«3» ...aber Geschenke machen alles besser

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𝔰𝔬𝔫𝔤: in the air tonight,
Phil Collins

𝕷angsam wurde es dunkel. Ich blickte auf meine dunkelrote  Holzuhr - Ja, sowas gibts wirklich. Auch in wahnsinnig billig, zu meinem Glück - und erschrak.

Shit happens! Schon zehn vor fünf.  Langsam sollte ich mich wirklich daran gewöhnen, zeitiger als halb fünf loszugehen, wenn das Training um startet und man einen halbstündigen Fußmarsch vor sich hat.

Ich fing an zu rennen. In meinem Ohr verhallte langsam "The Spectre" von Alan Walker und die Einleitingsbässe von "Giants" erklangen. Die Imagen Dragons waren wirklich einfach spitze. Kein Wunder also, dass ich, ohne es zu merken, ich leicht zum Beat der Musik mitnickte, als ich die schwere Mahagonitür des dunklen Gebäudekomplex des Karatevereins aufschob.

Es quitschte fürchterlich.
,,Oh, Mann. Wan wurde die denn das letzte Mal geölt ?" Murmelte mein Mittrainierender und bester Kumpel Lucas, der hinter mir in die Eingangshalle geschlüpft war.

Da es draußen schon beinahe dunkel war, waren hier schon die Lampen angezündet worden und hüllten den, mit Eschenholz vertäfelten Raum, in warmes Licht. Über dem Empfangstresen schwebte der silberne Kronleuchter wie ein Heiligenschein und tat zusammen mit den Pokalen, die alle reihenweise entlang des Weges zum Tresen aufgestellt waren, seinen Job zum Beeindrucken der Neuankömmlinge.

Diejenigen, die aber, wie ich schon seit Lebensanfang hier mitmischten, imponierte das Gepranze schon lange nicht mehr. Wir sahen eher die Taten hinter den Auszeichnungen.

Der goldene, verschlungene da rechts zum Beispiel wurde damals von Lucas in Ungarn erzielt. Mehrere seiner Gegner, die damals von ihm besiegt worden waren, hatten sich zusammengetan, um ihn nach der Siegerehrung hinter der Halle aufzulauern und ihm sonstewas anzutun. Bloß dumm für sie, dass wir als ganzer Verein, da langgekommen waren und sie gemeinsam so zusammengefaltet hatten, dass sie sich von da an genau überlegten, wen sie schief anschauten und wen nicht.

Amüsiert betrat ich die rechte der beiden Treppen, die beiseitig vom Tresen geschwungen zu den beiden Umkleidekabinen nach oben führten. Während Lucas die andere Treppe nach oben sprintete, bemerkte auch ich mit einem Blick auf die Uhr, dass ich mich beeilen sollte.

Bock auf zehn Liegestütze wegen Verspätung hatte ich nämlich nicht! Schnell schlug ich die Kabinentür zu, wuchtete meine Tasche auf eine der freien, weißen Holzbänke und riss sie auf. Kopfhörer raus, in die Tasche. Jeans aus, Anzughosen an. T-shirt aus, BH mit Sport-BH wechseln und die Anzugsjacke drüberziehen. Die gleiche Prozedur auch mit meinem Gürtel. Socken einfach in die Tasche geschmissen, in der Halle durften wir aus Tradition...und sagen wir Verletzungsgefahr, keine tragen. Kurz noch Pferdeschwanz straff gezogen und fertig.

Schwungvoll öffnete ich die Tür und trat mit meiner zusammengequetschten  Wasserflasche - die ich ausnahmsweise mal nicht vergessen hatte - in das Dojo. Ich fing an, meine Ärmel auf Ellenbogenhöhe hochzurollen. 

Wie immer war der Boden mit den roten und blauen Mattem ausgelegt und die Fenster geschlossen, da wir Ende Herbst, November, nur Stoßlüften sollten. Die Holzvertäfelte Wand war wie immer mit Flaschen vollgestopft und an der Decke leuchteten die leicht gelblichen Neonlampen.

Meine Flasche landete bei den anderen am Rand und ich fand mich zusammen mit Lucas, der gerade aus der Männerumkleide gesprintet kam und seine Flasche ebenfalls zu den anderen warf, an der roten Linie an der Fensterseite der Halle ein.

Insgesamt hatte das Dojo eine ganz beachtliche Fläche. Als Rechteck lag es im zweiten Stock des Vereinsgebäudes über dem Aufenthaltsraums. Betreten werden konnte die zehn mal zwanzig Meter Halle durch drei Türen, zwei davon Kabinentüren, durch die Lucas und ich jeweils durchgekommen waren. Die dritte befand sich direkt über dem Tresen, zwischen den Umkleidetüren, und war circa in der Mitte der Halle, gegenüber den Fenstern, an der Wand gelegen.

𝐀 𝐑𝐨𝐚𝐫 𝐟𝐫𝐨𝐦 𝐈𝐜𝐞 𝐚𝐧𝐝 𝐅𝐢𝐫𝐞 - 𝐓𝐡𝐫𝐚𝐧𝐝𝐮𝐢𝐥/𝐇𝐨𝐛𝐛𝐢𝐭 𝐟Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum