Kapitel 10 - Der Alpha

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Der Schokoriegel lag Louis schwer im Magen. Nein. Der arme kleine Schokoriegel konnte nichts dazu. Der war lieb. Es war wohl eher das vor ihm liegende Gespräch. Allein in diesem Haus zu sein, machte Louis fürchterlich nervös. Es roch nach Alpha. Es war schwer zu beschreiben, wie die rochen. Aber irgendwie herb und moschusartig und keine Ahnung. Nach Alpha eben. Allein der Geruch verlangte nach Respekt und Unterwerfung. Normale Menschen bekamen Angst von dem Geruch. Deswegen gingen Alphas seltenst unter normale Menschen. Wirkten die Betas schon zwielichtig, wirkten Alphas wie die Reinkernation des Bösen.
Soweit würde Louis nun nicht gehen. Aber es war eben der Chef. Der, der entschied, ob und zu welchen Bedingungen er arbeiten durfte. Der, der entschied, wer zum Rudel gehörte. Würde der Louis raus werfen, wäre er automatisch in einer äußerst prekären Lebenslage. Omegas ohne Rudel hatten keine Chance. Sie gingen innerhalb kürzester Zeit vor die Hunde. Deswegen konnten sie nie ein Rudel einfach so verlassen. Deswegen war er zurück geblieben, als seine Familie gegangen war. Er hatte nicht mitgekonnt.

Er stand im Flur des Alphahauses. Seit zwanzig Minuten stand er hier herum und wartete, während er gleichzeitig lieber bis an sein Lebensende hier herum stehen würde, bevor er darein gehen müsste.
Viel gab es hier nicht zu sehen. Ein paar Landschaftsbilder hingen an der Wand. Louis betrachtete seine Füße und versuchte sie exakt nebeneinander hinzustellen. Das war gar nicht so leicht. Nebenbei knibbelte er an seinem Ringfinger herum, wo sich so ein doofes Hautdings gelöst hatte, womit man super an Wolldecken hängen blieb. Würde er es abzupfen, würde es bestimmt bluten und das würden die da drin riechen und das wäre nicht gut, weil dann würden sie ihn noch genauer angucken. Also knibbelte er eben nur. Er konnte sowas gar nicht haben. Auch Wackelzähne hatte er immer innerhalb von zwei Stunden heraus geprokelt, als er seine Milchzähne verloren hatte.
Was die wohl so lange zu besprechen hatten? Keine Ahnung. Louis könnte lauschen, aber dann würde sich sein Puls erhöhen und das würden die mitbekommen und das wäre nicht gut für ihn. Also konzentrierte er sich auf seine Füße und das Hautdings, um ja nicht zuzuhören.

"Komm, Louis.", Sprach Liam, als er die Tür öffnete. Louis erschrak sich. Er hatte darauf jetzt so lange gewartet, aber wenn es dann passierte, erschreckte er sich trotzdem...

Louis fragte mit seinem Blick förmlich, ob Liam bleiben würde. Der nickte beruhigend. Na immerhin.

Also trat Louis hinein. Ein Esszimmer. Ein großer Tisch, dafür, dass hier einer ganz allein wohnte.

"Setz dich dahin.", Wies Liam ihm einen Platz zu. Also rutschte Louis mit einer Pobacke auf den ihm zugewiesenen Platz. Sie waren zu zweit im Raum. Hatte was von einer Theaterinszenierung oder so. Beide nach vorn ausgerichtet saßen sie da und warteten darauf, dass die Show begann. Also Louis wartete nicht wirklich. Er hätte kein Problem damit einfach wieder zu gehen.

Aber dann näherten sich Schritte. Nicht gut.

"Hallo Louis.", Brummte die tiefe Stimme.
"Hallo.", Fiepste Louis viel zu hoch und viel zu hektisch. Er traute sich nicht aufzuschauen. Sah wieder nur auf seine Daumen.

"Wann hast du den Beta heute bemerkt?", Fragte die Stimme fordernd.
"... Als er zur Tür rein kam..", stammelte Louis. Er wusste jetzt bereits, dass der Alpha damit nicht zufrieden sein würde.

"Vorher nicht?", Fragte der auch gleich nach. Super.

"Nein."
"Hm... Wie hat er sich verhalten?"
"... Er hat eine Frau aus dem Weg geschoben und hat mich angesprochen. Aber so, dass die Menschen das nicht hören konnten."
"Er wollte dich mitnehmen?"
"Ja."
"Hast du ihn schonmal irgendwo gesehen?"
"Nein."
"Nach welchem Gebiet hat er gerochen?" Louis schluckte schwer. Doofe Frage. Er wusste doch sowas nicht. Seine Nase war nicht so gut ausgeprägt.

"... Ich weiß das nicht.", Würgte er hervor.
"Der stand doch vor dir?!", Knurrte der Alpha ungläubig.
"Ja.", Wimmerte Louis und lag mit seiner Nase förmlich auf seinem Knie.  Bot seinen Nacken an. Unterwerfung in Reinform.

"Wie kannst du das da nicht riechen?! Willst du mich verarschen?! Willst du zu ihm?!", Herrschte der Alpha ihn aber an. Louis' Beste besänftigte den offensichtlich nicht so wirklich.

Louis wimmerte. Er konnte sowas doch nicht riechen. Aber er wollte doch nicht zu dem Typen. Liam hatte doch gesagt, der würde sonstwas mit ihm machen.

"Harry, er kann es wirklich nicht riechen. Und er kann nicht lügen, wenn er Angst hat.", Kams sehr sehr ruhig von Liam.

"Wieso kann er das nicht?!"
"Weil er nur sehr wenig Zeit als Wolf verbringt. Er kann die beiden Formen dadurch nicht gut im Einklang halten. Er riecht nicht viel mehr als ein normaler Mensch."
"Und wieso macht man so einen Mist?"
"Das kann ich dir auch nicht sagen."

"Warum machst du das?", Herrschte die dunkle Stimme jetzt wieder Louis an.
"... Iii.. ich mag nnnicht gern... Wolf sein.", Wimmerte Louis.
"Wieso?!"
"Iiich bin zu langsam und nicht stark..."
"Du bist ein Omega. Komm damit klar.", Schnaubte der Alpha.

Louis schwieg. Ihm war ja keine Frage gestellt worden. Verstohlen wischte er sich eine Träne weg.

"Wandel dich."
Louis zuckte zusammen.

"Er kann es nicht allein.", Erklärte Liam knapp.
"Wie alt ist der?! Fünf?!"
"Nein. 22."
"Wandel ihn.", Schnaubte der Alpha.

Liam tat es. Wie immer brauchte Louis. Es dauerte lange und er fühlte sich komplett schutzlos ausgeliefert. Kein schönes Gefühl.

Irgendwann kehrte die Körperkontrolle zurück und er drehte sich so, dass er auf dem Bauch lag. Betrachtete die verhasste Perspektive und seine Pfoten.

"Der ist zu dünn und zu klein. Er bleibt wenigstens drei Wochen so. Ohne Wandlung zwischendurch. Die erste Woche Leinenzwang. Bring ihn immer mit her. Ich will ihm im Auge behalten. Und sorg dafür, dass der frisst. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass es hier zu wenig zu Essen gibt."
"Er würde gern wieder arbeiten."
"Was?"
"In der Bäckerei. Er möchte dort gern weiter arbeiten."
"Das entscheide ich später. Drei Wochen Wolf. Komplett unter deiner Aufsicht."
"Geht klar."
"Wegen des Betas werde ich mich bei Gelegenheit umhören. Da können wir erstmal nicht mehr machen."
"Okay."
"Bis später, Liam."
"Mach's gut, Harry."

Äh... Joa. Alles klar, jetzt? 😅
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt