Alphas Omega

Kapitel 18 - Mittwochabend

Hieß es nicht immer, die Zeit bis zu einem angstvollen Termin verging schnell? Für Louis dauerte die Zeit ewig. Viel zu viel Zeit zum Grübeln und verrückt machen. Die ganze Zeit schwebte der Mittwochabend über ihm, wie ein riesiges Monster, dem er nicht entkommen konnte. Es war schrecklich. Er schlief kaum und hatte fürchterliche Angst, dass der Alpha ihn einfach wegjagen könnte oder sowas. Weil Louis ihm nicht gut genug war. Omegas allein hatten nicht viel zu lachen. Mal abgesehen davon, dass sie dafür nicht gemacht waren, waren sie einfach sehr leichte Beute für alle möglichen zwielichtigen Personen. Sein Rudel bedeutete für Louis Schutz. Ob er das nun wollte oder nicht.

Schließlich packte Liam ihn, bürstete nochmal sein Fell und betrachtete ihn kritisch. Louis hatte ein bisschen Angst, Liam würde ihm noch ein Schleifchen um den Hals binden oder so, aber darauf verzichtete der glücklicherweise.

Louis bellte, als Liam nochmal überlegend zum Rasierer blickte. Bloß nicht nochmal stellenweise rasiert werden. Es war kalt und Äste und so konnten viel besser pieken und wenn man hinfiel war auch kein Fell als Knautschzone dazwischen.

"Okay. Okay.", Brummte Liam schließlich und hob Louis hoch. Wohl, weil er ihn vorhin gebadet hatte und es draußen regnete. Bei Louis' Talent würde er bis zum Zielort wenigstens dreimal im Matsch liegen. Das wollte Liam wohl vermeiden. Und mit unter einer Jacke zu stecken fand Louis selbst ganz bequem.

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"Hi.", Grüßte Liam und stellte Louis auf dem Boden ab. Dummerweise war der so verschüchtert, dass er nahezu aus Liams Arm direkt auf den Boden floss und auf der Seite liegen blieb.

"Komm mit rein, Liam.", Rief der Alpha aus dem Wohnzimmer, sodass Liam den kleinen gefüllten Flauschteppich wieder aufhob und mit rein nahm.

"Hi.", Grüßte das Rudeloberhaupt, als sie den Raum betraten.
"Hi. Soll ich ihn irgendwo hinlegen?", Fragte Liam und fragte das extra, weil Louis kaum sitzen bleiben würde, so nervös, wie der aktuell war.

"Nein, gib ihn mir."
Louis kam sich wieder vor, wie ein zu lebendiges Kuscheltier, als er schließlich auf dem Schoß der Alphas landete.
Zittrig hing er da.

"Also, wie hat er sich gemacht, seit er Wolf ist?", Fragte der Alpha.
"Schwer zu sagen. Also er läuft mit. Was anderes geht ja aber auch wegen der Leine nicht. Er bewegt sich nach wie vor nicht flüssig. Also er stolpert oft und seine Knöchel muss man nur schief angucken und er knickt um. Treppenlaufen ist... Naja.... Man kann es auch Treppenfallen nennen..  ich habe aber nicht den Eindruck, dass er das absichtlich macht oder irgend sowas. Einen wirklichen Trainingseffekt habe ich nicht bemerkt."

"Hm...", Brummte der Alpha und hielt sich Louis vor sein Gesicht. Betrachtete genau die Augen des kleinen Wolfs.

"Hat er in menschlicher Form ähnliche Beeinträchtigungen?"
"Keine Ahnung. Er knickt Mal um, ja. Und stolpern tut er auch Mal. Aber im Verhältnis zu seiner Wolfsform nahezu wenig."
"Du hast nicht das Gefühl, dass er das macht, damit du ihn trägst oder sowas?"
"Nein. Ich glaube, dass er mir eher suggerieren wollen würde, wie gut er allein zurecht käme... Selbst wenn dem nicht so wäre."
"Verstehe. Essverhalten?*
"Okay. Er frisst, was ich ihm aufzwinge. Von sich aus, sucht er nur das Trinken Mal auf. Widerwillig, aber er macht es."
"Trockenfutter, Knochen und so?"
"Bloß nicht. Er tut so, als wolle man ihn vergiften."
"Tja, Kurzer. Du bist ein Wolf. Nicht ein Mensch in einem Kostüm...", Murmelte der Alpha und kontrollierte die kleinen Pfötchen.

"Das krieg in seinen Kopf rein und es gibt keine Probleme mehr."
"Aber er muss sich doch auch als Mensch irgendwie wölfisch Verhalten. Also es muss doch einen Unterschied geben zwischen ihm und anderen Menschen, die eben nicht so sind wie wir?"
"Nein. Man merkt es ihm kein bisschen an. Ich hätte auch gedacht, dass die wölfische Seite dann irgendwie rausbricht. War doch bei Ashton damals auch so.", Überlegte Liam.
"Ich werde nicht vergessen, wie der damals als Mensch den halben Teppich zerkaut hat.", Grinste der Alpha.
"Ist es verwunderlich, dass gerade er so gegen den Kleinen ist?", Fragte Liam nur seufzend, eine Frage, auf die sie beide die Antwort wussten.
"Nein. Ganz und gar nicht. Dennoch sollte er sich zurück halten.", Brummte der Alpha und überprüfte nochmal die Muskulatur des kleinen Wolfs.

"Soll ich nochmal mit ihm reden?"
"Tu das. Ich bringe ein Stück weit Verständnis für seine Situation auf. Aber sollte er es nochmal wagen, ein Mitglied meines Rudels so anzugehen, wird er eine ganze Weile ohne eben dieses sein..."
"Ich sag's ihm."
"Gut... So, was machen wir nun mit dir?", Fragte der Alpha und drückte Louis' Kinn hoch, sodass er ihm in die Augen sehen konnte.

Louis fand es sehr komfortabel einfach nicht antworten zu können. Aber unter dem Blickkontakt versuchte er sich gleich wieder zu unterwerfen.

"Wie wandelst du ihn?", Fragte der Alpha dann.
"In ruhiger Umgebung mit möglichst viel Körperkontakt. Man muss ihn festhalten. Er zuckt so heftig, dass er sonst sich selbst verletzten würde oder die halbe Einrichtung demolieren würde und es dauert eine ganze Weile."
"Geh mit ihm nach nebenan und mach es."
"Oh, ich?"
"Ich glaube kaum, dass man mich aktuell als ruhige Umgebung betrachten kann. Sobald er gewandelt ist, bekommt er das Halsband wieder an. Lass ihn krabbeln.", Befahl der Alpha.

Liam schluckte aber nickte. Er konnte sich in etwa vorstellen, wie das bei dem verschrobenen Louis ankommen würde. Die meisten hier hätten da überhaupt kein Problem mit. Im Gegenteil. Für sie wäre es vollkommen in Ordnung, wenn ein Beta oder sogar der Alpha, sich ihre Loyalität versinnbildlichen wollte. Aber Louis... Tja...

Es dauerte heute noch sehr viel länger als sonst. Wohl, weil er sich so lange nicht gewandelt hatte. Es tat sehr weh. Tränen flossen aus seinen Augen und auch die plötzlichen Zuckungen waren schmerzhaft. Als wären seine Gliedmaßen Ewigkeiten eingeschlafen gewesen oder so.

Liam hielt ihn fest bei sich und Louis wünschte sich wirklich, sie würden einfach hier liegen bleiben können. Für immer. Nicht aufstehen und nicht in den Raum nebenan gehen... Krabbeln in seinem Fall. Er wollte nicht.

Aber dann legte Liam ihm das Halsband wieder an, strich ihm über die Wange und murmelte: "Sei lieb. Du schaffst das schon."

So, Louis ist also wieder menschlich. Was haltet ihr von dem Kapitel? Werdet ihr aus dem Verhalten schlau?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^