Kapitel 43 - Abweichungen

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Niall blieb eine ganze Weile mit ihm am Meer. Das Zelt stand zwischen den Dünen versteckt und Louis glaubte, dass selbst das beste Hotel keinen besseren Strandzugang liefern könnte. Das Rauschen des Meeres wurde zum Soundtrack entspannter Tage eines Spätsommers. Niall kaufte im nächsten Ort Eis und Louis bekam auch eins. Ein ganz kleines Weißes am Stiel. Auf der Verpackung kuschelte eine große Kuh mit einer kleinen Kuh...

Niall hatte ein anderes Verhältnis zu Geld als andere Leute. Er hatte ein bisschen Geld. Leute warfen es in seinen Pappbecher. Niall sparte es nicht für eine Wohnung oder sowas. Als alleinstehender Beta wollte er nicht allein festsitzen und reiste lieber. Geld gab er für Dinge aus, die unbezahlbar waren, hatte er seinem Trouble erklärt. Wie ein Eis am Strand oder ein warmer Kakao in der Kälte. Oder einen coolen Hut, weil eben genau das jetzt gerade das Richtige war. Er hatte sogar Mal einem alten Mann ein Eis geschenkt. Und dann erklärt, er könnte sogar Lächeln kaufen, in dem man das Gekaufte verschenkte.

Louis fand das Konzept abenteuerlich, wie Niall selbst. Abenteuerlich, ein bisschen verrückt, aber sehr liebenswert.

Louis selbst versuchte sich im Fische fangen. Aber es klappte nicht. Er war zu langsam. Und zu doof.
Dafür konnte er im Sand toll buddeln. Machte Spaß. Besonders, wenn er Niall vollschaufeln konnte.

Er verstand inzwischen, dass er es schaffen konnte, dass die Wolfsseite da war, aber er nicht weg. Das war reichlich kompliziert zu erklären, aber für ihn ja etwas natürliches. Er hatte ein bisschen das Gefühl, der anderen Seite über die Schulter zu gucken. Das war irgendwie sicherer, als die dumme Nuss allein zu lassen. Louis hatte noch immer Schiss, die würde sich versuchen, mit Niall zu paaren. Aber dem Vorhaben stand etwas entscheidenes entgegen. Seine wölfische Seite war in dieser einen Vollmondnacht unter dem Alpha gewesen und nun hatte sie eben ihre Ansprüche. Dem Himmel sei Dank...

Schließlich stand Niall der Sinn wieder nach einer Gegend mit weniger Sand im Mund bei Wind. Also packte er ihre sieben Sachen, während Louis unterm Bollerwagen lag. Es regnete.

"Soo. Das Meer weint uns nach, Trouble. Hab überlegt. Wir gehen nur bis in Ort und da steigen wir in den Zug. Soweit wie möglich und dann geht's weiter. Haste was dagegen? Dann sprich jetzt, ohne Bellen oder so. ... Nicht? Nichts dagegen? Okay, dachte ich mir schon.", Witzelte Niall.

Louis würde dafür nachher auf dessen Ersatzschuhbändern kauen. Strafe musste schließlich sein.

"Na, dann wollen wir Mal. Willste einsteigen oder gedenken Eure majestätische hochwohlgeborene Königlichkeit heute selbst zu gehen?", Fragte Niall übertrieben.

Trouble sprang in den Bollerwagen und versuchte sich selbst unter die Regenplane zu schieben, sodass nur noch sein Kopf herausschaute.

"Welch Überraschung.", Schmunzelte Niall, Pfiff ein Lied und ließ sich nassregnen, während er den Bollerwagen hochhob und vom Strand trug. Auf Sand ließ sich das Ding absolut nicht schieben.
Troubl leckte ihm etwas Regen vom Kinn.

"Ach, schau. Leistet ja doch jeder seinen Teil bei bei uns.", Lachte Niall.
Manchmal überlegte er, wie Trouble wohl als Mensch wäre. Ein bisschen was konnte man über das Aussehen sagen. Der Wolf war sehr klein. Das lag zum einem am Rang, aber auch an den persönlichen Merkmalen. Nialls Wolf war groß, weil er ein Beta war. Sein menschlicher Körper war nun aber nicht riesig für einen Beta, also war er ein eher kleinerer Beta-Wolf. War man ein Alpha und dann noch als Mensch groß, war man ein riesiger Wolf. War man ein Omega und ein kleinerer Mensch, dann war man ein sehr kleiner Wolf. Trouble dürfte also klein sein als Mensch. Aber sonst? Keine Ahnung. Von den Fellfarben her würde Niall auf dunkelhaarig tippen. Aber nicht schwarz. Der Kleine war typisch gefärbt für einen Wolf. Aber schwarze Haare machten eigentlich dunkleres Fell. War man ganz hellblond, war der Wolf eher sandfarben.
Niall tippte auf braune Haare. Mit blauen Augen. Der Wolf hatte blaue Augen und der Wolf hatte die gleiche Augenfarbe wie der Mensch. Also blaue Augen.
Große Nase? Kleine Nase? Hasenscharte? Schmolllippen? Grübchen? Niall hatte keine Ahnung. Aber so lange sich der Kleine nicht wandeln wollte, ließ er ihn halt.

Louis hatte sich inzwischen selbst mit dem Kopf unter die Plane geschoben. Nur seine Nase sah noch zum Atmen raus. Er mochte Regen, wie unschwer zu erkennen, nicht. Er hatte keine Ahnung, wieso Niall das so gar nicht juckte.

-

"Trouble, wir machen noch einen Abstecher, okay?", Fragte Niall dann, nachdem sie gefühlt schon ewig unterwegs waren.

Louis rappelte sich ein bisschen hoch. Niall sah in Richtung eines kleinen Waldes. Wie viel Uhr war es? Sie müssten bestimmt schon einen halben Tag unterwegs sein.
Hatte Niall nicht nur bis in den Ort gewollt? War das dann jetzt die Abweichung von der Abweichung? Ach egal. Sie hatten ja eh keine Termine.

"Wir wollen ja nicht nur von Trockenfutter und Schweineohren leben, nicht wahr?", Fragte Niall und stupste die Nase von Louis an.

Oh, Wald und Essen gleich jagen. Wow. Louis war stolz auf sich. Da hatte er jetzt aber schnell geschnallt.

"So klein wie du bist, könntest du höchstens als Beute herhalten.", Witzelte der Beta.
Unwillig kleffte Trouble Niall an.

"Ach, Beute sein willste nicht? Hm.. aber jagen? Du?", Fragte Niall.
Da legte sich das lebendige Plüschtier gleich wieder richtig hin. Eindeutig: Jagen stand nicht auf der Agenda.

"Okay okay... Du schläfst hier und ich jage?"
Begeistertes Bellen war die Folge.

"Okay. Du bleibst da liegen und läufst nicht weg. Ich komme gleich wieder. Viel Spaß. Schlaf gut.", Grinste Niall, wuschelte mit seiner nassen Hand durch das Fell am Kopf, was Trouble genervt brummen ließ. Er war doch lieber trocken.

Aber schon im nächsten Moment stand der riesige Beta-Wolf da, sabberte ihn noch einmal ab und verschwand dann im Unterholz.

Tja und damit war an Schlafen nicht mehr zu denken. Louis war allein und wenn er eins nicht wollte, dann war es allein sein. In einem Rudel könnte er jetzt zu anderen, die nicht mitjagten. Oder der Rudelgeruch und ihr Revier wären zumindest da. Aber so? Hockte er hier auf dem Bollerwagen und starrte bang in den Wald. Hoffentlich konnte Niall gut jagen und käme ganz schnell wieder...

Dann knackte irgendwo ein Ast und ängstlich verkroch sich Louis nahezu komplett unter der Plane. Hoffentlich klaute ihn niemand.

Tja, hoffentlich klaut ihn niemand, während Niall Essen besorgt...
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt