Kapitel 6 - Alpha

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Sie liefen noch bestimmt zwei Stunden im Wald herum. Also die anderen. Louis ließ sich tragen. Trotzdem war er natürlich am Ende ordentlich durchnässt  und fror. Er hatte sich eben auch nicht sonderlich bewegt. Wie unglaublich ungemütlich und wie doof, dass sie überhaupt bei dem Wetter raus gemusst hatten.

Sobald sie zurück waren und Liam ihn abgesetzt hatte, wollte er sich nur noch wandeln, warm duschen und ins Bett. Das Gewitter war weiter gezogen. Kein lautes Rumpsen mehr. Er könnte also jetzt zurück. Allein sein. Ohne diese ganzen anderen.

Aber schon wurde er wieder gepackt. Von Liam in Menschengestalt, der ihn auf seinen Arm nahm und direkt zu den Duschen ging.

Louis fiepte.
"Nein. Du bleibst so. Morgen früh kann ich dich zurück wandeln. Vorher nicht.", Brummte der Beta.

Von Louis wieder ein Fiepen.
Liam reagierte nicht mehr. Er stellte sich einfach mit Louis auf dem Arm unter die Dusche. Mit neutralem Shampoo wurde sogar Louis' Fell komplett eingeseift. Der mochte das. Es war wie eine Massage, wenn Liam das Zeugs in sein Fell einarbeitete. Also stand er brav da und ließ den Beta machen. Abbrausen mochte Louis auch. Generell genoss er Wasser, wenn es nicht gerade arschkalt vom Himmel tropfte.

Schließlich ging Liam mit Louis auf dem Arm wieder zu den anderen. Er hatte sich selbst bereits fertig abgetrocknet und trocknete Louis nun ab, in dem er ihn massierte. Louis schnurrte. Das war nicht ganz typisch für Werwölfe, aber auch nicht außergewöhnlich. Es drückte eben Wohlempfinden aus und Liam schien einfach stolz zu sein, dass Louis in seiner Wolfsform überhaupt so etwas wie Wohlempfinden wahrnehmen konnte. Immerhin versuchte der durch diese Gefühle gerade auch nicht wegzukommen und sich irgendwo zu verkriechen um allein zu sein.
Außerdem war das Fell von Omegas das Weichste ihrer Art. Nur die Bürste hatte Liam Louis nicht sehen gelassen. Denn die mochte der Kleine überhaupt nicht.

Louis rollte sich Recht schnell zusammen auf Liams Schoß. Er war müde und wollte schlafen, als sich eine unglaubliche Präsenz näherte. Alpha.

Toll jetzt konnte Louis nicht mehr schlafen. Hoffentlich würde der Typ ihn einfach übersehen. Ein frommer Wunsch.

"Hey Liam.", Sprach eine tiefe Stimme.
"Hey."
"Wie macht sich Nick?"
"Gut. Er hält besser mit inzwischen. Ein bisschen könnte er noch an seiner Ausdauer pfeilen. Aber er hat Biss."
"Gut. Ich will, dass er aufrückt. Zwischen Roman und Ricky."
"Ich werde es mitteilen. Sorgt bestimmt für mehr Ruhe."
"Das erhoffe ich mir. Das Gezicke nervt."
"Ja. Sie reizen sich jedes Mal."

Louis hatte keine Ahnung von was für Gestalten die redeten und er war seltsam stolz darauf.
Im nächsten Moment spürte er eine große Hand in seinem Nacken und erstarrte förmlich.

"Wie alt ist der?"
"22."
"Warum bekommt er nicht genug zu Essen? Jeder in meinem Rudel soll genug haben.", Brummte der Alpha und befühlte Louis' Rippen.
"Er bekommt genug. Er ist nur .. anders."
"Hm. Du hast ihn unterwegs getragen."
"Er könnte nie im Leben mithalten."
"Natürlich nicht. Der fühlt sich an wie ein Welpe. Achte darauf, dass er vernünftig isst. Selbst für einen Omega ist mir der hier ein bisschen mickrig."
"Ja, mache ich."
"Gut. Wir müssen noch über Hustings reden."

Louis hatte keine Ahnung, wer Hustings war. Aber er wusste sehr genau, dass er nicht mickrig genannt werden wollte. Was für ein arroganter Affenarsch. Sollte der Kotzbrocken sich doch einfach an seine eigene Nase packen. Louis konnte es kaum erwarten, endlich wieder in die Bäckerei zu gehen und diesen ganzen Kack hinter sich zu lassen.

Liam hatte das Tuch, nachdem der Alpha gegangen war, irgendwann weggelegt und begann Louis zu bürsten. Der gab äußerst seltsame Laute von sich, um seinen Unwillen auszudrücken. Aber Liam kommentierte so etwas überhaupt nicht mehr. Fellpflege war wichtig. Ob dem Kleinen das gefiel oder nicht.

Wieder ein Geräusch, was entfernt an die Laute eines Frettchens erinnerte. Louis traute sich nicht zu knurren. Liam war doch der Einzige, der sich noch um ihn kümmerte, seit seine Familie gegangen war und irgendwann war das doofe Bürsten glücklicherweise vorüber. Und dann streichelte Liam ihm einfach durchs Fell. Dass es überhaupt Fell war, nervte Louis ungemein. Aber die streichelnde Hand hatte etwas unglaublich tröstendes. Und deshalb schmiegte Louis sich enger an und schlief schließlich tatsächlich ein.

Liam betrachtete das Bündel in seinen Armen. Wieso machte es sich die halbe Portion so schwer? Selbst dem Alpha war doch aufgefallen, dass Louis nicht ganz der Norm entsprach, denn die wäre, selbst beim Omega, eben etwas größer und kräftiger.

Aber Louis fraß kaum etwas in seiner Wolfsform. Weil er es ekelig fand, ohne Messer und Gabel oder zumindest seine Hände zu essen. So bescheuert. Er war doch ein Wolf. Er sollte sich nicht um seine Tischbenehmen sorgen. Aber Louis war so.

Langsam ließ Liam seine Finger durch das seidige Fell gleiten. Es war so unglaublich weich und flauschig. Es entsprach dem hübschen Aussehen. Aber war eben nicht gerade ein guter Schutz. Weder gegen Wind und Wetter, noch gegenüber Dornen, spitzen Zähnen und ähnlichem.

Er würde ihn heute Nacht wieder mit zu sich nehmen. Und dann würde er ihm morgen verklickern, dass er Urlaub zu nehmen hatte. Liam musste ihn irgendwie ins Rudel integriert bekommen. Das war seine Aufgabe. Er hielt mit den anderen Betas das Rudel zusammen. Er achtete darauf, dass niemand zurück blieb und sich um alle gekümmert wurde. Auch um Louis. Selbst wenn der das mit seiner eigenbrötlerischen Art mit Füßen trat, bemühte sich Liam trotzdem um ihn.

-

Louis erwachte, weil ihm warm war. So richtig. Oh ja. Er lag in Liams Bett und der hatte einen Arm und sein dickes Daunenbett über Louis gezogen. Oh ja. Das war gut. Laut schnurrte er auf und kroch noch etwas dichter an Liams Bauch. Liam bedeutete Schutz und Sicherheit in dieser Form, die sich so sehr genau danach sehnte.

Um den Beta zu wecken, stupste er Liam so lange an, bis der sich mit ihm hinlegte und das übliche Prozedere zur Wandlung einleitete.

"Ich muss arbeiten. Kann ich hier duschen?", Fragte Louis.
"Ja. Aber du reichst Urlaub ein. Ab Montag für zwei Wochen."
"Warum?!", Fragte Louis entsetzt.
"Weil du Zeit hier brauchst. Ohne Ablenkung. Und der Alpha verlangt, dass du zunimmst. Das kann ich hier besser kontrollieren."
"Li-"
"Das war keine Bitte. Du wirst das tun.", Knurrte Liam im Befehlston und wusste, dass Louis gehorchen würde. Ob der das nun wollte oder nicht, war dafür immerhin irrelevant.

Sooo. Auch hier geht's Mal weiter. Der Alpha möchte also, dass Louis mehr Masse bekommt. Wie das wohl klappt?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt