Feelings of guilt

Gefühle?

"Angie!! Wo bleibst du denn? Wir kommen noch zu spät ins Studio!!", schallte die vorwurfsvolle Stimme meiner Nichte durch das Haus. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und lief die Treppe hinunter. "Schh!! Nicht so laut, Vilu!! Wenn dein Vater uns hört...." Sie seufzte und sah mich schuldbewusst an. "Eigentlich wäre das das Beste. Dann müsste ich ihn nicht mehr anlügen." Sie hatte recht. Doch dann würde er auch herausfinden, dass ich im Studio arbeite und mich feuern. "Wir können es ihm nicht sagen. Jedenfalls noch nicht jetzt." "Ok. Dann lass uns jetzt losgehen, bevor Papa wirklich noch etwas mitbe-....." Weiter kam sie nicht, denn grade kam German aus seinem Büro. "Was soll ich nicht mitbekommen?" Fragend blickte er zwischen mir und Vilu hin und her. "Was soll ich nicht mitbekommen?", wiederholte er. "Vilu....ähm...also sie......", fing ich an zu stottern. "Ich treffe mich gleich mit Leon, Papa. Und bevor du jetzt anfängst mir irgendwas zu verbieten, gehe ich jetzt besser.", kam Vilu mir zur Hilfe und verschwand sogleich durch die Haustür. Verblüfft starrte German ihr hinterher. Er sah wirklich gut aus. Man konnte durch sein Hemd deutlich seine Muskeln erkennen. Wie es wohl in seinen Armen anfühlen würde.... Nein, stop so etwas darfst du nicht mal ansatzweise denken Angie Carrara!!! Mittlerweile hatte German sich aus seiner Starre gelöst und sah mich an. "Was ist nur in letzter Zeit mit ihr los??" "Sie wird erwachsen. Sie lernt ihre eigenen Wege zu gehen." "Wege in die Arme von Jungs die mit ihren Gefühlen spielen und sie ausnutzen, meinen sie?" "German! Soweit ich mir das vorstellen kann, waren sie auch einmal einer dieser Jungs und außerdem kenne ich Leon und er ist wirklich nett." "Na wenn sie das sagen. Aber sorgen sie bitte dafür, dass Violetta zum Mittagessen wieder Zuhause ist.", meinte er etwas widerwillig. Ich strahlte ihn an. Auch wenn er ein Sturkopf war, konnte er anscheinend doch auch manchmal nachgeben. Ich muss ihn wohl angestarrt haben, denn er fragte mich verwundert: "Was ist?" "Nichts.", antwortete ich, lief zu ihm und gab ihm einfach einen Kuss auf die Wange. "Garnichts." Ich nahm meine Tasche vom Sofa und ging zur Tür. Als ich diese hinter mir zuzog, sah ich noch wie er mir lächelnd nachblickte.

Auf dem gesamten Weg zum Studio hatte ich so gute Laune wie nie zuvor. Ich spürte ein angenehmes Kribbeln in der Magengegend. Das einzige an das ich dachte war German. Seine wundervollen braunen Augen. Aber halt. Nein. Bloß nicht so denken. Ich darf mich auf gar keinen Fall in German verlieben. Er ist mein Schwager, der Mann meiner Schwester!!! Und außerdem würde German solche Gefühle nie erwidern.

Als ich beim Studio ankam, rannte sofort Vilu auf mich zu und sah mich erwartungsvoll an. "Und?!" "Was und??", fragte ich. "Na du und Papa", antwortete sie, "Irgendwelche Fortschritte??" Sie war genauso neugierig wie ihre Mutter. "Fortschritte? Was für Fortschritte?" "Oh Angie", stöhnte sie genervt, "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Jeder Blinde mit 'nem Krückstock würde erkennen, dass sich da zwischen dir und Papa...ähm..sagen wir etwas anbahnt!" "Violetta! Dein Vater ist mein Vorgesetzer-nicht mehr und nicht weniger! Und außerdem hat er Jade." Sie grinste mich an. "Also du als Stiefmama wärst mir lieber! Und das Papa dein Vorgesetzer ist, ist kein Grund dafür, dass da nichts zwischen euch läuft." Ok, in dem Punkt hatte sie recht. "Jetzt ist aber gut, Vilu. Der Unterricht beginnt gleich. Mit diesen Worten lief ich an ihr vorbei ins Studio.