Aus Larissas Perspektive

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Völlig kaputt und fertig komme ich nach dem Training nach Hause. Das zu meiner körperlichen Abgeschlagenheit nun auch noch die psychische dazukommt, macht es nicht besser. Ich möchte eigentlich nur noch schlafen. Ich stelle mich unter die Dusche und habe mir eigentlich fest vorgenommen, danach noch etwas zu essen und dann nochmal an den Schreibtisch zu gehen. Doch als ich aus der Dusche trete und angezogen bin zittere ich immer noch. Mein Bett ruft zu laut nach mir. Also kuschle ich mich dick angezogen in mein Bett und nehme alibimäßig zumindest noch eines der Fachbücher dazu. Es dauert allerdings nicht lange, dann bin ich tief- und fest eingeschlafen. Ich wache auf und muss mich erstmal orientieren. Mein Handy auf dem Nachttisch summt und vibriert. Es ist doch mitten in der Nacht! Wer stört mich denn da. Endlich habe ich es geangelt und es ist tatsächlich erst 21 Uhr. Mein Kopf schlägt Purzelbäume. Als ich sehe, dass Sammy angerufen hat, wähle ich ihre Nummer und rufe zurück. Stimmt, ich muss ihr auch noch erzählen, wer unser neuer Sportmediziner ist. Da wird sie staunen. Mist, schon wieder denke ich an ihn. Ich stöhne leise auf. Schließlich ertönt das Freizeichen und Samira geht ran. Ich komme allerdings zumindest erst mal nicht zum Erzählen, da Sammy mir das Ohr abquatscht mit ihrem Gynäkologenbesuch. Ich hätte Nathan gar nicht zugetraut, dass er so freundlich sein kann. Schließlich komme ich auch zu Wort. „Wir haben übrigens einen neuen Sportmediziner...", kündige ich an. „Was wer?"„Chris!" Ich höre, wie Samira sich vor Schreck verschluckt und beginnt zu husten. „Nicht dein Ernst!", gibt sie zurück. „Oh doch!"„Scheiße. Der lässt uns bestimmt nicht so viel durchgehen!", merkt Samira an. „A propos du hörst dich auch ganz schön mies an!"„Ja, bin erkältet. Aber nicht so schlimm. Schlimm war eher, dass die Kahnert mich tatsächlich dazu gezwungen hat, mich von Chris untersuchen zu lassen!"„Was? Das Biest, ey!"„Ja, sie meinte, ansonsten hab ich ne Woche Trainingsverbot!"„Die spinnt doch!"„So wie immer, eben."„Ja und, wie war es?"„Was?"„Na von Chris untersucht zu werden. Ihr mögt euch doch eigentlich ganz gerne!"„Sammy, er ist dominant und Arzt. Das geht gar nicht!"„Warum nicht?"„Weil. Da will ich nicht drüber reden. Lass es einfach so stehen!", gebe ich entschlossen zurück. „Wie du meinst. Man kann Dinge auch totschweigen!"„Pff!"„Also, wie war es jetzt?"„Er hat mich springen lassen!"„Wow, voll nett von ihm."„Ja, hab auf die Tränendrüse gedrückt!", gebe ich großkotzig zurück, obwohl ich mich in dem Moment eigentlich selbst nicht leiden mag. „Larissa, was ist denn mit dir los? Das machst du doch sonst nicht?", fragt Samira.„Ja, stimmt. Ich habe versprochen, dass ich morgen nochmal vorbeikomme!"„Das ist gut. Ich hoffe, ich kann dann wieder trainieren."„Du, sag mal. Das erste Mal. Hat das bei dir sehr wehgetan?", fragt Samira leise.„Nö. Das ging. Hat halt kurz gezogen. Warum?"„Bei mir tut schon das Einführen von einem Tampon weh. Ich soll da jetzt trainieren, sagt Nathan!" „Oh. Na wenn Marc die Rolle des Trainers übernimmt, macht das bestimmt Spaß!"Ich kichere leise. „Hey, das ist nicht witzig!", gibt Samira zurück. „Okay. Ja. Stimmt", gebe ich zu und halte das Handy während meines Hustenanfalls zur Seite. „Mal schauen, ob er dich morgen trainieren lässt...", sagt Samira, nachdem ich wieder sprechbereit bin. „Das wird schon!", sage ich etwas heiser. „Also, bis morgen!"„Bis morgen. Schlaf gut!"

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt