte. Er aß ja auch keine Bälle oder Gesellschaftsspiele. Aber gut. Er konnte es ja ohnehin nicht ändern.
Immerhin bekam er noch ansatzweise mit, was das Biest so machte. Allerdings war das auch nicht allzu scharf auf Niall und drängte ihn daher auch nicht permanent zurück. Gerade konnten sie sich quasi gegenseitig die Tour nicht vermasseln.
Die wölfische Seite sehnte sich sehr nach dem Alpha. Schon klar. Der Stärkste. Welch nüchterne Entscheidung. Das war Instinkt. Das wusste Louis, aber deswegen passte es ihm noch lange nicht. Was brachte einem denn so ein starker Alpha, wenn der nicht bis zehn zählen könnte oder einfach mega unsympathisch wäre. Hauptsachte fickt gut, würde seine dumme wölfische Seite wohl sagen. Aber Louis wollte eben mehr. Sex als Mensch hatte er noch nie gehabt. Aber betrachtete man das Mal rein logisch, würde er sich deutlich mehr mit dem Kerl verbal auseinander setzen müssen, als sich einfach nur durchrammeln zu lassen. Das sollte die Schlampe in ihm also nicht ganz außer acht lassen, fand er.
Aber wer fragte ihn schon?

Konnte man sich mit Harry gut unterhalten und sowas? Die Frage war schneller in seinem Kopf aufgeploppt, als er hatte gucken können. Die Antwort: Keine Ahnung. Der war ja schon sehr... Bestimmt. War das gut? Keine Ahnung. Wusste Louis selbst nicht so ganz. Wenn er so im Nachhinein drüber nachdachte, hatte der sich ja schon irgendwie um ihn gekümmert und sich womöglich sogar Sorgen um ihn gemacht. Hätte er Louis Mal gefragt, was er selbst möchte und wie er sich das alles so vorstellen könnte, hätte der Alpha nett sein können. Also richtig nett. Mit Louis teilhaben lassen und sowas.

Nun ja. Nun war ja fraglich, wie der überhaupt reagieren würde, wenn Louis wieder vorbei schneien würde... Ein bisschen Bammel hatte Louis davor auf jedenfall. Denn wenn der ihn ablehnen würde... Dann gäbe es nur noch Nialls kleinen Bollerwagen...

Schließlich stand der Beta als Mensch da und nahm ihn wieder mit zum vierrädrigen Gefährt. Wie immer der den auch gefunden hatte. Louis hätte schwören können, das Ding hätte in der entgegengesetzten Richtung gestanden.

"Naja, tut auch Mal gut lange Wolf zu sein, was? Ach, bist du ja eh die ganze Zeit, Wolfs-Junkie. Na komm, Trouble. Auf zum nächsten Bahnhof."

Laufen? Jetzt? Hatten sie doch eben schon gemacht. Laufen um des Laufen Willen fand Louis ja eher doof. Er wollte nicht mehr laufen. Also sprang er an Niall hoch.

"Lass das. Du kannst ruhig noch ein bisschen laufen. Eben habe ich dich doch mehr getragen.", Lachte Niall und wich ihm aus.

Ja, gut. Hatte der. Warf aber ein faules Licht auf Louis. Das wollte er nicht. Also sprang er einfach in den Bollerwagen.

"Du bist ganz schön faul, Trouble.", Lachte Niall. Der war irgendwie immer gut drauf und lachte noch mehr, als Trouble mit dem Kopf nickte.
Wenn er dann gefahren wurde, weil er eben niedlich war, dann war er gern bereit zuzugeben, dass er faul war.

Musste man aber auch verstehen: Schlafen ging im Liegen besser als im Gehen (war auch viel sicherer!) und Schlaf war wichtig. Also eigentlich war sein Verhalten voll vernünftig und gesund. Diese ganzen Fitnessfreaks... Völlig unverantwortlich so was. Redete er sich seine Faulheit gerade schön? Ein bisschen vielleicht...

Lange aber nicht, denn er schlief ganz pflichtbewusst ein.
Niall schmunzelte nur in den Bollerwagen. Süßes Würmchen, dachte er und pfiff fröhlich eins seiner Lieder.
Gesellschaft tat ihm gut. Das merkte er selbst. Er war nun schon ein paar Jahre allein gewesen, aber es war so schön, wenn da plötzlich noch jemand war. Jemand, mit dem man sprechen konnte. Gut, antworten tat Trouble ja nun in der Regel nicht, aber er hörte zu. Und er reagierte. Niall mochte das.

-

"So, wir sind da. Magste jetzt doch Mal wieder aufstehen. Hast jetzt fast zwei Stunden geschlafen.", Schmunzelte Niall und stupste Trouble an.
Der hob tatsächlich den Kopf.

Sie waren auf einem Bahnhofsvorplatz und Niall reichte ihm eine Ecke Käsebrötchen, die er sofort glücklich fraß.
Aber dann sprang er doch aus dem Bollerwagen und lief zur großen Karte der Region herüber.

Toll. Er kam nicht dran. Das Revier war zu hoch.
Rutewedelnd hockte er auf seinem kleinem Flauschpo vor der Karte und fiepte.

Niall lächelte. Ein bisschen wehmütig. Da hatte wohl jemand Heimweh. Bald wäre er vielleicht schon wieder allein. Oder war doch die Zeit gekommen, zu bleiben?

Er zog sich seine Kappe wieder richtig auf den Kopf und hob Trouble hoch. Die Gedanken ließ er ziehen. Es würde sich schon alles finden.

"Dann zeig Mal, wo wir hin müssen." Seufzte er und Trouble drückte seine Nase sofort gegen die Plastiktafel.

"Na, das ist ja ein ganzes Stück. Macht nichts. Fahren wir eben hin. Hab sogar Geld für ein Zugticket.", Erklärte Niall feierlich und führte Trouble an der Leine zum Gleis.

Er streichelte das weiche Fell, als er mit ihm auf dem Boden saß. Die drei Metallsitze waren bereits besetzt.

"Darf ich auch Mal streicheln?", Fragte ein Mädchen.
"Klar. Der ist ganz lieb.", Meinte Niall. Er freute sich, wenn man keine Angst vor ihm hatte.

"Wie heißt er?", Fragte das Mädchen und streichelte den sehr geduldigen Louis über den Rücken.

"Trouble. Ist aber lieb."
"Ich hätte auch gern einen Hund.", Seufzte das Mädchen.
"Joa... Muss man sich aber auch gut drum kümmern."
"Würde ich."
"Dann machst du das später bestimmt super, wenn du allein entscheiden darfst.", Meinte Niall und erhob sich. Der Zug müsste jeden Moment kommen.

Er befestigte die Leine am Bollerwagen und wollte den gleich in den Zug hiefen.
Viele Leute stiegen aus. Was auch immer die hier alle wollten.

"Wir müssen uns beeilen, Trouble.", Seufzte Niall und stieg dann schnell, in einer Traube von Menschen ein.

"Pass auf, dass du nicht platt getrampelt wirst, Kumpel.", Brummte er und stellte den Bollerwagen ab, sobald etwas Platz um ihn herum war.

Dann sah er geschockt auf. Keine Leine mehr. Während sich die Türen schlossen und der Zug abfuhr, sah Niall panisch hinaus.

Das Mädchen winkte ihm mit der einen Hand. Und in der anderen Hand hielt es die Leine. An dessen Ende fiepte und zog Trouble.

Oh weh... Da sollte es doch gerade zurück gehen für Louis. Was nun?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^