Alphas Omega

Kapitel 42 - Am Meer

Leben mit Niall war ein sprunghaftes Unterfangen. Er war ein klassischer Beta ohne Rudel. Louis kannte solche Typen einfach nicht.
Betas ohne Rudel hatten keine feste Aufgabe. Niall zog also durch die Gegend, blieb, wo er es ganz nett fand und reiste dann weiter. Mal schlief er im Zelt, Mal in billigen Motels und Mal schlief er bei befreundeten Wölfen.
Und nun hatte er plötzlich einen Omega bei sich und begann das, was da in ihm war und was bisher einfach nicht hatte herauskommen können, voll auszuleben. Er sah Louis als sein Rudel. Also wollte er sich eben um sein Rudel kümmern. Louis war ein... Tolles, aber ziemlich kleines Rudel.

Der konnte sich spätestens ab Tag drei also durch die Gegend ziehen lassen, brauchte nichts wirklich machen, wenn er sich nur dumm genug anstellte und würde komplett umsorgt. Louis war gern Nialls Rudel.

Der wiederum bemerkte die Wechsel zwischen den zwei Seiten bei Louis. Er fragte sich, wie der kleine Wolf wohl als Mensch wäre. Aber er akzeptierte, dass Trouble offenbar einfach lieber Wolf war. War niedlich und kuschelig. Also störte das Niall nicht. Er nahm ihn eben mit.

Als er ihn schon zwei Wochen bei sich hatte, kamen sie ans Meer. Niall liebte Irland und Großbritannien. Länder, die vom Wasser umgeben waren. Inselländer. Denn dort war es egal, wo man lang lief. Man musste nur immer weiter laufen und irgendwann würde man es wieder sehen: Das Meer.

Trouble war schwer beeindruckt vom Wasser, den Wellen und dem Wind. Es war es ihm sogar wert gewesen, aus dem Bollerwagen zu klettern. Also löste Niall die Leine vom Halsband und pfiff ihm auffordernd zu, bevor er sich selbst Schuhe und Socken auszog und über den Steinstrand zur Wasserlinie ging.

Trouble folgte ihm.

"Haha! Was bist du? Eine Katze?", Lachte Niall sich schlapp, als der kleine Wolf vor der nächsten Welle floh. Sie waren ganz allein hier. Ein einsamer Strandabschnitt, während die Sonne langsam unterging. Auf der Landseite. Naja. Man konnte eben nicht alles haben.

Trouble bellte und knurrte das Wasser an.

"Du klingst wie ein Tamagotchi kurz bevor die Batterie leer ist.", Lachte Niall sich schlapp.

"Iiiih! Das ist Salzwasser. Nicht das trinken! Aus! Sonst musste gleich kotzen.", Ekelte sich Niall, als der Kleine echt die Welle wohl auffressen wollte. Ohne Erfolg. Welch Überraschung.

"Komm, wir gehen schwimmen.", Entschied Niall und klemmte sich den kleinen Kleffer unter den Arm.

Der fiepste nur einmal und machte dann, obwohl er ja ein Stück über dem Wasser getragen wurde sehr gewissenhaft Strampelbewegungen.

Niall ließ ihn runter. Trouble schwamm.  Aber seine einzige Motivation schien es zu sein, aus dem Wasser zu kommen.
Na, dann eben anders, dachte sich Niall, tauchte unter und wandelte sich unter Wasser. Was ein cooler Move. Fand er selbst.

Sobald er gewandelt war, brummte er nur einmal und Zack, kam der Kleine angepaddelt. Jetzt konnten sie gemeinsam Seewölfe spielen.

Louis hatte sich an das Leben bei Niall ein bisschen gewöhnt. Es gab für ihn nicht viel zu beachten. Er war lieb. Er war der Hund und der Begleiter, den Niall, in Louis' Augen, eben immer gern hatte haben wollen. Er wollte gern eine gute Gesellschaft sein, wenn er dafür Nahrung, Schutz und im weitesten Sinne ein Dach über dem Kopf hatte.
Könnte es also einfach so bleiben?

Nein. Nicht so wirklich. Denn die ganze Zeit körperlich als Wolf zu sein hatte ihm etwas klar gemacht. Etwas was dann doch sehr sehr in seinem kleinen Herzen gebrannt hatte. Er vermisste einen größeren Körper. Niall hatte auch einen. Aber es war nicht Harrys...

Die Erkenntnis, dass er den Alpha als Person vermisste hatte ihn völlig aus seinen nicht vorhandenen Latschen gehauen. Aber es stimmte. Wenn er sein Hirn Mal kurz abschaltete, dann vermisste er den Alpha. Schaltete er sein Hirn dann wieder zu, fand das, dass der Alpha zwar manchmal völlig willkürlich handelte und ohne Hintergründe zu erfragen einfach vorpreschte, aber .. ja, selbst sein Hirn wollte zum Alpha.

Vielleicht würde es Niall gefallen. Das Rudel-Leben, dachte er sich und hatte sich vorgenommen, Niall bei der nächsten Karte sein Zuhause zu zeigen und ganz wehleidig zu fiepen. Und dann? Hatten sie einfach keine Karte mehr gesehen. In Bahnhöfen hingen eigentlich immer welche. Und in Städten. Also käme die nächste bestimmt.

Ein bisschen Angst hatte er, dass sie zu spät kommen könnten. Dass sie ihn nicht mehr haben wollen würden. Aber... Er wollte eben sicher gehen.

Er vermisste es, Mensch zu sein. So sehr. Inzwischen hatte er schon so oft Hundefutter gefressen oder anderen Kram den Niall ihm hinwarf und er zu doof war zu fangen, dass es ihn nicht einmal wirklich mehr störte. Selbst wenn es auf dem Boden lag. Schlimmstenfalls würde er Magendarm kriegen und Niall direkt vor die Nase scheißen. Mit Stolz.

Ja, soweit die Theorie. Bisher war, wohl zu ihrer beider Glück, noch nichts dergleichen passiert.

Dennoch wäre Louis gern wieder Mensch. Er würde Niall auch einfach unglaublich gern auf den Quatsch, den der manchmal so von sich gab, antworten. Und manchmal würde er ihn gern verbessern. Wie der manche Wörter aussprach... Klar. Der mochte aus Irland kommen. Aber das war ja nun auch keine Entschuldigung für alles. Aber am liebsten wollte Louis mit Niall lachen. Er hatte noch nie einen so lustigen Beta gesehen. Ja gut, er kannte eben auch nur die von zu Hause und die großteils er schlecht als recht. Liam war eigentlich lieb. Zayn auch. Aber die waren trotzdem.... Louis konnte es nicht beschreiben. Sie waren mehr Papa als Niall. Sie beschützten Louis, als wäre er ihr Kleines. Niall beschützte ihn, als wäre er sein kleiner Bruder, den er auch Mal in die Pfanne hauen wollte. Das war lustig. Bisher war so niemand zu Louis gewesen.
Außerdem verlangte Niall nie was. Außer, dass Louis nicht in die Leine beißen und das Futter nicht verteilen sollte. Aber kein: "Louis, wandel dich." "Louis, Lauf schneller." "Louis, du musst dich mehr anpassen."

Aber... Tja aber manchmal reichte eben der große Bruder für das Kleine nicht zum Kuscheln und trösten. Dann wollte das Kleine die Papas, obwohl die zwar vielleicht strenger waren und mehr forderten und so... Aber.... Aber Papas...

Oh, weh. Louis bekommt Sehnsucht und Heimweh...
Na, wie seht ihr die Entwicklung? Bald schon wieder Ende? Was denkt ihr?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^