Louis stand starr wie eine Statue da und sah in die Richtung, in der sich der fremde Wolf befand. War der lieb? War der böse? Welchen Rang hatte er? Ein er war es auf jeden Fall. Und er gehörte nicht zu Harrys Rudel... Wie Louis... Ein Fiepen entkam ihm. Er hatte auch kein Rudel mehr. Nicht mehr lange und der Geruch von Harry würde verschwunden sein. Dann wäre nichts mehr übrig. Dann wäre er komplett ohne Schutz. Ganz allein.
Der fremde Wolf kam näher. Was, wenn der böse war? Was wenn der Louis verschleppen und abmurxen würde? Oder ganz lange quälen würde? Louis hatte in seinem Leben noch nie einen Horrorfilm gesehen und hatte auch sonst nicht viel mitbekommen in der Hinsicht. Aber seine eigene Fantasie reichte völlig aus, um sich zu fürchten, nachts das Licht anzulassen, sich nicht aufs Klo zu trauen und dann Alpträume zu haben.
Er hätte nicht weglaufen sollen. Er hätte zu Hause bleiben sollen. Gefühlt sah er sein Leben an sich vorbei ziehen. Hier, in der Nähe des abgeschlossenen Bahnhofs irgendwo im Nirgendwo würde er sterben. Weil er einfach weggelaufen war.
Innerlich gab Louis auf. Und dann passierte es. Zu viel aufgegeben. Die Wandlung setzte ein. Zum ersten Mal in seinem Leben wandelte Louis sich ganz allein. Es tat viel viel mehr weh als sonst. Er fühlte sich absolut schutzlos und wenn der fremde Wolf ihn jetzt packen würde, könnte er nicht einmal mehr schreien.
Aber schließlich lag er in einem Kleidungshäufchen am Boden. Die Schritte kamen nun schnell näher. Eben war der fremde Wolf erst noch in eine andere Gasse eingebogen, aber jetzt rannte er zielgerichtet auf Louis zu.
Der rannte. So gut das halb in menschlicher Kleidung und mit seinen unkoordinierten Bewegungen eben ging. Er rannte. Der kleine Wolf handelte gerade rein nach seinem Instinkt. Und dieser Instinkt riet ihm: Lauf weg!
Also rannte er. Er stolperte immer wieder, aber rappelte sich sofort wieder auf und rannte weiter. Sein Körper schmerzte von der Wandlung ohnehin noch und die Stürze waren auch keinesfalls sanft. Aber er rannte weiter. Hörte das Blut in seinen Adern rauschen, sein Herz klopfen und hechelte stark. Er musste unter Menschen. Das wäre sein einziger Schutz. Wäre er abseits, könnte der andere sich auch wandeln und dann wäre es aus mit Louis. Menschen bedeuteten Schutz. Also rannte er wieder zu der komischen Bar. Vielleicht könnte er da irgendwie rein? Toll... Würde er Funktionskleidung tragen, könnte er versuchen auf dem Klo wieder menschlich zu werden. Aber so wäre er ein Nackidei und das wollte er lieber nicht. Wäre sein Alpha da, dann natürlich sofort. Oh, er würde sich mit Freuden auf dessen Schwanz setzen. Oder noch besser vor dem knien. Auf allen Vieren und dann richtig bestiegen werden... Rrrr... aber der Alpha war grad weit weg, weil seine menschliche Seite wieder Mist gebaut hatte.
Also würde er sie eben retten müssen. Der Wolf genoss es gerade sehr, die Kontrolle über seinen Körper zu haben. Die menschliche Seite war gerade weit weg. Hatte sich tief in sich zurück gezogen. Aber das war okay. Er würde das hier schon schaffen. Nur schade, dass der Alpha nicht da war. Sonst könnte er jetzt endlich Sex mit dem haben...
Naja. Bald.Louis erreichte die Kneipe. Andere Raucher standen nun davor. Er setzte sich neben die Tür. Darauf wartend, dass genau diese irgendjemand öffnen würde.
Er roch den anderen Wolf noch immer. Er müsste in der Nähe sein. In nächster Nähe...
Für einen Moment keimte die Hoffnung in ihm auf, dass Harry ihm nur zeigen wollte, wie unvernünftig er doch gewesen war und dass der ihn die ganze Zeit einfach verfolgt hatte, nun einmal richtig Angst machen und dann wieder mit nach Hause nehmen würde.Fromme Hoffnung. Harry roch nach Harry. Der Wolf hier roch ganz anders. Louis mochte Harrys Geruch lieber...
Ein ziemlich großer Mann mit imposanten Schnauzbart trat aus dem Pub heraus und Louis wischte schnell hinein. Okay. Zurück verwandeln könnte er vergessen. Aber vielleicht könnte er ein paar Stunden hier bleiben. Vielleicht würde der andere Wolf in der Zeit verschwinden.
Wie ein kleiner Hundewelpe tapste Louis zu der langen Bank, die gefühlt einmal an der kompletten Außenwand herum reichte und rollte sich darunter zusammen. Es war laut, es stank und der Boden war irgendwie siffig. Louis versuchte, so wenig Platz wegzunehmen wie möglich. Vielleicht würde man ihn für einen heruntergefallenen Schal halten? Hoffentlich.
Der Wolf war müde. Es war weit nach Mitternacht. Eigentlich Sperrstunde. Aber hier schien das niemanden zu stören.
Also schloss Louis die Augen. Wie gern würde er jetzt im Bett liegen. Bei Liam oder bei Harry? Ganz warm und sicher?Ein Pint zerschellte direkt vor ihm auf dem Boden. Geschrei und Geschimpfe. Niemand machte sich die Mühe, die Scherben wegzuräumen...
-
Louis schreckte immer wieder aus seinem unruhigen Schlaf. Als es sich schließlich merkbar leerte, ging er mit hinaus. Lief dicht neben einem breiten Mann.
Aber als der ihn bemerkte, trat er nach ihm. Lallte, er solle nach Hause gehen. Selbst in Wolfsform wollte Louis weinen. Es waren ein paar Stunden vergangen. Vielleicht käme gleich ein Zug?
Er machte sich auf dem Weg zum Bahnhof.Er sah in die Straße von vorhin. Seine Sachen waren weg. Natürlich. Oh nein! Seine Decke! Sie war so treu gewesen und nun? Weg. Weil er so dumm war und weggelaufen ist.
Traurig tapste er zum Bahnhof. Es war alles ruhig und verlassen. Louis hüpfte in ein paar Pfützen. Das machte Spaß.
Es roch hier ganz komisch. Viele gemischte Gerüche. Er müsste sich konzentrieren, um sie auseinander zu halten. Roch es auch wölfisch? Keine Ahnung. Louis wollte schlafen. Er rollte sich neben einem Fahrkartenautomaten wieder zusammen. Dabei bemerkte er, dass er fürchterlich nach Bier stank. Er wollte baden oder notfalls duschen. Das war ekelig. Vorhin hatte er noch ein bisschen Harry an sich riechen können... Und jetzt? Roch er nur noch schales Bier.
Er fiepte laut. Das machte keinen Spaß hier. Sollte doch die doofe menschliche Seite die Suppe auslöffeln, die sie ihnen eingebrockt hatte. Er würde bei Harry zu Kreuze kriechen, wenn sie zu Hause wären. Aber so etwas hier mochte er gar nicht.
Er wollte gerade einnicken, als er plötzlich im Nacken gepackt wurde. Ein Art Schrei entkam seiner Kehle, als er hochgehoben wurde. Das war der Wolf von vorhin! Er hatte ihn gekriegt! Er könnte sonst was mit ihm machen!
"Hab ich dich"
Oh weh... Armer Louis...
Ja, ich weiß... Heute noch eins?
Bis dann.
Viele Grüße ^_^

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Alphas Omega
FanfictionLouis ist ein Omega. Aber das ist kein allzu komfortable Position. Am besten man fällt einfach nicht auf. Dumm nur, dass Louis seinen eigenen Kopf hat...