Kapitel 29 - Überforderung

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Nach dem Essen wollte Louis sich wieder verkrümeln, wurde aber durch ein bestimmt gesagtes "Bleib" daran gehindert.
"Komm mit ins Wohnzimmer und such einen Film aus.", Sprach der Alpha dann und führte ihn am Rücken ins Wohnzimmer.

Dort stand Louis da und hatte keine Ahnung, was er machen sollte, als ihm die Fernbedienung in die Hand gedrückt wurde.
Hä? Was sollte er denn damit?
Er suchte nie und nirgends das Programm aus. Das war die Aufgabe des- oder derjenigen, bei dem oder der er mitguckte.

Entsprechend planlos starrte Louis auf das Zepter eines jeden Fernsehabends. Was tun? Würde der Alpha lachen, wenn er was doofes aussuchte? Oder ihn anschreien? Was war was Doofes?

"Such aus, was du möchtest. Mir ist's egal.", Sprach der Alpha dann noch und legte sich aufs Sofa.
Louis stand noch immer völlig verpeilt da.

"Äh... Ich weiß nicht.. was...", Stammelte er und fühlte gleichzeitig das schlechte Gefühl in sich aufsteigen, weil er der Aufgabe nicht umgehend nachkam.

Aber der Alpha nickte nur zum Fernseher. Louis wählte einfach den ersten Film, der in der Rubrik "Deine Favoriten" auftauchte.

"Was guckst du denn gern, Louis?", Fragte der Alpha, der damit wohl unzufrieden war. Hä? Das waren doch seine Favoriten...

"Äh... Ich weiß nicht..."
"Ist es dir peinlich, was du magst?"
"Nein..  ich weiß es nicht... Aber nichts gruseliges."
"Okay.", Meinte der Alpha und griff sich endlich die Fernbedienung, die Louis ihm schon die ganze Zeit geben wollte.

Er wählte einen anderen Film aus.

Hätte der das nicht gleich machen können? Wahrscheinlich hielt der Louis jetzt für kompliziert. Das war nicht gut. Denn dann würde er Anlass geben, sich über ihn Gedanken zu machen. Besser wäre es, er würde absolut einfältig wirken. Er hätte irgendwas für ganz ganz kleine Kinder auswählen sollen oder so...
Toll. Wieso fiel ihm sowas immer erst hinterher ein?

"Komm her.", Sprach der Alpha dann und deutete vor sich.

Louis schluckte und konzentrierte sich darauf, seinen Wolf nicht vorkommen zu lassen, während er sich hin setzte.

Der Alpha zog ihn in eine liegende Position. Louis spürte genau den größeren und stärkeren Körper hinter sich. Er wollte das nicht gut finden. Er wollte das kacke finden. Aber es ging nicht. Letztlich gab es eben Dinge, gegen die er sich nicht wehren konnte. Wölfe waren Rudeltiere. Sie mochten nicht allein sein. Sie liebten Nähe. Und als Omega tat Louis das eben auch. Es gab diese doofen Bereiche, bei denen er merkte, dass er und das Flittchen eben eins waren. Und deshalb entspannte er sich, als der Alpha seinen Arm um ihn legte.

Harry lag da und beobachtete, wie der Omega dort lag und zum Fernseher sah.
Er hatte keine Ahnung davon, was er hier machte. Eigentlich wollte er nur, dass das Rudel eben funktionierte. Als Gemeinschaft. Dass zumindest weitestgehend alle miteinander auskamen. Natürlich gab es Sympathien und Antipathien. Aber besonders Letzteres stand im Normalfall hinter dem Zusammenhalt des Rudels zurück. Es hatte einfach keine Rolle zu spielen, wenn es um das Rudel geht. Alle waren eins. Soweit, so gut. Nur hatte Harry eben bisher niemanden wie Louis gehabt. Er verstand nicht, wann der und sein Wolf begonnen hatten, sich zu trennen. Warum man so etwas tun sollte und inwieweit sich beide Seiten jetzt beeinflussten.
Bei Ashton mischten sie sich so sehr, dass er teils eben einfach nicht unterschied. Dabei kam dann heraus, dass der Mensch am Teppich kaute und der Wolf den Herd benutzen wollte.
Aber bei Louis war das eben anders. Da war diese Seite permanent da und wenn der Wolf sich vorkämpfte, war er vollkommen aus dem Häuschen und wusste selbst scheinbar nicht, was er machen sollte, weil er eben alles gleichzeitig machen wollte.

Harry hoffte, dass sich Louis durch seine Präsenz auf ihn prägen würde. Wenn er das tun würde, könnte er vielleicht dessen beiden Seiten genug Sicherheit vermitteln und ihnen zumindest zeigen, dass es einen Weg gab, der nicht in einer Spaltung endete.

Er hatte eben einen Film angestellt, der möglichst locker war. Ein bisschen Spannung. Aber nichts, was irgendwie Stress verbreiten könnte. Ruhe. Er hoffte, dass das bei einem solch aufgeregtem Gemüt helfen würde.

-

Unsicher stand Louis herum. Er trug seinen Pyjama. Er mochte das gar nicht. Eigentlich schlief er nur in Shorts. Oder nackt. Aber er würde beim Alpha schlafen müssen. Wenn Louis hätte, würde er die Nacht also in einem Weltraumanzug verbringen.

"Komm.", Sprach der andere auch schon, weil Louis eben mit seien nackten Füßen noch immer auf dem Teppich am Bettende stand und ihn groß ansah.

"Ich tue dir nichts.", Hängte der Alpha dann noch dran.
Louis sah ihn skeptisch an.

"Na, komm schon her. Du bist sonst gleich ganz kalt.", Sprach eer dann.
Einmal hatte Louis nicht direkt reagiert aber nach dem zweiten Anlauf konnte er sich nicht mehr wehren. Also legte er sich auf die Bettkante der Seite, wo sein Kissen lag.

"Was machst du denn da? So fälltst du doch bestimmt gleich runter.", Seufzte Harry, packte sich den Omega und zog ihn zu sich in die Bettmitte, bevor er die kleine Lampe aus schaltete.

"Wenn du etwas willst oder brauchst oder tun möchtest, dann musst du es mir sagen, okay?", Fragte der Alpha in die eben entstandene Dunkelheit.

"Äh... Ich brauche ein bisschen Werkzeug."
"Okay. Sonst noch was?"
"Nein..."
"Was sind deine Hobbys?"
"Äh... Ich weiß nicht?"
"Was machst du denn gern?"
"Äh... Ich hab keine Ahnung...", Stammelte Louis. Er erfand gern seine Geschichten. Und er baute gern Dinge und manchmal mochte er gern einfach draußen sein und in den Himmel blicken. Aber das konnte er doch nicht erzählen. Er kam sich doof vor. Sein eines Hobby fand nur in seinem Kopf statt und das andere stand ihm als Omega nicht zu. Und das dritte war auf dem Boden liegen...

"Okay, wenn dir was einfällt, dann sag es bitte. Ansonsten möchte ich, dass du dich einmal am Tag wenigstens wandelst. Nicht nur körperlich. Dein Wolf braucht Bewegung und Spiel."
"Der ist albern...", Grummelte Louis.
"Er ist dein fehlender Teil."
"Soll das heißen, ich bin eine Spaßbremse?", Zischte Louis sauer.
"Nein, das soll heißen, dass ihr zusammen ein Ganzes seid. Du solltest also nicht schlecht über einen Teil von dir reden."

Louis schwieg. Was sollte er auch noch dazu  sagen? Er sollte sich ein Hobby zulegen, was er nennen könnte.

"Arbeiten...", Flüsterte er dann.
"Das ist dein Hobby?", Fragte Harry überrascht.
"Ja. Das mache ich gern."
"Was machst du daran gern und was nicht so gern?"
"Ich mache alles daran gern."
"Tische abputzen und miesgelaunte Leute ertragen auch?"
"Ja."

Harry strich dem Omega über die Haare. Er hatte eine Vermutung. Morgen würde er sehen, ob er Recht behielt...

Na, was könnte das sein?
Bis Montag.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt