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Draco POV:
Ich lag einmal mehr wach in meinem Bett. Meine Gedanken kreisten wie verrückt um Blair. Sie so leiden zu sehen war schrecklich. Ich wollte ihr unbedingt Helfen, ich wollte sie in den Arm nehmen und ihr sagen, das alles wieder gut wird. Ihr all ihre Sorgen und Probleme nehmen. Ich wollte sie endlich glücklich sehen. Vor allem wollte ich der Grund dafür sein, das sie glücklich war. Blair war das komplette Gegenteil von mir, sie war ein lebensfroher, positiver und liebevoller Mensch. Ihre Art hatte etwas Faszinierendes an sich, sie sah in allem und jedem das Gute, sie hatte so viel Leidenschaft in sich und so viel Liebe. Außerdem war sie wunderschön.

Ihre großen blau-grünen Augen schimmerten je nach Lichteinfall wie ein Ozean oder ein Wald. Alleine mit ihrem Blick verzauberte sie mich und erst ihr Lachen, ihr Lachen war das schönste der Welt. Seitdem sie hier war, hatte ich es nicht einmal gehört, geschweige denn überhaupt ein Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen. Natürlich wusste ich, diese Situation war nicht einfach für sie, schließlich war sie einzig und alleine als Druckmittel hier. Aber wenn ich sie nur einmal zum Lächeln bringen könnte, es wäre ein wunderschönes Gefühl.
Fast so schön, wie unser Kuss.

Dieser Moment suchte mich so oft heim in meinen Träumen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich solche Gefühle für eine Person entwickeln könnte. Doch sie waren da und Blair war real. Doch ich wusste auch, dass es für uns nie eine Zukunft geben würde. Sie hatte es selbst gesagt. Es war ein Fehler - ich war ein Fehler. Bei diesem Gedanken verzog sich mein Magen, ihre Ablehnung tat weh. Deswegen musste ich einfach gehen. Sie so schwach zu sehen war schlimm und ich wollte ihr gerne helfen, doch damit wären meine Gefühle nur noch stärker geworden und das konnte ich nicht ertragen. Ich musste lernen, ohne sie zu leben. Egal wie der Krieg ausgehen würde, irgendwann würde der Moment kommen, wo sie das Manor verlässt und aus meinem Leben verschwinden würde - für immer.

Am nächsten Morgen war ich wieder einmal müde. Blair beschäftigte mich so sehr in meinen Träumen, ich schlief zu unruhig um mich erholen zu können. Mein Vater sah auch nicht besser aus. Mutter machte sich wirklich Sorgen um ihrem Zustand und war deswegen angespannt, was wiederum meinen Vater beeinflusste. Vor unserem Frühstück ging Mutter erst zu Blair. Als sie den Speisesaal betrat, konnte man ihr schon ansehen, das etwas nicht stimmte. Mein Vater kam gar nicht dazu zu fragen, sofort fing sie an zu reden. „Sie hat fast gar nichts gegessen von gestern Abend, sie ist schwach und das Fieber ist gestiegen. Ich weiß nicht einmal ob sie mich wahrgenommen hat, es schien als würde sie durch mich hindurch schauen. Wir müssen einen Heiler holen, sie braucht Hilfe."
Eindringlich sah sie meinen Vater an. Schließlich nickte er leicht. „Ich kümmere mich darum." Dann suchte sie meinem Blick, doch ich wich ihr aus. Sie wusste, dass etwas zwischen uns passiert war. Sie wusste, wann ich meine Fassade aufbaute, doch sie wusste auch, wenn ich nicht wollte, dann würde ich nicht reden. Doch ich wusste auch, das sie nicht einfach Locker lassen würde.

Sie meinte es nur gut, aber ich konnte nicht über Blair reden. Ich wusste doch selbst keine richtige Antwort und was ich mir dabei dachte. In ihrer Nähe schaltete mein Kopf sich aus und ich tat einfach, was ich eben tat. Nach dem Frühstück wollte ich wieder auf mein Zimmer, doch Mutter fing mich ab. Sie nahm meine Hand in ihre, schenkte mir ein aufmunterndes, aber schwaches Lächeln. „Du solltest dich ausruhen", sagte ich kühl zu ihr. Ich wusste, sie wollte über Blair reden, aber ich konnte und wollte einfach nicht. „Draco . .", fing sie vorsichtig an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich ließ sie stehen und in meinem Zimmer angekommen, versuchte ich meine Gedanken von Blair abzuwenden. Irgendwann klopfte es an der Tür, ich öffnete meiner Mutter. „Der Heiler ist da, ich möchte, dass du dabei bist."
Ich nickte und wir gingen gemeinsam in die Eingangshalle, um unseren Gast zu begrüßen. „Wo ist Vater?" Meine Mutter schwieg. Ich nickte nur wissend, er war vom dunklen Lord gerufen worden.

Unser Hauself erschien mit einem jungen Mann, er war vielleicht 3-4 Jahre älter als ich. Wieso hatten sie jemand so junges geschickt? Er lächelte freundlich, reichte meiner Mutter die Hand. „Sie müssen Mrs. Malfoy sein, mein Name ist Simon Bell." Auch mir wollte er die Hand reichen, doch ich schaute ihn missachtend an. Er war jung, anscheinend charmant und sah gut aus und gleich würde er mit Blair reden. Dieser Gedanke missfiel mir, aber sie brauchte seine Hilfe. Er stellte noch einige Fragen, Mutter erklärte ihm, das Blair auf laute Geräusche und Licht überaus empfindlich reagierte, sie Schmerzen hatte und vor allem ihre Kopfschmerzen unerträglich waren. In ihrem Zimmer angekommen, positionierte ich mich vor dem Fenster, somit konnte ich jede seiner Bewegungen sehen. Er setzte sich auf das Bett und nahm ihre Hand. „Blair?", seine Stimme war ein Flüstern, doch ich konnte ihn hören. Er kannte sie, überrascht wechselte ich einen Blick mit meiner Mutter, welche ebenfalls leicht irritiert aussah. Blair öffnete ihre Augen und zum ersten Mal, seit dem sie hier war, bildete sich ein ehrliches, liebevolles Lächeln auf ihrem Gesicht.

Ihre Stimme war nur ein Hauch, doch es war leise genug in dem Zimmer. „Simon." In ihren Augen lag so viel Gefühl, sie sah so glücklich aus - schwach aber glücklich.
Mein Magen zog sich zusammen, ich spürte ein merkwürdiges Gefühl aufkochen. „Ich werde dich jetzt Untersuchen, wir kriegen das wieder hin", flüsterte er ihr weiter zu. Aus seinem Koffer holte er sämtliches Zeug heraus, er horchte und tastete sie ab, schaute in ihren Mund, Augen und Ohren, drehte sie teilweise hin und her. Ich konnte dem Ganzen nicht länger zusehen, es machte mich unglaublich wütend, dass er sie die ganze Zeit berührte. Und das neue Gefühl wurde auch immer stärker, er war mir ein Dorn im Auge. Ich war eifersüchtig. Und zwar bis zum Platzen, wieso musste sie ihn kennen, wieso schaute sie ihn so vergötternd an? Ohne es mir richtig eingestehen zu wollen, wollte ich einzig und alleine, das Blair mich so anguckt.
Und zwar nur mich.

Endlich war er fertig. Er überreichte meiner Mutter eine Phiole. „Davon jeden Tag zwei Tropfen, am besten in einem Tee oder Saft, es schmeckt echt . . widerlich. Und die hier", er zog eine kleine Schachtel aus seiner Tasche. „Auch eine Tablette täglich. Die reichen für 2 Wochen. Dann sollte es ihr besser gehen, wenn nicht, muss ich unbedingt wieder kommen. Sie hat an sich nur einen harmlosen Virus, allerdings kann er sich bei einem schwachen Immunsystem und zu viel Stress auf das Nervensystem ausbreiten", sein Blick war ernst. Meine Mutter nickte und schaute besorgt drein. „Aber mit diesen beiden Mitteln, viel Ruhe und der richtigen Motivation zum Essen, sollte es ihr dann wieder besser gehen", er schenkte ihr ein Lächeln. Wir verabschiedeten ihn und sogleich ging meine Mutter schnellen Schrittes zur Küche.

Wenig später sollte ich Blair ihr Essen und die Medikamente bringen. Als ich ihr Zimmer betrat, schlief sie. Noch immer hatte sie ein kleines Lächeln auf den Lippen. Sie war  wunderschön und sah so friedlich aus. Es schmerzte zu wissen, dass ich für sie zu den Personen gehörte, die ihr all das Leid angetan hatten. Das Tablett stellte ich auf dem kleinen Nachttisch ab. Für einen kurzen Moment beobachtete ich sie noch, doch plötzlich öffnete sie ihre Augen. Überrascht, ein wenig erschrocken, aber auch fragend schaute sie mich an. „Dein Essen . . und . . die Medikamente . .", stotterte ich vor mich hin. Sie hatte mich überrascht und ich fühlte mich ertappt. Sie nickte. „Du kanntest ihn", ließ ich meinen Gedanken freien Lauf, den abwertenden Unterton in meiner Stimme konnte ich nicht verhindern. Ihre Augen wurden glasig, ihr Ausdruck traurig. „Er hat bei meiner Mum gelernt, ich habe ihn oft gesehen, wenn ich sie in den Ferien besucht habe", ihre Stimme war lediglich ein leises erdrücktes Flüstern. Ich biss mir auf die Unterlippe, warum nur hatte ich es angesprochen. „Es tut mir leid." Meine Stimme war ebenfalls nur ein Flüstern, aber es war die Wahrheit. Alles, was ihr passiert war und alles, was sie bis jetzt durchmachen musste, tat mir unendlich leid.

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