Kapitel 19 - Beim Alpha

3.2K 363 25
                                    

Louis hasste alles daran. Auf Knien nackt an einem Halsband in einen Raum geführt werden, wo ein Mensch drin saß, auf dem man angewiesen war, war nicht schön. Um das Mal freundlich auszudrücken.
Langsam krabbelte er neben Liam her. Er sah nicht, ob der Alpha zu ihnen sah oder ob der Liam zuzwinkerte oder die Zunge raus streckte oder sonst was. Louis konnte nichts sehen.

Schließlich waren sie wohl angekommen, denn Liam überreichte sein Ende der Leine.

"Danke, Liam. Du kannst dann gehen. Ich melde mich, wenn ich dich brauche."
"Okay... Bis dann... Ähm... Er ist... Louis ist nicht böse..."
Oh, Louis wurde warm ums Herz.
Dass Liam selbst jetzt noch einen Versuch unternahm ihn zu verteidigen, fand Louis wirklich sehr sehr lieb von ihm.

"Schon gut. Bis dann.", Sprach der Alpha und dann musste Louis miterleben, wie Liam ging. Der Einzige, den er noch irgendwie hatte.

Er spürte, wie sich salzige Tränen einen Weg über seine Wangen bahnten. Er wollte bitte bitte mit und nicht hierbleiben. Er wollte mit. Jetzt. Er würde lieb sein. Er würde ganz viel Wolf sein und aus einem Napf fressen. Aber bitte bitte mit?

Aber Liam ging. Ließ Louis da.

"Komm her, Kleiner.", brummte der Alpha und Louis kroch die letzten beiden Schritte auf ihn zu.

Er spürte eine Hand, die nachdenklich über seinen Hinterkopf strich.
"Tja, was machen wir nur mit dir?"

Louis sagte nichts. Sprach der überhaupt wirklich mit ihm?

"Merkst du einen Unterschied zu vorhin? Antworte.", Forderte der Alpha dann eine Antwort ein.

"Nein.", Sprach Louis knapp. Komisch fühlte sich das Wort an. So lange war er jetzt nicht dazu in der Lage gewesen verbal zu kommunizieren.

"Tja... Du siehst es immer aus deiner menschlichen Sicht. Du unterdrückst den Wolf in dir wo du kannst, nicht wahr?"
"Nun, wenn er sich Mal nach vorn gedrängt hat, hat er eigentlich immer nur Mist gebaut."
"Oh, Love, das kannst du doch so nicht sagen."
Louis errötete stark.

"Weißt du, deine wölfische Seite ist genau so Teil von dir wie deine menschliche. Durch deine Ablehnung der einen überfrachtest du die andere. Du tust keiner der beiden mit deinem Verhalten gut."
Louis schwieg. Der hatte schließlich keine Frage gestellt, oder?

"Du wirst lernen müssen, deine beiden Teile zu akzeptieren.", Entschied der Alpha.
Jop, dachte Louis, wenn der das bestimmte, musste er das wohl. Ob er wollte oder nicht. Doofmann.

"Du willst weiter arbeiten, meinte Liam?", Fragte der Alpha nun.
"Ja."
"Hm.. ich werde das Ganze an Bedingungen knüpfen. Bist du bereit deinen Teil zu erfüllen, darfst du gehen. Wenn nicht, dann nicht."
"Welche Bedingungen?", Fragte Louis und wusste, dass der Alpha im Endeffekt alles verlangen könnte.

"Ich dulde keine Abkapselung vom Rudel. Du bist Teil meines Rudels. Also hast du dich auch entsprechend zu verhalten. Du wirst eine gewisse Zeit in Wolfsform sein. Kein ewig langes nicht wandeln mehr. Du wirst nach Feierabend, außer in zu genehmigenden Ausnahmen, direkt hierher zurück kommen und du wirst dich und deinen Körper in beiden Formen pflegen. Dazu gehört eine angemessene Ernährung, wie auch die Fellpflege. Verstanden?"
"Ja, Alpha.", Flüsterte Louis.
Wie bitte sollte er das denn alles schaffen? Er lebte nur für die Zeit, die er nicht hier sein musste. Am Liebsten waren ihm verregnete Nachmittage bei Maggy in dem kleinen Haus. Und genau die würde es zukünftig nicht mehr geben?
Louis sah, wie die Sicht auf seine Hände langsam wieder in Tränen verschwamm.

"Weißt du, auch wenn du es jetzt noch nicht so verstehst: ich tue dir hiermit einen Gefallen."
"Danke.", Kam es tonlos zurück.
"Du bestehst aus zwei Hälften. Zusammen ergeben sie ein Ganzes. Aber eine kann nicht ohne die andere. Lehnst du eine ab, verlierst du beide.", Brummte der Alpha.

Louis schwieg wieder. Wusste nicht, was er dazu groß sagen sollte. Aber er war ja auch nicht gefragt worden.

"Komm zu mir hoch aufs Sofa."
Louis kletterte hoch.

"Sieh mich an."
Louis sah ihn aus unsicheren und verheulten blauen Augen an.

"Dein Platz ist hier.  Bei uns. In diesem Rudel. Du wirst nicht nur geduldet. Du bist nicht unsichtbar. Du gehörst zu uns. Wir sind deine Familie. Wir alle. Ich werde nicht zulassen, dass du abwanderst. Haben wir uns verstanden?"
"Ja, Alpha."
"Gut. Leg dich auf mich.", Befahl der Alpha, während er einen Film anstellte.

Louis lag da und hörte das Herz des Alphas ruhig und stark in dessen Brust schlagen.
Er konnte sich kein bisschen auf den Film konzentrieren. Lag einfach da und hörte auf den Herzschlag. Genoss die Hand, die ihm nach wie vor durch die Haare kraulte, weil sie ihm irgendwie zeigte, dass er hier so liegen sollte und dass er die Aussage des Alphas nicht falsch verstanden hatte.

Nebenbei lauschte er auf jedes noch so kleine Geräusch und versuchte jede noch so kleine Bewegung des Mannes unter sich vorher schon wahrzunehmen. Ging natürlich nicht. Aber er versuchte es trotdem, um körperlich vorbereitet zu sein, wenn der Andere beispielsweise einfach entscheiden sollte ihn runter zu schubsen oder so.
Passierte aber nicht.

Irgendwann schlief Louis sogar ein, weil er offensichtlich so sehr mit Verrücktmachen vor diesem Treffen beschäftigt war, dass er kaum mehr Energie hatte.

-

Am nächsten Morgen hatte Harry keinen Bock aufzustehen. Er hatte den kleinen Omega gestern mit in sein Bett genommen und nun hatte der es irgendwie geschafft, sich halb auf die Decke zu legen. Egal.
Der Kleine war noch immer nackt. Aber ein Deckenzipfel bedeckte gerade so seine Hüfte und damit auch seinen Po und seinen Schritt. Solange er sich nicht bewegte, blieb das also verhülllt.

Harry hatte sich soeben mit Ashton, Luke und Liam für den heutigen Tag besprochen. Aber er mochte Ashtons Blicke gar nicht.

"Ashton, halt dich zurück.", Knurrte er genervt. Er selbst saß auf der Bettkante und betrachtete nun wieder den schlafenden Omega.

"Hast du ihn denn gefickt? Als Mensch? Damit er heiß wird?", Fiepste Ashton.
"Nein. Luke, geh mit ihm raus.", Befahl Harry genervt.
"Geht klar. Komm Ashy, du drehst wieder am Rad."
"Ich will aber-"
"Komm. Wir gehen draußen spielen.", Unterbrach Luke Ashton nur eine Sekunde, bevor Harry das getan hätte. Weit weniger freundlich, versteht sich.

"Bleibst du bei mir?", Fragte Ashton jetzt und blickte Luke an. Harry grinste.

"Immer.", Murmelte Luke und zog Ashton mit sich.
Die zwei Betas entfernten sich.

"Alpha?", Fragte Liam nur.
"Du kannst vorerst wieder deinen anderen Aufgaben nachgehen, Liam. Er wird erstmal noch bei mir bleiben."

Joa, auf geht's, Liam.
Und? Wie macht Harry sich?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt