Kapitel 44 - Schreck

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Noch ein knackender Ast. Toll. Jetzt würde ihn wer packen, nur weil Niall sich zu fein für Trockenfutter war. Super Klasse.

Kratzen am Bollerwagen. Moment! Wieso kratzt da wer? Wenn ihn wer klauen wollte, dann sollte derjenige gefälligst nicht so tun, als wäre er die zweite Wahl nach einem Bollerwagen.

Empört streckte Louis nun doch sein Köpfen vor und starrte in schwarze Augen, die ihn genau so empört anstarrrten wie er sie.

Oh Scheiße! Das war ein Waschbär.
Louis knurrte. Waschbär auch.
Höi.
Louis zeigte seine Zähne. Waschbär auch.
Mist. Und nun?

Das Ding war zwar nicht nett, aber es war doch irgendwie niedlich... Und übertrugen die Dinger nicht Krankheiten? Louis wollte nicht krank werden.

Also bellte er und versuchte das Ding mit dem Kopf vom Bollerwagen zu stoßen. Der Bollerwagen wankte. Waschbär nicht. Verdammt.

Der blickte ihn auch noch doof an, als würde er überlegen, warum Louis das gemacht hätte. Das Ding fauchte oder knurrte oder was immer das sein sollte nochmal und wollte dann unter die Plane krabbeln.
Aber Louis sollte doch auf den Wagen aufpassen. Was würde Niall da sagen, wenn sich da ein Waschbär durchwühlen würde? Nein. Das ging nicht. Also doch beißen. Nur wohin?

Schlussendlich packte er das Ding am buschigen Schwanz und versuchte, es wieder unter der Plane hervor zu bekommen. Waschbär meckerte, aber ließ sich nicht rausziehen.
Louis war frustriert. Was tun? Er biss möglichst fest zu, aber schmeckte nichts, außer Fell. Und das schmeckte nicht sehr sauber. Waschbär war gemein. Zuckte nicht einmal...

Irgendwann kehrte Niall mit einem Dammwild zurück. Er legte seine Beute ab und betrachtete verwirrt das Treiben auf dem Bollerwagen.
Trouble zog halb ermüdet an einem Waschbärschwanz, während das Kopf des Viechs munter unter der Plane zu Gange war.
Wieso hielt Trouble das Ding so doof fest und verscheuchte es nicht? Oder machte es kaputt? Niall stand bestimmt fünf Minuten herum und sah verwirrt zu. Überlegte, welchen Sinn und Zweck das wohl verfolgte.

Aber dann erreichte der Waschbär die Vorräte und da war Niall empfindlich.
Er knurrte laut.
Trouble ließ vor Schreck den vollgesabberten Schwanz los und starrte den Beta an wie einen Elch im Scheinwerferlicht eines UFOs. Der Waschbär hockte nun richtig herum daneben und glotzte genau so.

Niall hob die Augenbrauen an. Einer der beiden rollte sich auf den Rücken, während der andere schnell das Weite suchte.
Niall war glücklich, dass Trouble gerade im Bollerwagen herum rumpelte, weil er wohl umgefallen war.

Er packte den Kurzen einfach mit den Zähnen im Nacken, hob ihn aus dem Bollerwagen und setzte ihn vor der Beute ab.
Sofort fing der an begeistert zu hecheln, blieb aber, wo Niall ihn abgesetzt hatte.

Niall sah sofort, dass der Omega beigebogen bekommen hatte, dass er wegen des Rangs als letztes zu Fressen hatte. Total bescheuert in Nialls Augen. Ein gut funktionierendes Rudel hatte genug zu Fressen. Dann sollten doch die Kleinen Schwachen und Kranken Alten zuerst fressen und die großen Betas und Alhas warten. Vielleicht war Trouble deshalb so klein? Weil das Rudel eben nicht gut funktionierte und, als er im Wachstum gewesen war, zu wenig übrig geblieben war für ihn? Schon möglich...

Niall Schiss auf Rangdünkel und packte sich Troulbe wieder im Nacken und setzte ihn vor sich vor das erlegte Wild. Auffordernd stupste er ihn an.

Trouble nahm etwas Fell ins Maul und blickte dann wieder zu Niall, als würde er erwarten, dass der nun klar machen würde, dass der zuerst ist. Aber Niall legte sich entspannt auf die Seite. Was sollte passieren? Dass der Kleine das ganze Vieh allein fraß? Wohl kaum.

Und dann beobachtete Niall belustigt, wie der kleine Wolf begeistert an den Ohren des Wildtieres zog. Aber warum machte der das? Er sollte doch fressen. Fleisch und nicht Ohren.

Also hob Niall Trouble abermals hoch und pflanzte ihn vor die Wunde an der Kehle und jetzt endlich schien der Kleine zu schnallen, was er da sollte. Denn er begann echt zu fressen. Reichlich umständlich und mit komischer Technik, aber egal.
Also begann auch Niall zu fressen. Ging problemlos auch zu zweit.

Okay, zwischendurch musste er aufpassen, dass der Kleine ihr Essen nicht als Höhle benützte. Ü-Ei für Fleischfresser, oder was? Da würde die Plastikhülle um Trouble herum aber fehlen.... Schnell packte er ihn, und zog ihn wieder aus dem Wild. Komische Art zu fressen. Egal...

Als er satt war, hatte Louis gefühlt einen riesigen runden Bauch. Er war völlig vollgefressen und legte sich einfach an Nialls Bauch und schmiss sich auf die Seite. Besser verdauen, dachte er und schlief ein.

Niall fraß ebenfalls fertig und putzte sie dann beide wieder sauber. Sich um jemanden zu kümmern, machte Spaß. Eindeutig.

"Oh, eine Mama und ihr Baby.", Hörte er es plötzlich geflüstert. Wo? Wo waren Mutter und Kind? Mutter und Kind welcher Art und was machten Menschen hier?

"Das Baby schläft."
"Ja, voll süß. Ich will filmen. Das wäre so geil auf Tiktok."

Niall sah es fast schon als seine Aufgabe an, das dumme Gör zu fressen. Gefährlichen Tieren näherte man sich nicht für ein paar Likes von fremden Leuten.
Außerdem war er keine Mama. Videos von Werwölfen waren nie gut, also weg hier. Er erhob sich, schnappte sich den schlafenden Trouble und verschwand im Unterholz.

"Oh Mist. Das ist so verschwommen! Man erkennt gar nichts!", Hörte er es hinter sich heulen. Toll. Hoffentlich hatten sie seine Eier wenigstens gesehen. Mama... Pfft....

Der Omega schlief einfach weiter.
Tja, dachte Niall. So ein Wesen allein wäre völlig aufgeschmissen. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass der irgendwas gemacht hatte, dass sie ihn rausgeworfen hatten. Vielleicht, war es ein Unfall gewesen. Vielleicht hatte der Kleine sich verlaufen und den Weg nach Hause nicht mehr gefunden. Sein Trouble war so lieb. Er hörte total gut und war nie wirklich ungehorsam. Ein paar Flausen im Kopf. Aber das musste sein. Suchten sie ihren Omega vielleicht die ganze Zeit? Der Kleine hatte zu Anfang so sehr nach Alpha gerochen... Niall war sich inzwischen irgendwie sicher, dass der Alpha seinen Omega vermisste. Vielleicht suchte der sogar selbst nach ihm?

Vielleicht sollte er doch irgendwie heraus finden, woher der Kurze kam. Vielleicht sollte er ihn zurück bringen. Denn ein einsamer Beta konnte herum ziehen. Aber ein kleiner Omega? Der brauchte doch ein zu Hause...

Tja, da wurde Louis also nicht geklaut und hat sogar Fressen bekommen. Also alles tutti.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt